Arminia gegen Duisburg 0:1 – Rundumbeobachtungen von Jan-Hendrik Grotevent
Arminia Bielefeld hat von den letzten 300 Spielen anderthalb gewonnen. An diesem Freitag Abend ist es dunkel, kalt, und es heißt mal wieder Arminia gegen Duisburg. Nix gegen die Zebras, aber diese Kombination wirft doch die allseits bekannte Fußballfanfrage auf, warum man sich das antue.
Aber die Arminen, die durch die Novembertristesse zur Alm pilgern, liefern gleich einen ganzen Strauß an plausiblen Antworten: „Wir haben alle dieselbe Richtung!“. „Wir brauchen einen Sieg, hab`ich mir sagen lassen“. „Arminiaaa, Arminiaaa…“ – „Sing weiter!“. Zusammengefasst mit Theodor Heuss: „Immer locker bleiben und nun siegt mal schön.“.
Arminia startet mit irgendwas zwischen 5-4-1 und 3-4-3, auf jeden Fall rühren sie genug Beton an, um die Stadtgrenzen einzumauern. Trotzdem kommt der Mannschaftskapitän ab und an an den Ball, und das bringt Block 3 auf Kampflinie: „Börner, Du regst mich aaauuuf!“. Staudes Abschluss wird zur Ecke geklärt. Block 3 ist optimistisch. „Der dicke Peter, der hat wirklich einen Gong!“.
Hä? Der dicke Peter ist vor Jahren mal trunkenen Verstandes zur Sanitätsbereitschaft gewankt und hat die für Eisverkäufer gehalten…Ach so, die Glocke in Köln ist gemeint. Staude! Pfosten!!! AOOOOUHHH!!! „Da isser!“ – „Wo?“ – „Da isser nich.“. Da ist Ortega. Wieder im Tor und bei einem Duisburger Kopfball wieder auf Posten.
Etwa ab der 20 Minute wird der Kick verdammt öde. Die da unten machen nix, Block 3 braucht Beschäftigung. Wir singen „Forza Forza Forza DSC“ vor uns hin. Mal gucken, was der SchiRi heute so macht. Die Unparteiischen haben in den letzten Heimspielen ja immer für ein bisschen Adrenalin gesorgt. Heute ist es die SchiRi mit Namen „Bibi Blocksberg“ (Block 3).
Frau Steinhaus gehört ja zu den Besseren ihrer Zunft. Aber selbst die SchiRis vom Köln-Spiel oder Pauli-Spiel hätten kaum Gelegenheit gehabt, irgendwas zu verpfeifen. In dem Match ist weniger Bewegung drin als auf der Afred-Bozi-Straße nachmittags um vier. Selbst der Vollmond ist schneller von Strafraum zu Strafraum gewandert als die auf dem Hybridrasen versammelten Herrschaften.
Ecke – Börner köpft – …auf den Torwart. MAAAANN! Block 3 hat es derweil mit Manuel Prietl. „Wenn der einen Pass spielen könnte, dann…“ – „Kann er aber nicht.“. Boah, fies. Boah, öde. „Gute Freistoßposition!“, erkennt Block 3. Den Freistoß gibt’s kurz hinter der Mittellinie. Kurz darauf gibt’s begeisterten Szenenapplaus, als Arminia eine Ecke herausholt. Tja, … die Fans des gewesenen Tabellenvierten haben ihre Ansprüche nach unten korrigiert. „Hauptsache, sie steigen nicht ab, erste Liga braucht kein Mensch“.
Kurz vor Ende des ersten Abschnitts kurzzeitige Schnapptamung, als Stoppelkamp nach einem Fehler von Clauss-Klos frei durch ist und Brunner rettet. Macht das Publikum aber auch nicht wieder wach. Als Bibi Blocksberg das Pausenzeichen gibt, weiß keiner so genau, ob er applaudieren, Pfeifen oder doch durchschlafen soll.
Halbzeit. Links stehen die Eimer, aus denen man Senf, Ketchup, Mayo zapft. „Ey, wieso tust Du Mayo auf Deine Bratwurst?“ – „…wat!? Ouh, miiiiist!“. Gut, dass da kein Zapfeimer mit Schlagsahne steht. Bezieht sich unser Song „Geh weiter mit dem Schal schwarzweißblau“ eigentlich auf den Eingang von Block 3? Würde passen.
