Arminia gegen den VfL Bochum 1:4 – Rauf, runter, hin, her

Arminia gegen den VfL Bochum 1:4 – Rundumbeobachtungen von Jan-Hendrik Grotevent

Der Weg zur Postheide geht zwar nicht an den Häusern im Westen entlang, ist aber ebenfalls immer der Gleiche. In den Bielefelder Hauptbahnhof, wo sich die typische ostwestfälische Mobilitätsbräsigkeit versammelt (siehe auch: Eingang von Block 3). Beispiel vor Arminia gegen den VfL Bochum, Treppe unter Gleis 8: „Von da sind wir gekommen, da müssen wir wieder rauf…aber nur, wenn wir da auch wirklich runter sind.“

Arminia gegen den VfL Bochum

In Bielefeld-Senne dann wie jedes Mal ein irrsinniger Sprint zur Bushaltestelle. Zeitfenster ist drei Minuten, natürlich hat es die Bimmelbahn auch heute wieder geschafft, zwei und eine halbe Minuten Verspätung rauszuholen. Von Bielefeld Hauptbahnhof bis Bielefeld Senne, ein Zwischenhalt in Brackwede, aus zehn Minuten Fahrzeit laut Fahrplan zwölfeinhalb machen, natürlich spielt auch da die Bräsigkeit der regionalen Fahrgäste eine Rolle, aber… Nicht aufregen, darum geht es hier nicht. Bis zur Postheide geht der Puls dann auch wieder halbwegs normal,…

Arminia gegen den VfL Bochum

…aber wie schon tags zuvor bei den Kerls fragt man sich, warum man sich das schon wieder antut. Der VfL kommt mit der vollen Punktausbeute aus sechs Spielen und 29:1 Toren auf die Postheide. Da braucht es für die Blauinnen, die in den letzten Wochen nicht in des Wortes strengster Bedeutung mit Erfolgen glänzten, mindestens so einen Sahnetag wie ein Quartal zuvor im Westfalenpokalfinale.

Arminia gegen den VfL Bochum

Und es geht ganz sahnig los heute. Arminia macht von Anfang an Druck auf das Bochumer Tor, der Ball rollt gut durch die Reihen, auch suchen unsere schwarzweißblauen Mädels den schnellen Abschluss. Der VfL hat eine deutlich bessere Spielanlange, die kommt aber kaum zur Entfaltung. Es ist die zehnte Minute, als die Blauinnen einen Freistoß von rechts in den Bochumer Strafraum geben. Der Ball wird per Kopf zurück gelegt, Emmy Klingen rennt durch und trifft!

Arminia gegen den VfL Bochum

Jubel bei den Mädels, Jubel auf der Postheide. Freude vor allem für Emmy Klingen, die in den letzten Spielen oft Pech im Abschluss hatte – und kurz darauf wieder Pech hat, als sie den Pfosten trifft. Aber die Führung gibt den Blauinnen Auftrieb! Arminia kämpft und spielt. Gute Show!

Zumal der Gast von der Castroper Straße (oder einem Kunstrasenplatz neben dran) jetzt auch mehr und mehr ins Spiel kommt. Die Bochumerinnen werfen ihre spielerische Klasse aufs hybride Rasenparkett. Mehrfach zeichnet sich Charlotte Schneider aus, die heute wieder Arminias Kiste hütet und die wir ab jetzt deswegen in bewährter Manier Tor-Charly nennen wollen. Durch den nachrückenden VfL haben die Blauinnen Raum nach vorne, das Spiel geht in hohem Tempo hin und her.

Der SchiRi ist total innovativ unterwegs. Er hat keine klassische Pfeife, sondern irgend so ein Dings zum Drücken, was dann einen ebenso künstlich wie penetrant klingenden elektronischen Pfeifton raushaut. Gibt es das als App? eröffnen. Straßenbahn, Supermarktkassenschlange, Kirche… die Möglichkeiten für Spaß im Alltag wären fast unendlich. Das SchiRi-Gespann ist auch sonst recht fortschrittlich, auch was etwa mit vollem Umfang im Seitenaus oder das Auslegen der Abseitsregel betrifft. Nach einem Lattentreffer legt der VfL quer, eine Spielerin schiebt ein. Das sah abseitiger aus als Troy McClures Verhältnis zu Fischen. Aber zählt.

