Arminia gegen Bochum 6:1 – Schwarzweißblaue Wonne und Daria Wosz

Arminia gegen Bochum 6:1 – Rundumbeobachtungen von Jan-Hendrik Grotevent

DARIUS WOSZ! MOMO DIABANG! BXXXUM!

So. Jetzt, wo ich durch wirksames Antriggern Eure Aufmerksamkeit erlangt habe: Arminia gegen Bochum. Ohne Darius Wosz und Momo Diabang. Auch nicht mit Daria Wosz und Moma Diabang. Auch nicht mit Polizei und schlagkräftigem Anhang. Dafür mit Valentina Vogt (Ex-Blauin beim VfL) und Sarah Grünheid (Ex- Bxxx bei den Blauinnen). Und einem Bochum-Fan, der im Laufe des Spiels noch eine undankbare Aufgabe hat. Doch der Reihe nach.

Arminia gegen Bochum

Der VfL spielt in Grün. Habe ich so auch noch nicht gesehen. Vielleicht habe ich es auch vergessen, der VfL hat ja in den letzten Jahren und Jahrzehnten einiges an Trikot-Fashion angeboten. Stichworte: Lottofirma und Discounter. Das Spiel ist zehn Minuten am Rollen, der Spielfeldrand ist kaum mit dem Missfallen über das Abschneiden der Herren fertig, als Bochum einen kurzen, sehr kurzen Rückpass spielt. Den kann Maxi Birker erlaufen, an der Torhüterin vorbei- und im Tor ablegen. Grün ist die Farbe der Hoffnung und wohl auch der Sorglosigkeit. Es wird heute öfter der Eindruck entstehen, dass die Blauinnen bloß auf Rückpässe der Gäste warten müssen.

Aber darauf soll es nicht ankommen. Die Blauinnen sind schließlich die Blauinnen und brauchen auf gar nichts zu warten, die können es auch so. Sophia Thiemann kommt mit dem Rücken zum Tor an den Ball, aus der Drehung um die Gegenspielerin haut sie die Kirsche rein. Das gibt gute Laune! Bei den Mädels auf dem Platz, die mit der Doppelführung im Rücken befreit aufspielen und beim Anhang, der „Macht sie fertig!“ brüllt. Yeeeah, zeigt es Daria Wosz!

Auch Giustina Ronzetti weiß, wo das Tor steht. Sie wird halbrechts im Strafraum eingesetzt und vollstreckt. Arminia? Drei! Daria Wosz? Null. Seien wir ehrlich, wann kommen wir Arminen schon mal in die Situation, nach 24 Spielminuten nicht über Siege, sondern über die Höhe der Siege rum zu philosophieren? Das tut der Spielfeldrand nämlich. Und der tut es gegen Bochum und Daria Wosz besonders gerne. Rechnungen, die damals schon nicht mehr offen waren, doppelt und dreifach bezahlen.

Drei Tore für Arminia, drei Torschützinnen. Aber Moment, da fehlt doch eine…Im Kasperletheater ließe ich jetzt das Publikum ganz laut „SARAAAAH!“ rufen. Hier natürlich. Denn erstens ist hier Derby, und zweitens braucht man Sarah nicht rufen, die knipst von alleine. In der 29. Minute. 25. Saisontreffer. Dat is…dat is…eine gelungene Großaufnahme wert.

Bochum spielt tapfer mit, die Blauinnen sind jedoch tatsächlich die vier Tore besser. Rückpässe kann der VfL immer noch nicht. Maxi Birker schon, nur dass sie diesmal ein Laufduell gewinnen und an der Torhüterin Maike Vogel vorbeischießen muss. Fünf Null, nach 32 Minuten. „So gehen die Bochumer…[usw.]“ singen sie am Spielfeldrand. Einen Chant, den die Bochumer weiland erfanden.

