Arminia gegen FSV Gütersloh II 4:0 – Muss aber nicht

Arminia gegen FSV Gütersloh II 4:0 – Rundumbeobachtungen von Jan-Hendrik Grotevent

Ach ja, wo gehören die Blauinnen hin? Ja, auf die Postheide, ist klar. Aber wo gehören sie hin? Sportlich? Perspektivisch? Nach zwei Niederlagen in Folge ist der Platz an der Sonne noch in Sichtweite, aber etwas aus der Schlagweite, da sich der Spitzenreiter aus Warbeyen bisher erst eine Niederlage erlaubte. Die allerdings war auf besagter Postheide. Gehören Arminias Frauen also in die Spitze? Gehören sie kreuz und quer in die obere Tabellenhälfte? Wieder ein Jahr Regionalliga? Wohin geht’s und was muss für das Wohin getan werden? Muss das überhaupt? Häh?

Arminia gegen FSV

So gesehen kann das Spiel der Arminia- Frauen gegen die Nachbarinnen aus Gütersloh schon irgendwie richtungsweisend sein. Muss aber nicht.

Es gibt personelle Herausforderungen bei Blauinnens. Emmi Klingen fällt schon länger und noch länger aus und schaut heute auf Krücken zu. Heute fallen außerdem Leonie Heitlindemann und mit Jocy Hampel die beste Torschützin aus. Das Gehlen etablierter Kräfte war in den letzten Spielen schon zu merken… heute darauf ein leidenschaftliches „Mal schauen“.

Arminia startet jedenfalls lebendig in das Nachbarschaftsduell. Die Blauinnen versuchen über schnelles Passspiel vor die Kiste des Nachwuchs- FSV zu kommen, allerdings… „Schade.“, meint der Spielfeldrand. „Der Pass wäre doch eh nicht angekommen“, raunzt es zurück. Stimmt. Aber wenn eine gute Idee nicht klappt, ist das ganz objektiv erstmal schade.

Auf Gütersloher Seite gibt es ein Wiedersehen mit Anna Lena Meyer. Ehemals eine Gütersloherin, dann ehemals eine Blauin.

Und Anna Lenas Ex- und- jetzt- wieder- Team hat die ersten Torabschlüsse. Die schwarzweißblaue Defensive ist etwas sorglos, was auch der Trainerin auffällt. „Ihr habt keinen zweiten Ball”, schimpft Bella (Wuckel: „Anna“) Jäger über die ganze Postheide, als zum wiederholten Mal zu kurz geklärt wird und der FSV den nächsten Angriff fahren kann.

Insgesamt haben die Blauinnen aber deutlich mehr Zugriff auf das Spiel als in Rhade und bei Fortuna Köln. Der Spielfeldrand kann sich aufgrund einiger Fehlpässe beschweren, muss aber nicht. Und aufgrund des Engagements der Spielerinnen bleibt es hinter der Seitenlinie auch bei einem eher sachten „Hrmpf“, wenn eine gute Idee nicht klappt.

Und dann klappen die Ideen. Kiki Lazic wird schön von Lisa Lösch im Strafraum freigespielt, macht die Gerd- Müller- Gedächtnis- Drehung und trifft zum 1:0.

Und kaum sechs Minuten später sind die beiden Offensivkräfte wieder erfolgreich. Diesmal bedient Kiki Lisa, die jagt die Murmel humorlos ins lange Eck. JAAAAAAAA, 2:0! Wieder einmal ein Doppelschlag. Wie so oft, wenn man denkt, „Kann nach hinten losgehen“, dann sagen die Blauinnen „Muss aber nicht.”

„Kann nach hinten losgehen“ ist nämlich gar nicht so unberechtigt. Die zweite Mannschaft des FSV Gütersloh präsentiert sich durchaus spielstark und steckt auch nach den beiden Gegentoren nicht auf. „Das 2:0 ist absolut verdient“, protzt der Spielfeldrand. Nun ja… der FSV hält dagegen, es ist ein ausgeglichenes Hin und Her. Arminias Angriffen mangelt es immer noch ein bisschen an Präzision, aber immerhin: Zweimal präzise hat gereicht. Effektiv sind sie heute, die Blauinnen.

