Arminia gegen Budberg 4:1 – Von Umkreisen und Peilungen

Arminia gegen Budberg – Rundumbeobachtungen von Jan-Hendrik Grotevent

Arminias Mädels sind auf der Saisonzielgeraden, in Windflöte ist herrliches Fußballwetter. Und dass der Gast aus Budberg vor dem Spiel in 21/22 schon 91mal den Ball aus dem Netz hat fischen müssen, verspricht auch einen angenehmen, für Gesamt-Arminia-Verhältnisse gleichwohl entspannten wie ungewohnten Spielverlauf.

Arminia gegen Budberg

Für die bereits abgestiegenen Budbergerinnen geht es genau wie für die blauen Blauinnen um nichts mehr. Entsprechend locker beginnen beide das Match. Budberg die ersten zehn Minuten forsch, der DSC die nächsten zehn Minuten flink. Danach ist fröhliches Dahinplätschern angesagt. Kurz: Das erste Viertel des hier dokumentierten Fußballspiels passt perfekt zum sonnigen Sonntag.

Bevor aber falsche Eindrücke entstehen: Selbstverständlich nehmen beide Mannschaften das Spiel ernst und hauen sich rein. Und hinter den Absperrungen nehmen die Spektanten das Spiel ebenfalls ernst und hauen sich rein. Beide Gruppen auf ihre Weise. Gerät den Blauinnen ein Pass zu lang, heißt es am Spielfeldrand: „Merktse halt nich“. Gerät ein anderer Pass dem Regelwerk nach zu lang, heißt es: „Mann, das war kein Abseits, schon wieder die Fahne, eeeey…“. Und wird einfach Fußball gespielt, ist zu hören: „Mein Gott, wann spielen die endlich mal über links? Da startet keine in den Raum, da muss man doch echt die Trainerfrage stellen…“…

Nee, ist echt gerufen worden. Aber eins muss man den Blauinnen lassen: Auf solch eine Wenn-einem-Arminen-nichts-Schlaues-einfällt-Frage haben sie meist eine ebenso erfolgreiche wie im Nachhinein ironische Antwort. Leonie Heitlindemann kommt aus dem Mittelfeld – worüber? über links! und schließt cool ins lange Eck ab. Der erste richtig ordentliche Angriff des Spiels, 1:0 für Schwarzweißblau. Eine Effektivität, die man im Zusammenhang mit Arminia mal laut erwähnen sollte.

Der SV Budberg wohnt bekanntlich direkt neben der besten Pizzeria im Umkreis von drei Kilometern. Schon beim Hinspiel war klar, dass diese Entfernung eine eher grobe Einschätzung der Gäste war angesichts des Niemandslandes, in dem Budberg und die (wirklich gute) Pizzeria zu finden sind. Eine ähnliche Peilung nimmt auch die Budberger Torfrau vor, als sie einen Schlenzer der durchgebrochenen Jupi (hähä, wieder über links) elegant mit den Händen abfängt. Allerdings ist sie damit so weit außerhalb des Strafraums wie die beste Pizzeria im Umkreis von drei Kilometern von der nächsten geschlossenen Ortschaft. Mit den dazugehörigen Folgen:

Der Platzverweis der Torhüterin hat längere Verhandlungen auf Budberger Seite zur Folge. Man entscheidet sich schließlich, einer Linksverteidigerin von der Ersatzbank die Pfostensteherin-Pflicht zu übergeben. Nachdem diese in das deutlich zu große Torwarttrikot gekrabbelt ist, möchte sie ganz cool und goaliestyle an die Latte hüpfen, um dann festzustellen: „Ich komme nicht dran…“. Die Blauinnen peilen beim Freistoß generös die Tormitte an, so dass die Stellvertreterin ihren ersten Torschuss schnappen kann.

Übrigens hat der Rundumbeobachter die Rotsünderin noch im Biergarten der Postheide getroffen und erfahren, dass sie zur Rehabilitierung das Team zu McMatsch einladen muss. Das schlechteste, was es im Umkreis von drei fünf, zwölf und 40.075 Kilometern rund um Budberg gibt.

Halbzeit. „Wo ist Budberg?“ lautet die Frage während der Pausenwurst. Ganz einfach: Du nimmst einen Satelliten, peilst Umkreise von drei Kilometern an, suchst eine gute Pizzeria mit Sportgelände daneben und spielst den Ball besser mit dem Fuß. Übrigens hätten die Gäste gerne mal ein paar Schachteln von Zuhause mitbringen können. Sie selber müssen ja zu McMatsch.

Die zweite Halbzeit beginnt, und die Blauinnen haben das typische Überzahl-Problem. Budberg hat die typische Unterzahl-Motivation und nutzt ein kollektives Ballstochern zum Ausgleich. Meh.

Gelegenheit für den Rundumbeobachter, mal sein Geographie-Diplom raushängen zu lassen. Mit Peilungen und Karten ist es nämliche genauso wie beim Fußball: Das Runde muss irgendwie ins Eckige. Und etwa um die 60.Minute rum sind die Blauinnen auf der Suche nach der richtigen Peilung. Die unfreiwillige Torhüterin bekommt erstmal nichts zu tun.

Grundsätzlich gilt, dass man die Strecke trotzdem zurücklegen muss, um ans Ziel zu kommen. Das macht dann Sammy Kühne, die über halblinks anzieht (wieder die Seite, über die sie nicht spielen können…Arabi raus!) und einen mächtigen Schuss ins lange Eck haut.

Und wenn die Peilung einmal stimmt, wird sie auf der Karte gleich markiert. Kaum ist der CanCan nach Sammys Tor verklungen, kombinieren sich Arminias Mädels durch den Strafraum, lassen Budberg in Umkreis von drei Metern ins Leere laufen und schließlich vollendet Lotta Finger. Budberg kann zu McMatsch gehen.

Arminia hat Ecke, die Mannschaft brüllt „Das machen wir jetzt wie im Training!“, die Ecke kommt rein und wird zum 4:1 eingenickt. Nein, nicht in einem Paralleluniversum. Auf der Postheide! Glückwunsch, Ada Siepmann, zum nun schon zweiten Kopfballtor.

Spiel ist durch, 4:1. „Einen für den Ehrenpräsidenten“, hallt es vom Spielfeldrand. Schillerstraßen-Klassiker. „Wollen wir gleich noch zur Schillerstraße zur Zweiten Mannschaft?“….,öhm…na ja…habe ich noch genug Restsonntag?… Ehrensache…?

Das Saisonende kommt mehr und mehr in Sichtweite. Auch wenn die Peilung da nicht mehr so genau ist- wieder mal hat es Spaß auf der Postheide gemacht. Happy Place!

Das Wort des Tages ist „Zweite Mannschaft“. Die hat leider nur 1:1 gegen Stirpe gespielt…ja, ich hatte noch genug Restsonntag. Ehrensache!

Die Bilder zum Spiel

Rundumbeobachters neues Buch

Teilen:

Facebook
Twitter
LinkedIn
Reddit
Telegram
WhatsApp
Email

Auch cool:

Cookie Consent mit Real Cookie Banner