Danke für diese subtile Daria Wosz-Ironie, lieber Spielfeldrand. Und jetzt zum einzigen mir offenbar gewordenen VfL-Sympathisanten: Der steht auf der kleinen Rasenanhöhe am Spielfeldrand und muss den Zwischenstand nach Bochum durchtelefonieren. Mit einem Gesicht irgendwo zwischen Zahnschmerzen und „Daria, ich weiß nicht, wie ich es sagen soll, aber Dein Opel steht im Obersee.“. Sonst gibt es bis zur Pause nix mehr zu erwähnen.

Halbzeit. „Ohne Kaffee wär’n wir gar nicht hier…“, verkündet eine Spaßstimme im Vereinsheim. Kapier ich nicht. Ich bin auch ohne Kaffee hier. Deswegen hole ich mir ja einen. Außerdem kann man auch ohne Kaffee im Vereinsheim sein. Oder mit Kaffee am Spielfeldrand. Oder sowieso oder überhaupt.

Die zweite Halbzeit beginnt mit einem direkten Freistoß für Arminia, zentrale Position, 18 Meter und einem Sarah-Hammer zum 6:0. Drum Freude am Spielfeldrand herrscht, das weiß bei uns ein jeder. Das halbe Dutzend ist voll. Der VfL spielt in der zweiten Hälfte etwas offensiver, zweimal muss Vivien „Sparrenburg“ Brandt den Ball schnappen.

Arminia hat auch ein paar Chancen. Maike Vogler kann sich ein paar Mal auszeichnen, einmal kracht der Ball an die Latte. Sonst schalten die Blauinnen einen Gang zurück und lassen den Ball ein bisschen laufen. Ohne dicke Chancen, sieht aber trotzdem gut aus. Aufmerksam, aus einem Guss. Gutes Spiel!

Sogar Wuckel ruft heute nur so Dinge wie „Schön gespielt, Mädels!“. Ohne erhitztes Timbre. Sei ihm gegönnt. Auch das Publikum am Spielfeldrand gönnt sich, und zwar schwarzweißblaue Hochmut. „Kommt Mädels, einen noch für den Präsidenten!“. Als würden sie im Vereinsheim ein Pils bestellen. Szenenapplaus für jeden gewonnenen Zweikampf. Wonnegegrunze bei jeder gelungenen Ballstafette. Arminia gucken kann so schön sein…

Es ist Herbst und dem livetickernden Rundumbeobachter werden allmählich die Flossen klamm. Wie wird das erst im Dezember? Oder fällt dann wieder alles aus? Nebendran treffen Zweite Mannschaft nebst Gegnerinnen ein, auch denen ist kalt. „Wo können wir uns warmmachen?“. Wo ein Wille ist, ist auch Stück Rasen.

„Spitzenreiter, Spitzenreiter, Hey, Hey!“, schallt es vom Spielfeldrand, und genauso spielen die Blauinnen. Schon in der ersten Halbzeit wurde laut der Wunsch „Heute mal zu Null spielen!“ geäußert. Is aber auch heute nich‘. Mit einem überlegten Abschluss trifft Gizem Kilic zum 6:1 und „feiert sich, als wär’s der Siegtreffer“. So sehen das ein paar ihrer Mannschaftskameradinnen, die sich schon mal auf den Weg Richtung Kabine machen.

Auf das Gegentor reagiert Arminia mit ein paar wütenden Angriffen. „Der Präsident ist noch da!“, ruft der Spielfeldrand. Und wartet auf sein Tor oder sein Pils. Heute wird aber nicht mehr eingeschenkt, 6:1 ist der Endstand.

Bochum abgezogen und sich an Daria Wosz für irgendwas gerächt. Kann man dazumischen, wie man möchte. Sonst war es ein einmal mehr toller Auftritt von Arminias Frauen. Kämpferisch und spielerisch in jeder Hinsicht überzeugend. Bocholt, sie kommen!

Das Bielefelder Glückshormon reitet selig in den Sonnenuntergang (demnächst vielleicht auch wieder auf einem Stier)

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