Arminia gegen Borussia Dortmund 0:3 – Überholt

Arminia gegen Borussia Dortmund 0:3 – Rundumbeobachtungen von Jan-Hendrik Grotevent

Arminia Bielefeld gegen Borussia Dortmund, das ist doch mal eine Paarung! Und dann auch noch ein Halbfinale! Da kann man schonmal zur Postheide juckeln. Entsprechend voll ist auch die 94 zum Vorbrock, sehr schön! Auch, wenn es Leute sind, die jede Haltestelle laut bekannt geben, genau wissen, welche Haltestelle als nächste kommt, steht ja auf dem Infoscreen des Busses, kurz: Leute die lesen können. Wow! Sehr, sehr schön! Und der kuschelige Platz in Windflöte ist ausverkauft. Sehr, sehr sehr schön!

Arminia gegen Borussia Dortmund

Der BVB hat vor etwa fünf Jahren den Frauenfußball als mögliches Prestige- Objekt entdeckt. Zur Saison 2021/2022 hatten die Schwarzgelben eine Frauen- Mannschaft zusammen, starteten in der Kreisliga, arbeiten sich seitdem nicht nur stetig nach oben, sondern spielen, Geld und Infrastruktur der Männermannschaft im Rücken, alles an die Wand.

Derzeit kämpfen die Damen aus Lüdenscheid Nord mit ihren besten Freundinnen aus Herne West um die Meisterschaft in der Westfalenliga. Dort fegten sie die U23 der Blauinnen mit 5:1 und 9:0 vom Rasen. Zum Vergleich: 2022 unterlag der BVB derselben U23 noch mit 0:4. Und heute gibt es die Neuauflage des Halbfinals von 2024. Die damals zwei Klassen höheren Blauinnen besiegten den BVB ebenfalls mit 4:0. Heute ist Arminia (noch) eine Klasse höher als die Borussia. Rechnet man das eben Geschriebene mal nominal exponentiell, fällt auf, dass das Halbfinale heute alles andere als ein Selbstläufer wird.

Und den Gästen gehören auch die ersten Minuten des Spiels. Der BVB spielt schnell nach vorne mit durchaus ansehnlichen Ballstafetten. Die Blauinnen sind mit Verteidigen beschäftigt und kommen gar nicht in einen eigenen Spielfluss. Okay, das mag erstmal nichts heißen, das Spiel in Gütersloh letzte Woche ging ähnlich los. Allerdings steht Arminia hier (bei allem Respekt vor Gütersloh) einer deutlich anderen Qualität gegenüber.

Gute Stimmung auf der Postheide. Eine ganze Menge Dortmunder haben den Weg nach Senne gefunden und sie machen ordentlich Alarm. Von Schönis Sprecherzelt aus die Dortmunder links, Weserkollektiv und Arminen rechts- ordentlich Lautstärke. Obwohl man von der Asynchronität der Trommelrhythmen doch ein bisschen seekrank wird. Arminiatypische Kommunikation am Spielfeldrand: „Hast Du meinen Kollegen gesehen?“ – „Wen meinst Du?“ – „Der mit in Verl war.“. Ach, der

Mitte der ersten Hälfte ist Dortmund immer noch feldüberlegen. Die Blauinnen haben aber mehr und mehr Ballbesitz und setzen jetzt den einen oder anderen Nadelstich nach vorne an. Dass die schwarzweißblauen Frauen sich erst in ein Spiel rein arbeiten müssen, haben wir schon öfter erlebt. Auch mit erfolgreichem Ausgang. Und genau das ist jetzt die Hoffnung am Spielfeldrand…

…doch dann geht Marie Bärenwaldt im eigenen Strafraum zu Boden, versucht noch zu klären, doch ihre Gegenspielerin ist schneller, legt quer und gegen den Abschluss ist Tor-Kira, die heute auf Arminias Gestänge aufpasst, machtlos.

So ein Mist, das 0:1 gerade in einer Phase, als die Blauinnen besser ins Spiel kamen. Und das Tor zeigt Wirkung. Die Mädels sind durch das Gegentor sichtlich angeknockt und müssen sich davon erholen wie Mathematiker von der Phrase „nominal exponentiell“. Das Reinbeißen ins Spiel, das Abrufen der eigenen spielerischen Kreativität, für das die Blauinnen manchmal ein bisschen brauchen, geht wieder bei Null los. Eigentlich bei minus fünf. Nach 30 Minuten. Beim Stand von 0:1. Bis zur Pause passiert auch nix mehr.

Halbzeit. Postheide- Sprecher Schöni kriegt drei Ostereier. Der Rundumbeobachter keins. Manno.

Zur zweiten Halbzeit bringen die Blauinnen deutlich mehr Schwung auf das Grasparkett. Und Anna Schakkalakka hat die erste richtig große Torchance, scheitert auf an der Dortmunder Torfrau, die ähnlich gekleidet ist wie Rundumbeobachters Textmarker.

Der BVB hat dann seinerseits eine Riesenchance, die Tor-Kira vereitelt. Aber jetzt ist es ein ausgeglichenes Spiel. Es sieht so aus, als fänden die Blauinnen rein in die Partie. Noch fällt ihnen wenig ein, die Abwehr der Borussia zu überwinden, aber wie schonmal gesagt, das kann kommen. Und wenn es nur ein Punch ist. Alles schon erlebt. „Los, kommt, Mädels!“, brüllt der Spielfeldrand.

In der Schlussviertelstunde schiebt der BVB den Schubregler wieder etwas nach vorne und drängt die Blauinnen zurück. Die versuchen, dagegen zu halten. Und ein Schuss von Sophes Thiemann geht auch nur knapp drüber. Nachdem Griddy Spritspender eine einschussbereite Dortmunderin noch blocken kann, gibt es Ecke für den BVB. Und dann noch eine. Und die köpft Dortmund ein. 0:2. Das war’s.

Jetzt hängen die Köpfe der Blauinnen, und so fangen sie sich noch das 0:3. Das 0:4 ist Abseits.

Nach dem Sieg 2023 und dem Vize 2024 dieses Jahr kein Westfalenpokalfinale. Erste Heimniederlage in dieser Saison. Tränen und Niedergeschlagenheit bei den Blauinnen. Nicht einmal die eigentlich nie um einen Kommentar verlegene Griddy Spritspender kann etwas Abschließendes sagen.

Im Match selbst haben die Blauinnen nicht in die Spur gefunden – der Gegner war zu stark. Im nächsten Jahr kommen die Schwarzgelben in der Liga auf die Postheide, mit Geld und Infrastruktur der Männermannschaft im Rücken. Im Jahr darauf die Königsblauen. Oder umgekehrt. Die Blauinnen sind ganz unbestritten mit einer guten Reisegeschwindigkeit unterwegs, die Überholspur wird auf absehbare Zeit aber anderen gehören. Ob und wie Arminia da nochmal oder wieder in die Überholspur einscheren kann, wird sich zeigen.

Immerhin hat der Rundumbeobachter doch noch ein Osterei gekriegt. Wuhu.

Mehr Fotos

Für zeitloses Lesevergnügen ist die „Fußballfibel DSC Arminia Bielefeld“ empfohlen. Da stehen viele Lagerfeuergeschichten drin, auch über die Blauinnen. Die Fibel gibt es bei Thalia. Oder bei amazon. Oder im Fanladen. „90 Minuten Arminia“ habt Ihr schon…?

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