1:1. Sehen wir es positiv: 22 Minuten durch. In 22 Minuten hat Arminia so viele Tore gegen Bochum erzielt wie die gesamte Regionalliga in sechs Spielen. Und die Blauinnen stecken nicht auf und kämpfen und spielen weiter. Hin und her wogt das Match- gute Show weiterhin, macht Spaß zu gucken. Wieder verzieht Emmy Klingen knapp.

Und dann ist Bochum eben doch das Spitzenteam, bei dem es läuft. Beim 1:2 spielen sie Arminias Defensive aus. Mit unglücklichem Rückstand geht es in die Pause.

Halbzeit. Da bestellt jemand eine „nackte Wurst“. Der nächste eine „gedeckte Pommes“. Die Schweine sind die, die interpretieren. Ich berichte nur.

Die zweite Hälfte geht mit Hochgeschwindigkeits- Hin und her weiter. Der VfL hat ein paar richtig fette Chancen… Kämpfen Arminia! Lasst es nicht kippen! Haut das Ding jetzt von der Torlinie…doch drin? Dreck…

Tor-Charly steht nach dem 1:3 mehr und mehr im Mittelpunkt…und zeigt die ganze Palette des erfolgreichen Torwartspiels. Im Eins gegen Eins, auf der Linie und sogar in der Luft, obwohl sie nur unwesentlich größer ist als andere Frau Schneiders es bei den Blauinnen schon waren.

Woraus die geneigten Leserinnen und Leser leider vollkommen korrekt schließen werden, dass der Gast aus dem Ruhrpott nun so ziemlich das Kommando übernommen hat. Aber auch heute ist Arminias Frauenteam zugute zu halten, dass sie nicht aufgeben. Oft treiben sie das Leder nach vorne, laufen sich in Position, rufen „Fuß“…und treffen einmal sogar den Fuß des Rundumbeobachters, den sie vermutlich nicht gemeint haben. Elegant lege ich den Ball zurück zum Einwurf. Habt Ihr das gesehen? Habt.Ihr. DAS. Gesehen? „War war das denn?“, brüllt eine Bochumerin. Die das vermutlich nicht gemeint hat.

Jedenfalls haben sich die Blauinnen nicht aufgegeben. Der VfL drängt auf die Entscheidung. Die Blauinnen kämpfen. Aber wenn das Spitzenteam, bei dem es läuft, auf die Entscheidung drängt, dann fällt die auch. Zehn Minuten vor Ende der Partie bekommt Arminia den Ball nicht aus dem Strafraum und Bochum schlägt eiskalt zu. 1:4, dat war’s. „Die Punkte nehmt Ihr mit, der Westfalenpokal bleibt hier“, sagt Postheidestimme Schöni nach dem Schlusspfiff.

Greifen wir nochmal Ostwestfalen auf, die versuchen, Bimmelbahn zu fahren: „Von da sind wir gekommen, da müssen wir wieder rauf…aber nur, wenn wir da auch wirklich runter sind.“ Können die Blauinnen irgendwo rauf? Wissen sie, wo sie rauf müssen? Woher sie kommen? Wo sie hin wollen? Das Spiel gegen Bochum war nicht furchtbar bitter, aber eben auch nicht so sahnig wie das Westfalenpokalfinale. Alles gegeben, aber der Primus der Liga war einfach besser. Nach sechs Spielen hat der DSC 15 Punkte und deutlichen sportlichen Rückstand auf den Spitzenreiter aus Fiege-City. Das Gleis, auf das die Blauinnen müssen, scheint wohl weiter nicht Zweite Liga zu heißen. Und trotzdem sehen wir sie immer wieder gern.

Mehr Fotos

Für zeitloses Lesevergnügen ist die „Fußballfibel DSC Arminia Bielefeld“ empfohlen. Da stehen viele Lagerfeuergeschichten drin, auch über die Blauinnen. Bochum kommt auch drin vor. Die Fibel gibt es bei Thalia. Oder bei amazon. Oder im Fanladen. „90 Minuten Arminia“ habt Ihr schon…?

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