Arminia gegen Dynamo Dresden 4:0 – (Keine) wilde Aufstiegsparanoia

Arminia gegen Dynamo Dresden 4:0 – Rundumbeobachtungen von Jan-Hendrik Grotevent

War es 2015 auch so heftig? Nicht der Aufstieg, der war gleich sicher. Ich meine, die Paranoia bei uns allen. Abbildung 1 mag das verdeutlichen. In den letzten zwei Wochen haben die Blauen zwei, sagen wir mal, übersichtliche Auftritte hingelegt. Selbstverständlich werden sie es noch vergeigen. Es sei denn, die Konkurrenz spielt mit. Dann ist Arminia wieder eine Supertruppe, die kaum aufzuhalten ist. Nochmal in Super Slo-Mo: Arminia ist super, Arminia gegen Dynamo Dresden endet mit einem Sieg, weil Stuttgart in Karlsruhe verloren hat. Macht Sinn! Zumindest bei Arminen…

Arminia gegen Dynamo Dresden

Arminia beginnt das Spiel gegen Dynamo sehr schwungvoll. Die Körpersprache stimmt, der Ballbesitz sowieso. Cedric Brunner wird in Nahaufnahme gezeigt, wie er röhrt (und guckt) wie ein Zwölf-Ender. Alles gut und schön, aber kein Grund, optimistisch zu sein. Schließlich sind schon neun Minuten gespielt und es steht immer noch 0:0 die verkack…WAR WAR DAS? WAS’NE GEILE KISTE VON CLAUSS! AUFSTEIGER! MINDESTENS! KEINER…hat hier was von „verkack…“ geschrieben. Auch vorher nicht. Niiiieeemals!

Die Bezahl-TV-Menschen scheinen eine interne Absprache zu haben, in der 11. Minute irgendwelche Perspektiven vorzurechnen. Mit der Führung sind die bei Arminia relativ klar, bei Dresden gibt es ein paar Spielräume. Mit denen beschäftigt uns Bezahl-TV-Mensch die nächsten Spielminuten. Bis ihm, durchaus zurecht, auffällt, dass Dresden versucht, sich aus dem schwarzweißblauen Würgegriff zu befreien.

„Das ist auch mal wichtig für Dynamo“, kommentiert er einen über die Mittellinie beförderten Pass. Neeeein! Das hieße doch, dass Arminia schon wieder einbricht (das tun die Blauen ja regelmäßig zwischen der 1. und 90. Minute), verkack…verkack… Aber Bezahl-TV-Mensch kennt sich auch sonst gut aus. „Fabian Klos – ein außergewöhnlich fairer Sportsmann“. Ja, Fabi ist ruhiger geworden. Aber ob Bezahl-TV-Mensch das wohl auch damals beim Verpfiff in Heidenheim gesagt hätte?

Sonst kennt Bezahl-TV-Mensch sich gut aus. „Andreas Voglsammer, wenn der im Strafraum an den Ball kommt, sieht er nur die Kiste.“ Das ist als globales Statement sicher richtig und hat auch eine gewisse Poesie, passt aber nicht zur geschilderten Situation- Da hat Vogi nämlich deutlich daneben gezielt und folglich irgendetwas anderes gesehen als die Kiste. Vermutlich hat er eine Fliege auf der Bande gelyncht. Das Spiel wird ausgeglichener.

Jetzt, ja, genau jetzt beginnt die Zeit, in der Arminia nach der Corona-Zwangspause einzubrechen pflegt. Immer! Höchstens Platz drei! Der Spielabschnitt zwischen der 30. und der 45. Minute, in der Fabi eine Ecke daneben köpft, eignet sich hervorragend, um unsere Aufstiegs-Paranoia und unsere Luxusprobleme gleichermaßen zu bedienen. Nette Spielzüge, gut und schön, aber wir müssen das zweite machen, sonst verpimmeln wir’s! Wir wollen doch jetzt schon aufsteigen! Nicht erst später!