In Abschnitt Zwo spielen die Blauen auf unsere Tribüne. Sie machen erstmal ein bisschen Tempo, es wird ein bisschen lauter, es wird ein bisschen Halbchance. So wie auf der Afred-Bozi-Straße nachmittags um vier, wenn kurzzeitig mal eine Ampel Grün wird. Kurzzeitig. Auch auf dem Spielfeld stehen die Verkehrszeichen bald wieder auf Rot. In der 53. Minute die erste Abseitsentscheidung des Spiels. Gegen den MSV. Eine Bibi Blocksberg wäre bei Vollmond sicher gern anderswo.
Prietl segelt an einer Linksflanke vorbei. Weihrauch stochert an selbiger vorbei. Magerkost bis Fasten. Block 3 weiß nicht, was damit anzufangen ist. Die Bandbreite geht von: „Da muss einfach irgendwie einer reinkullern“ bis hin zu „Aber ich fürchte, dass nicht Arminia kullert.“. „Ein 0:0 wäre gegen Duisburg zu Hause schon eine Verbesserung.“. Das wäre auch ein 0:2…ich sag’s ja nur.
„Boah, nichts nach vorne, immer nur in die Breite ziehen“ – man fühlt sich unwillkürlich an Kaugummi erinnert. Die lustigste Szene des Spiels nach zwei Dritteln, als ein Duisburger den Ball voll vor die Flappe kriegt. Der dicke Peter (nicht die Glocke in Köln) ist übrigens mal trunkenen Verstandes in einen Polizeiwagen geklettert, hat „Einmal Dornberg, bitte!“, gelallt und ist eingeschlafen. Block 3 erfreut sich an Slapstick und an Anekdoten. Die Fans des gewesenen Tabellenvierten haben ihre Ansprüche nach unten korrigiert.
Unverständnis auf Block 3, als Vogi für Fabi kommt. Ich bin ja eh dafür, Sarah Grünheid einzuwechseln. Die weiß, wo das Tor steht. Die könnte nicht nur treffen, sondern auch den anderen den Weg erklären. Mit Fabi verlässt einer der wenigen Antreiber der Blauen den Hybridrasen. Und spätestens jetzt werden die Probleme der Blauen offensichtlich.
Die Spieler haben eine so derbe Kopfachterbahn, dass sie das Fußballspielen nicht mehr auf die Reihe bekommen. „Ich hab das Gefühl, keiner weiß, was er mit dem Ball soll“, stellt Block 3 folgerichtig fest. Übrigens gilt das auch für den MSV, aber da weiß ich nicht, auf welchem Kopffahrgeschäft die gerade unterwegs sind. Sonst singen wir rum. „Allez Alleeeez, Deutscher Sportclub Alleeeez…“. Was macht der Mond so?
„Ich freue mich, wenn sie gewinnen. Aber ich freue mich auch auf zu Hause“, fatalisiert Block 3. Nun, das mit „zu Hause“ wird ja in jedem Fall klappen. Der Rest nicht. In der 81. Minute zeigt der Meidericher Spielverein die einzigen 20 Sekunden Fußball am heutigen Abend. Ahmet Engin packt den Dreier für die Zebras ein. Resignation überall. Hoffnungs- und chancenloses Anrennen unten, Frust oben. Block setzt noch einen drauf: „Jetzt WILL ich,, dass die verlieren!“. Richtig schön die Peitsche kriegen. Die knallt kurz darauf.
Auf der Homepage steht schon wieder, dass Arminia in eine Niederlage einwilligen musste. Was’n Quatsch. Arminia hat in gar nichts eingewilligt. Arminia ist ohne Willen durch einen finsteren Nebel mit Vollmond gelaufen. Wie schon an anderer Stelle geschrieben: Kellerkind verliert Kellerkick. Keiner kennt eine Lösung. Findet sie bitte trotzdem bis nächste Woche.
Das Bielefelder Glückshormon ist beruflich frustriert.
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