Arminia gegen Alemannia Aachen 9:1 – Absolut Rollen, Gönnen, Freuen

Arminia gegen Alemannia Aachen 9:1 – Rundumbeobachtungen von Jan-Hendrik Grotevent

Die rundumbeobachtete Partie der Regionalliga West heißt Arminia gegen Alemannia Aachen und wir müssen das Vorgeplänkel schnell hinter uns bringen. Denn die ausgeglichenen und unspektakulären ersten zehn Minuten des Spiels sind die Ruhe vor dem Tsunami. Also: Kein Regen, aber grauer Himmel, die Linie 94 ist pünktlich, es gibt immer noch keine Waffeln auf der Postheide. Und jetzt lasst es rollen.

Arminia gegen Alemannia

Ein Freistoß von halblinks wird kurz Richtung Eckfahne gespielt. Leonie Heitlindemann erläuft den Pass, flankt die Kirsche hoch rein… und 1:0. Der Rundumbeobachter ist sich relativ sicher, dass die Aachenerinnen sich die Murmel selbst reingeköpft haben. Ein Moment des Blackouts, wie man ihn beim Fußball ab und an erlebt. Postheide- Stimme Schöni schenkt das Tor Jocy Hampel. Und geben wir ihm mal recht. Jocy ist ja’ne Nette, gönnen wir Ihr das Tor.

Arminia gegen Alemannia

Zumal wir uns kurz darauf über ein unzweifelhaftes Jocy- Tor freuen dürfen. Wieder kommt der Ball von links. Die in gelb gekleideten Gäste können zunächst abwehren, aber Jocy ist da und versenkt den zweiten Ball. Arminia? Zwei! Alemannia? Null!

Wir haben es ja ab und an schonmal erlebt: Wenn die Blauinnen früh führen, dann rollt es. So auch heute, erst recht mit zwei Buden auf der Habenseite. Arminia steht hoch, stört das Spiel der Gegnerinnen schon in deren Strafraum und geht sofort auf die Torchance. Sophia Thiemann und Emmy Klingen versuchen es aus der Distanz, Jupi versucht es mit Solo- Lauf und elegantem Schlenzer.

Es gab mal Zeiten bei Arminia, da sang man: „Oh, wo bleibt das 3:0?“. Da diese Zeiten lange her sind und es bei Ostwestfalens Gloria nicht allzu oft Gelegenheit gibt, das dazugehörige leicht überhebliche Gefühl auszuleben, gönnen wir es uns einfach mal. Wo bleibt es denn? Vermutlich fällt es über links. Links war nicht nur bei den bisherigen zwei Toren Aachens Achillesferse. Man denkt gerade drüber nach, da schießt Leonie Heitlindemann. Von rechts. Der Ball senkt sich ins Netz.

Aachen kommt erst Mitte der erste Halbzeit bei einem Freistoß zum ersten Abschluss. Das Frauenteam ist den zur Zeit viel gefeierten Herren der Alemannia um ein Jahr voraus mit dem Drittliga- Aufstieg. Heute kommen sie nicht zum Zug. Tatsächlich sind sie den Blauinnen nur einmal voraus: Vor dem Anpfiff, als die Alemanninnen schon auf dem Platz stehen, aber nochmal zum Spielfeldrand müssen, um mit Arminia zusammen stilecht auf das Feld zu ziehen.

Mit einem 3:0 im Rücken ist richtig Schwung drin bei Blauinnens. Richtig schönen Fußball bieten uns die Mädels an. Gelungene Kurzpass- Kombinationen, präzise gespielte Seitenwechsel. Gefällt!

Wenn es rollt, darf die Jupizierung nicht fehlen. Platzverweis oder Tor? Tor! Arminia kombiniert sich durch den Aachener Strafraum. Jupi wird in der Mitte angespielt, setzt sich gegen zwei Gegenspielerinnen durch und trifft. Das 4:0 ist die letzte Aktion der ersten Hälfte, in der er sich die Blauinnen so richtig gegönnt haben.

