Arminia gegen 1 FC Köln U23 3:0 – Rundumbeobachtungen von Jan-Hendrik Grotevent
Die Schlussphase in der Frauen- Regionalliga West ist in vollem Gange und im Gegensatz zu den Vorjahren ist die Saison für Blauinnens trotz vier noch ausstehender Ligaspiele so ziemlich vorbei. In der Liga geht es bestenfalls um die Vizemeisterschaft hinter dem bereits als Meister feststehenden VfR Warbeyen. Und nachdem Ausscheiden im Westfalenpokal findet zum ersten Mal seit drei Jahren das Finale des Wettbewerbs ohne schwarzweißblaue Beteiligung statt.

Allerdings hat man in den Vorjahren ebenfalls gesehen, dass Arminias Frauenteam gerade in den letzten Spielen einer Saison befreit und locker aufspielt. In der Schlussfolgerung ist also ein nettes Fußballspiel zu erwarten, wenn die Blauinnen die U23 des 1.FC Köln empfangen, nich‘ wahr?

Jedenfalls legen die Mädels rasant los. Schnelle Antritte, gut überlegte Pässe, stark in den Zweikämpfen. Der Spielfeldrand hat ein gutes Gefühl. Zumal die Kölnerinnen so ihre Probleme mit der Torauslinie haben und ab und an hinter selbiger klären. Ein Tor liegt in der Luft, und wenn es ein Kacktor ist.

Es ist dann aber ein schön herausgespieltes Tor: Die Blauinnen setzen sich über die linke Seite durch, Barke Riekhausen versenkt das flache Anspiel. Yeeeah! 1:0 nach neun Minuten. Arminia ist gut gestartet und hat sich früh mit der Führung belohnt- das ist doch schon mal besser als in einigen Spielen der Saison. Wie etwa im Hinspiel.

In der Schlussfolgerung heißt das auch, dass die Blauinnen jetzt richtig ins Rollen kommen. Und tatsächlich: Nach dem 1:0 sind die Mädels weiter flott unterwegs. Sie gewinnen die Zweikämpfe, erobern sich die zweiten Bälle, versuchen, sich durchzuspielen. Und auch Tor- Lisa ist auf dem Posten, als die Kölnerinnen das erste Mal gefährlich durchbrechen… und langsam aber sicher anfangen, dagegen zu halten.

Die erste Halbzeit neigt sich dem Ende zu und der Nachwuchs des weiblichen EffZeh erhöht den Druck. Dass die Gäste mittlerweile gleichauf in den Spielanteilen sind, zeigt die Tatsache, dass erst Sophie Thiemann und dann nahezu im Gegenangriff die Kölnerinnen das Gestänge treffen. Und gerade, als die Jung- Geißen dabei sind, den Blauinnen nachhaltig die Butter von der Stulle zu kratzen, kommt der Pausenpfiff. Passt in den Kram.

Halbzeit. Da parkt der Mannschaftsbus der Kölnerinnen. Da parkt er doof, Rettungszufahrt. Da parkt der mürrische Kölsche Busfahrer den Mannschaftsbus um. Da parkt er ihn nachher auf der Straße. Da parkt er die Straße zu. Dass ein Bus auch so groß sein muss.

Unabhängig davon, ob es noch um was geht oder nicht, eins wird nie besser und das sind literarisch unerträgliche Fußballphrasen, die eine Spielphase darzustellen versuchen. Wie zum Beispiel die hier zu den ersten zehn Minuten der zweiten Halbzeit: Die Blauinnen sind um strukturiertes Spiel bemüht, müssen aber bei Kölner Kontern aufpassen. Wieso „aber“? Sonst nicht? Und wie bemüht man sich um strukturiertes Spiel? Zu sehen ist das: Arminia hat mehr Ballbesitz, die Kölnerinnen spielen gelegentlich schnell nach vorne. Schließen wir diesen Absatz mit einer der schlimmsten Fußballphrasen überhaupt: Ein Tor würde dem Spiel gut tun.

Und das fällt auch prompt, und auch auf der richtigen Seite. Pia Schmidt geht auf halbrechts bis zur Torlinie durch. Sie flankt die Murmel rein, trifft eine Kölnerin, bekommt den Ball nochmal, gibt ihn quer durch den Strafraum, da ist Zoffia Thiemann, die bekanntlich weiß, wo das Tor steht. 2:0 „Habt Ihr mein Tor gesehen?“. Haben wir, Soffes, haben wir.

Wir sehen auch das Tor von Joseph Hampel, die sieben Minuten später freigespielt wird und sowieso weiß, wo sich das Gehäuse befindet. Saisontor Nr. 11 für Arminias Nr. 27.

Damit ist das Ding zu sieben Achteln durch, die Kölnerinnen geben sich allerdings nicht auf. Da die Blauinnen wacker dagegen halten, geht die eben noch so bemühte Struktur etwas verloren, die Gewühlszenen häufen sich. Es gibt die gelbe Karte für Tor- Lisa, die rustikal vor dem eigenen Strafraum klärt. Und es gibt Gelb für Zoffia Thiemann, die erst das Jersey einer Gegenspielerin zerrupft und dann mit dem Freistoß gegen sie nicht einverstanden ist.

Köln bleibt gefährlich, Tor-Lisa muss noch ein paar Mal eingreifen. Und was die Torauslinie in den ersten Minuten des Spiels für den EffZeh war, ist die kalibrierte und nach der Atomuhr geeichte Abseitslinie im zweiten Durchgang für die Unparteiischen: Verdammt ungenau. Ein paar Mal werden Konter der Blauinnen weg gewunken- oftmals diskussionswürdig.

Die Schlussphase beschränkt sich darauf, dass zu sein, was sie per Definition ist: Die Phasse vor dem Schlusspfiff. Ohne Drama, ohne besondere Höhepunkte. Mit 3:0 schlagen die Blauinnen die U23 des 1.FC Köln, die besser spielte als es das Ergebnis vermuten lässt.

Die Schlussphase in der Frauen- Regionalliga West ist in vollem Gange und im Gegensatz zu den Vorjahren ist die Saison für Blauinnens trotz drei noch ausstehender Ligaspiele so ziemlich vorbei. In der Liga geht es bestenfalls um die Vizemeisterschaft hinter dem bereits als Meister feststehenden VfR Warbeyen. Falls beim VfR nicht alles glatt läuft, könnte das sogar den Zweitliga- Aufstieg bedeuten…

…doch träumen wir nicht von etwas, zu dem die Blauinnen noch nicht bereit sind und in das sie bestenfalls unabsichtlich hineingeraten können- mit wahrscheinlich entsprechendem Ausgang. Ärgern wir uns aber auch nicht über die Tatsache, dass es in den Restspielen nur noch um Holz geht. Freuen wir uns stattdessen darüber, dass die Blauinnen einen kleinen Angstgegner besiegt haben, der ihnen die letzte Liga- Heimniederlage bescherte. Freuen wir uns darüber, dass diese Niederlage fast ein Jahr her und die Postheide zur Festung geworden ist. Un freuen wir uns ganz besonders für Rieke Barkhausen, die nach knapp fünf Jahren aufopferungsvollem Spiel und immer vollem Einsatz ihr erstes Tor für Arminia erzielt hat!

Für zeitloses Lesevergnügen ist die „Fußballfibel DSC Arminia Bielefeld“ empfohlen. Da stehen viele Lagerfeuergeschichten drin, auch über die Blauinnen. Die Fibel gibt es bei Thalia. Oder bei amazon. Oder im Fanladen. „90 Minuten Arminia“ habt Ihr schon…?