Kurz vor dem Pausenpfiff kommt eine schöne Flanke von rechts, Lisa Lösch köpft gegen die Laufrichtung ein. Jetzt haben die Mädels sich das Prädikat „Effektiv“ endgültig verdient. Dreimal präzise, 3:0- Führung nach 45 Minuten.

Halbzeit. Flashback zur Anreise auf die Postheide. In der Linie 94 fragt das Kind: „Mama, ist heute Herbst? Weil so viele Blätter da liegen?“ – „Ja, genau.“. „Wenn morgen die Blätter auch noch liegen, ist dann immer noch Herbst?“- Nun, vor allem ist morgen Montag. Darf aber auch gerne Frühling sein.

Die Blauinnen kommen mit viel Schwung aus der Pause. Pia Schmidt und Sophia Thiemann sind neu in der Partie und melden sich gleich mal mit insgesamt drei Torschüssen an, die mehr oder weniger knapp am Gütersloher Gehäuse vorbei sausen.

Die nächsten Minuten gehören dann dem FSV. Die Gäste umkreisen den schwarzweißblauen Strafraum wie die Ritter die Burg. Ohne aber das Innenleben der Burg zu gefährden. Genauer gesagt muss sich das Innenleben (lies: Tor- Lisa) nur einmal nach einem Schuss strecken. Der eh vorbei geht. Die Phase der optischen Überlegenheit der Gütersloherinnen geht dann über in eine sachte Dahinplätscher- Phase.

Dann kullert der Ball auf Gütersloher Seite ins Toraus, es gibt Ecke. „Ball liegt“, verkündet der Linienrichter, als Lisa Lösch zur Ausführung anläuft. Was denn sonst, soll der Ball schweben oder was!? Egal, bleiben wir in diesem Narrativ. Also: Ball liegt, Ball fliegt, Ball geht an den Pfosten, Ball landet bei Pam Jahn, Ball geht aus zwei Metern drüber. Man kann sagen „Maaaaann!“ oder ein sachtes „Hrmpf“. Muss aber nicht. Also sagt man „Passiert.“. Wenn es vorher schon dreimal präzise war.

Eben haben wir den FSV Gütersloh mit Rittern verglichen- und die Mädels von nebenan kämpfen wirklich ritterlich. Unter lauter Anfeuerung durch ihre Ersatzbank rennen und spielen die Gütersloherinnen, was drin ist. Bei ihrer größten Chance im ganzen Spiel bringen sie drei Versuche nicht im leeren Tor unter. Blauinnens betreiben erfolgreich Wegstocherei. Man kann Tore kassieren. Muss aber nicht.

Anstatt dessen geht das Spiel über in ein eher ruhiges Auspendeln. In der 84. Minute gibt es nochmal Ecke für Arminia. Der LiRi sagt schon wieder „Ball liegt“. Also nochmal. Ball liegt. Ball fliegt. Ball segelt über alle hinweg und an allen vorbei. Außer an Rike Tolkmitt, die zum 4:0 einschiebt.

Danach schaukelt es sich endgültig zu Ende. Fünftes Heimspiel, fünfter Heimsieg für die Blauinnen.

Wo gehören die Blauinnen hin? Ja, auf die Postheide, ist klar. Aber wo gehören sie hin? Sportlich? Perspektivisch? Nach etwas Präzision und hoher Effektivität? Kann man mal fragen. Muss aber nicht.

Mehr Fotos

Für zeitloses Lesevergnügen ist die „Fußballfibel DSC Arminia Bielefeld“ empfohlen. Da stehen viele Lagerfeuergeschichten drin, auch über die Blauinnen. Die Fibel gibt es bei Thalia. Oder bei amazon. Oder im Fanladen. „90 Minuten Arminia“ habt Ihr schon…?

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