Halbzeit. Ich sehe es von meinem Balkon genau: Die Straßen sind leer. Ganz Bielefeld fiebert mit Arminia! Na ja, eigentlich sehe ich nur auf den Innenhof und der ist um die Uhrzeit immer leer. Aber mir gefällt die Vorstellung.

Die zweite Runde läuft so vor sich hin. Bezahl-TV-Mensch fasst Arminias bisherige Performance so zusammen: „Arminia Bielefeld ist in allen Parametern das bessere Team!“ Da ist was dran, selbst beim Parameter „Tore“ sind die Blauen eins vorn, aber trotzdem fehlt das 2:0. Arminia ist ja typisch Arminia, und f´daher muss man in allem und jedem spezielle ostwestfälische und schwarzweißblaue Parameter reinrechnen. Abbildung 2 zeigt eine Rundumbeobachter-Meinungsumfrage zur Halbzeit.

Da scheinen wir uns einig zu sein, was vielleicht für Arminia, aber auf jeden Fall gegen den im baden-württembergischen Derby unterlegenen VfB Stuttgart spricht (die Kausalität, oder was sich dafür hält – siehe oben). Hihihihi, der SchiRi heißt Pfeifer, hihihi. Ich kannte mal einen Zahnarzt, der Bohrmann hieß, hihihi. Bezahl-TV-Mensch ist thematisch beim Gegner-Trainer: „Markus Kauczinski muss irgendwas aus Bielefeld mitnehmen.“ Tut er auch. Jede Menge Erfahrung. Aber Dynamo tut, was nach einer verlängerten Zwangspause, einem Mammutprogramm und nach einer eh schon miesen Saison eben geht. Und das ist überschaubar.

VOGI SIEHT NUR DIE KISTE! Für das 2:0 ist der Begriff „reinschweißen“ erfunden worden. Da die Rekordlegende Klos aber das Panzerimage nicht gerne abgibt, legt er nach. Arminen kennen das aus 149 vorhergegangenen Situation, daher fasse ich mich kurz: Klos => Ball => Bomms => Drin => 3:0. Das beste Sturmduo Europas, das beste Sturmduo in einem total aus der Mode gekommenen östlichen Spiralarm der Galaxis, das beste Sturmduo seit Sarah und Grünheid hat mal wieder zugeschlagen.

Und jetzt isses durch. Hier ist Facebook, und da scheint es in solchen Situation Unsitte zu sein, hämisch nach den Pessimisten zu fragen. Auch, wenn der eigene Optimismus erst ein paar Minuten alt ist und mit einem siegreichen Karlsruher SC zusammenhängt. Lassen wir das jetzt einfach mal bleiben. Das da ist unsere Arminia, die im entscheidenden Spiel ordentlich auftrumpft. So wie die ganze Saison. Lassen wir das frotzeln, lasst uns einfach freuen. Wie sagt Bezahl-TV-Mensch so richtig: „Wenn man’s kann, kann man’s genau so spielen.“

Waren unsere Stürmer in dem blauen Hemd, die Kicker aus Westfalen, in den letzten Wochen nicht bloß Avatare für unsere Ungeduld? Unbedingt schon vorgestern aufsteigen? Alles egal! Jetzt, beim Stand von 3:0, ist das alles egal! Lasst uns den Moment trotzdem nicht vergessen. So kirre gemacht wegen so wenig haben wir uns selbst als Arminen selten und solche Luxusprobleme haben wir auch noch nicht so oft gehabt. Aber deswegen sind wir auch die Liebenswertesten ever! Als das Spiel fast ausgetrudelt ist, meldet auch noch Soukou Ansprüche auf einen Platz im Panzer-Club an. BAMM! 4:0.

Autogehupe dringt während Rundumbeobachters Aufstiegszigarette von seinem Innenhof. Es folgt der Countdown zum rechnerischen, endgültigen Aufstieg. Mal gucken, ob der HSV ihn abkürzt.

VAR (Visuell aufmerksamer Rundumbeobachter, siehe Abbildung 3):

Fast wären mir die Farben ausgegangen…was für’ne Mannschaft, ey!

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