Halbzeit. Benzin für weiße Brasilianerinnen. „Kriegen wir die Pommes in der Schale?“. Nein, die esst Ihr aus der hohlen Hand wie alle anderen auch. Und wenn die Grit sich noch so echauffiert.

Für die, die später eingeschaltet haben: Nein, die Überschrift ist kein Rechtschreibfehler. Die Blauinnen werden 9:1 gewinnen und Jocy Hampel wird jede Menge Tore schießen. Alle sagen: Insgesamt Fünf, bis auf den Rundumbeobachter, der das 1:0 zum Eigentor deklariert. Aber nun schließe ich mich endgültig an, da Jocy mit fünf Toren zehn Saisontreffer hat und das liest sich cool. Also schnürt Jocy mit dem 5:0 ihren Dreierpack. Freistoß von rechts, Kopfball Jocy Hampel – Drin.

Zur Halbzeit ist Anna Czekalla eingewechselt worden. Und wenn die Tore schießt, schießt sie die ausgesprochen elegant. Wie zum Beispiel das 7:1, dass sie in etwa 20 Minuten erzielen wird- ein stylisher Chip ins lange Eck. Das 6:0 ist etwas profaner- Aachen verdaddelt den Ball im eigenen Strafraum und „Schagalla“ hat keine Probleme, die Pille ins leere Tor zu schieben.

„Besser verteidigen…“, ruft die Aachener Bank und das hat nach einem halben Dutzend Gegentoren etwas Tragisches. Tatsächlich lässt sich erahnen, dass Alemannia spielerisch durchaus etwas drauf hat. Aber wenn die Blauinnen ins Rollen kommen, kannste ihnen den Himalaya in den Weg stellen und der ist nachher Staub.

Schade eigentlich, dass das noch zu selten passiert. Also… rollendes Arminia-Spiel, nicht der Himalaya im Weg. Aber genießen wir das hier und jetzt und die Tatsache, wie angenehm ein Spiel mit 6:0- Führung ist. Das denken sich die Blauinnen auch und schalten erstmal einen Gang zurück. Und Aachen spielt sich durchaus sehenswert durch und trifft zum 6:1.

Kurz zum SchiRi: Etwas inkonsequent bei der Bewertung von Zweikämpfen. Heftige Grätschen laufen weiter, ein Griff an die Schulter ist eine Gelbe Karte. Rike Tolkmitt muss da auch nochmal nachfragen…

…ist aber Peng bei dem Spielstand. Was noch? Ach ja, der elegante Chip der Frau Schagalla. Kommt jetzt. Das ganze Team freut sich mit Anna Czekalla über ihren Doppelpack. Und der Spielfeldrand freut sich mit.

In der Schlussphase lässt Arminia es nochmal rollen. Die letzten beiden Tore fallen so schnell, da kommste mit dem Dokumentieren gar nicht mehr hinterher. Wenigstens musste die Torschützin nur einmal hinschreiben: Jocy Hampel. Ihre Tore vier und fünf im Spiel, Ihre Tore neun und zehn in der Saison, Arminias Tore neunundvierzig und fünfzig in der Saison. Ende, aus, Kantersieg!

Ohne Übertreibung und ganz bestimmt ohne Respektlosigkeit gegenüber Alemannia Aachen: Das Spiel lief so, wie sich das Ergebnis liest. Macht Spaß bei den Frauen!

Mehr Fotos

Für zeitloses Lesevergnügen ist die „Fußballfibel DSC Arminia Bielefeld“ empfohlen. Da stehen viele Lagerfeuergeschichten drin, auch über die Blauinnen. Die Fibel gibt es bei Thalia. Oder bei amazon. Oder im Fanladen. „90 Minuten Arminia“ habt Ihr schon…?

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