Aachen gegen Arminia 0:1 – Flaute im Sturm (Wortspiel)

Aachen gegen Arminia 0:1 – Rundumbeobachtungen von Jan-Hendrik Grotevent

Sommerzeit! Gerade einmal ein paar Stunden ist die offiziell helle Jahreszeit alt und da heißt es schon: Hallo Regionalliga West, Hallo Aachen, Hallo Alemannia!

Aachen gegen Arminia

Schauplatz der im folgenden rundumbeobachteten Ereignisse ist der Sportpark Soers, gelegen im Hinterland des Aachener Tivoli.

Im Sportpark Soers treten neben anderen Aachener Vereinen auch die Jugend- und Frauenteams des TSV Alemannia an.

Unter anderem aus Landesfördermitteln ist der Sportpark Soers in den letzten Jahren umfassend saniert worden. Trotz der großen Fläche und der kompakt angeordneten Mehrzweck- Sportanlagen ist das Gelände vor allem eins: Gemütlich. Das Vereinsheim mit den Umkleidekabinen hat eine große Terrasse mit modernem Außenmobiliar, gesäumt von Bäumen und Büschen. Schon heute, nach ein paar Stunden Sommerzeit, kann man draußen sitzen. Wenn die Bäume erstmal im vollen Grün sind, dürfte das ein richtig geniales Ambiente für eine Grillfete sein.

…und die Blauinnen bekommen Naturrasen beschert.

Zwar haben wir uns den Serverraum etwas imposanter vorgestellt,…

…aber der Sportpark Soers ist nach der Sportanlage Unterstadt in Kleve der nächste Beleg dafür, dass man den etwas muffigen Begriff der „Bezirkssportanlage“ auch modern, leicht und auf vielfältige städtebauliche Art interpretieren kann. Schön hier!

Nun aber zur Sache. Den Begriff Sommerzeit sollte man nicht falsch einschätzen. Zwar scheint die Sonne über Aachen, aber es wehen fiese, eiskalte Sturmböen über den eben erwähnten Naturrasenplatz. Der Spielfeldrand wähnt sich präpariert („Ich habe extra die Fahne auf den Nationalmannschaftfahnenstock gezogen“), das erweist sich allerdings als Irrtum. Mehr als einmal machen sich die Fahnen in Richtung Böschung selbständig. Hoffen wir mal, dass der schwarzweißblaue Sturm genauso weht.

In den ersten Minuten des Spiels geben die Blauinnen sich alle Mühe, gegen die Böen an zu stürmen. Sie kombinieren sich schnell nach vorne, schnüren die Alemannia am eigenen Strafraum ein und haben erste Viertelchancen.

Erst nach etwa einer Viertelstunde können sich die Gastgeberinnen befreien und feuern den ersten richtig gefährlich Torschuss der Partie ab. Das Spiel hat seine munterste Phase, es geht gut hin und her, bei leichter schwarzweißblauer Feldüberlegenheit.

Und dann… ja dann… dann legt sich der Sturm. Also, zumindest auf dem Platz. Über dem Platz jagen immer noch die Windböen, die jeden langen Ball so aus der Flugbahn bringen, dass zu befürchten ist, dass das Spielgerät aus Belgien zurückgeholt werden muss. Muss es übrigens nicht, denn am Spielfeldrand haben sich zwei kleine Jungs zu Ballholern ernannt und rennen jedem weggewehten Pass mit einem lauten „Balljunge!“ hinterher.

Der Einwurf ist der Standard des Spiels. In der ersten Halbzeit gibt es so viele Einwürfe auf Arminias rechten Angriffseite, dass man sich fragen muss, ob Zelin Preuß und ihrem Aachener Gegenüber nicht die Arme noch eher lahm werden als die Beine. Was übrigens einiges über die Qualität aussagt, die das Spiel inzwischen erreicht hat.

Die Blauinnen haben offenbar vor, sich bis ins Tor zu kombinieren. Aber Aachen verteidigt aufmerksam. Die zündende Idee fehlt. Die Gastgeberinnen tauchen einmal frei vor Tor-Lisa auf, die gerade noch rechtzeitig zupacken kann, Barke Riekhausen verzieht einen Distanzschuss knapp, aber das war es auch an Highlights. Insgesamt sind die Blauinnen dem 1:0 näher, aber Gütersloh ist auch näher an Los Angeles als Bielefeld.

Tja, gibt nicht viel zu berichten. Vielleicht noch zu erwähnen, dass der Sportpark Soers nicht nur in der Nähe des Tivoli, sondern auch im Schatten des CHIO steht. Wusstet Ihr dass das „O“ in CHIO, wenn es um Pferde geht für „Officiel“ steht, aber für „Opel“ wenn es bei CHIO um Chips geht? Nicht? Ist Euch auch egal? Okay. Dann guckt das Spiel. Aber mault nicht rum, wenn Euch die Kurzweil fehlt.

Wenigstens legen die Blauinnen vor der Pause noch eine Schippe drauf. Inci Fenu und Hännah Wehmeyer (weibliche Florian Wirtz) haben noch halbe Chancen. Am Spielfeldrand singt derweil eine junge Familie das Lied von „Backe Backe Kuchen“ und vergisst „Schieb schieb in’n Ofen rein.“ Passt ja. Ins Tor reinschieben wurde auch vergessen.

Halbzeit. Apropos Backe Backe Kuchen… bekanntlich ist dies heute ein Drittliga- Duell und ebenso bekannt ist, dass die Kerls eben dieses Drittliga- Duell nächsten Samstag neu auflegen. Da ist es doch toll, wenn einem die Champions League begegnet. Vor allem, wenn dies in Form von Käsekuchen passiert. Der Käsekuchen von Alemannia Aachen räumt echt alle Trophäen ab! Sen- sa- tio- nell! Und das, obwohl nach Rundumbeobachters letztem Besuch mit Blauinnens in Aachen mit Remoulade auf dem Käsebrötchen schlimmstes für heute zu befürchten war…

Das Spiel setzt sich in der zweiten Halbzeit recht remouladig fort. Windig über dem Platz, windstill auf dem Platz. Beide Mannschaften geben kämpferisch alles, spielerisch fehlt aber die richtige Idee. „Ich finde, die Pässe sollten ankommen“, statuiert der Spielfeldrand. Nun, das ist dessen Meinung. Inhaltlich teilen die Spielerinnen dies sicherlich. Praktisch gestaltet sich das schwierig. Aachenerinnen und Blauinnen neutralisieren sich.

Die Balljungen haben ihr Ehrenamt eingestellt, nun muss Marie Bärenwaldt die Böschung rauf und das Leder holen. Übrigens, falls es mal nicht weiter geht oder die aktuelle Beschäftigung zu langweilig wird, hier ein lustiges Spiel, dass dem Verrückten Haufen mit Fahnen auf dem Rückweg während einer Vollsperrung der A2 bei Oelde eingefallen ist: Die Spitznamen der Blauinnen zur allgemeinen Erbauung vorlesen und sich selber welche ausdenken.

Wie zum Beispiel „Spritspender“, die dem Rundumbeobachter eine Liste mit den Spitznamen der gesamten Mannschaft durchgefunkt hat, um dessen Texte damit zusätzlich zu würzen. Wie etwa „Barke Riekhausen“ oder „Zelin“ oder „Hännah Wehmeyer (weibliche Florian Wirtz)“. Oder „Spritspender“, „Sprit Bender“, „Griddy“ oder „Brit Gender“.

Einen Schuss Würze im Spiel, das so allmählich zu Ende geht, gibt die eingewechselte Pauli- ihr Schuss geht knapp am Tor vorbei. Ein Distanzschuss entscheidet dann auch die Partie. Zoffia Thiemann fasst sich ein Herz und haut den Ball aus 18 Metern in den Knick. Aus- wärts- sieg!

Starke Wadersloh- Vibes an diesem Sonntag Nachmittag. Aber am Ende zählt das Ergebnis. Was das Spiel nicht schöner macht, aber es egal macht, dass es das Spiel nicht schöner macht. Der Ausflug nach Aachen war schön, mit einem Auswärtsdreier der Blauinnen erst recht!

Mehr Fotos zum Spiel

Für zeitloses Lesevergnügen ist die „Fußballfibel DSC Arminia Bielefeld“ empfohlen. Da stehen viele Lagerfeuergeschichten drin, auch über die Blauinnen. Die Fibel gibt es bei Thalia. Oder bei amazon. Oder im Fanladen. „90 Minuten Arminia“ habt Ihr schon…?

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