Arminia gegen Fürth 1:1 – Zum Leben zu wenig, zum Sterben zu viel

Arminia gegen Fürth 1:1 – Rundumbeobachtungen von Jan-Hendrik Grotevent

Für den Rundumbeobachter ging es bisher dreimal nach der Arbeit direkt auf die Alm in dieser Spielzeit. Dreimal hat Arminia verloren. Neeneenee, das lag nicht an mir. Wir wissen ja, was die Blauen in 22/23 alles nicht drauf haben. Wie dem auch sei, Arminia gegen Fürth ist Chance Numero Vier.

Arminia gegen Fürth

Nach ein paar Orientierungsproblemen auf Block 3 („Ist Hack nicht dabei?…*rumglubsch*…ach doch, da!“) singen alle auf der gut lauten Alm im Chor, dass Arminia für sie ein Tor schießen soll. Das tut der DSC zwar erstmal nicht, hat aber die Startphase des Spiels im Griff und schnuppert auch das eine oder andere Mal in den Fürther Strafraum.

Arminia gegen Fürth

So ab der zehnten Minute kommen die Mittelfranken stärker auf. Block 3 weiß um die zahlreichen Bruchstellen in der schwarzweißblauen Defensive und lässt ein kollektives „Zisch!“ hören, als Jäkel zur Ecke klärt. Alles weiß Block 3 aber auch nicht: „Da muss er doch…oder…oder auch…aber nicht so…ich weiß es aber auch nicht.“ Martin Fraisl muss zweimal eingreifen und die Blauen ein paar Ecken überstehen.

Arminia gegen Fürth

Dann rast Lasme los, „Schiiieeeß!…JAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA!“. Lasme, die Pfeife. War doch so, oder? Irgendwer sitzt nach dem 1:0 doch bestimmt auf seinem blauen Schalensitz und schmollt wie Obelix, wenn er keinen Zaubertrank kriegt: „Lasmefindichabertrotzdemdoofgrummel.“

Die Führung gibt Sicherheit in Arminias Spiel. Viele Flankenläufe, viele Flanken, ein paar Ecken…aber keine Tore. Für den Moment ist Block 3 aber einverstanden mit dem Spielverlauf: „Das sieht ja nicht ganz so makaber aus.“ Und man fragt sich unvermittelt: Wie würde es denn makaber aussehen? Fraisl, der Galgenschlingen unter die Torlatte hängt?

Arminia gegen Fürth

Wenn der VAR immer neue dialektisch gefeilte Begründungen liefern kann, kann der Rundumbeobachter das auch: Hrgota kann die Pirouette nicht stehen, rutscht weg und landet auf dem Hosenboden. Der wesentliche Unterschied zum Eiskunstlauf: Hier kriegt nicht die verdödelte Pirouette den Punktabzug, sondern das Zeigen auf den Punkt.

Arminia gegen Fürth

„Den hast Du, Fraisl, komm!…JAAAAAAAAAAA!“ Die Alm und die Mannschaft feiern ihren Schlussmann. Die Fädder legen sich den Ball zur Ecke zurecht, aber da…Wenn der VAR immer neue dialektisch gefeilte Begründungen liefern kann, kann der Rundumbeobachter das auch: Fabian Klos hatte Schokopudding im Schuh, Die Hangneigung des Teutoburger Waldes wirkte sich negativ auf die Ruhestellung des Balles aus und das Flutlicht war zum Küche putzen zu hell. Jedenfalls hat der Strafstoß unverzüglich wiederholt zu werden…

Arminia gegen Fürth

…und die Wiederholung sitzt. Während Hrgota sich feiert, als hätte er gerade die Küche geputzt, hadert die Alm mit dem SchiRi, mit dem VAR und vermutlich auch mit deren Tick bei Spielen Ostwestfalen gegen Franken.

Arminia gegen Fürth

„35. Minute?“, rätselt Block 3, „Es geht bis 45…also noch zehn Minuten, oder?“. Ja, sowas in die Richtung. Arminia schnuppert weiter in den Fürther Strafraum, Hack haut einen ans Außennetz. Wirklich gefährlich wird es nicht mehr, da jede Fürther Eiskunstlaufeinlage abgepfiffen wird, Arminias Bank sich ein paar Gelbe abholt und von Spielfluss keine Rede mehr sein kann. Hierzu sei übrigens angemerkt: Der Schwan mit der 16 auf dem Rücken stirbt besonders schön und beschwert sich nachher noch schöner, bekommt aber nichts zugesprochen. Das muss diese Konzession sein…

Block 3 hat es an jetzt mit dem SchiRi und erklärt diesem mindestens dreißig Mal lautstark, welcher Profession seine Mutter nachgeht. Oder nennt ihn einfach „Bastard“ (da ist die Beschäftigung der Eltern ja nicht so klar). Mehr passiert bis zur Pause nicht.

Halbzeit. Kunst à la Block 3: Müll auf Beton. Geschaffen von: Block 3.

Pünktlich zum Wiederanpfiff fängt es richtig an zu meimeln. Kennt Block 3: „Wenn es so von unten anfängt, zu regnen“. So besteht kein Risiko für Schönwetterfußball. Gut so denn der endet…1:1…Mist.

Kämpferisch kann man Arminia heute nichts vorwerfen. Die Blauen hauen sich rein und treiben die Kirsche immer wieder Richtung Süd. Gut so, dieser Einsatz ist das, was die Alm sehen will (auch wenn er über das eine oder andere taktische und spielerische Defizit hinwegtäuscht)! „Vom Wahnsinn angetriebeeeen“, „Steht auf, wenn Ihr Arminen seid!“. Sind wir, sind die Jungs. Machen wir, machen die Jungs. „Öijoja!“ oder „OoohA!“ sind nur zwei der zahlreichen lautmalerischen Würdigungen auf Block 3.

Sonst ist Block 3 immer noch nicht mit dem Thema „Spielleitung“ durch. „Ey Ordner, hau mal den SchiRi um!“. Der Angesprochene hinterm Zaun grinst souverän. Ordner waren früher irgendwie anders. Zu Oberligazeiten ist Arminia gegen Erkenschwick (glaube ich) mal völlig verpfiffen worden und Martin Kollenberg wurde vom Mann in Schwarz vom Platz geampelt. Die Menge kochte und die Ordner gingen durch Block 5: „Ihr bleibt ruhig, oder? Wegen Kollenberg? Ihr bleibt doch ruhig?“. Das Verhalten war zwar taktisch nicht schlauer, aber irgendwie charmanter als bloß souverän Grinsen…

Hack! SCHUSS! AAAAARGH! Das der am Pfosten war, sehen wir übrigens nicht. „Kann es sein, dass unsere Perspektive ein bisschen verzogen ist?“, vermutet Block 3. Nö. Die ist gewaltig verzogen. Aber das spielt keine Rolle. Es kommt nur auf die Wahrnehmung an! Kapiert Ihr nicht? Okay: Ein gefühlter Pfostenschuss ist ein gefühlter Pfostenschuss, egal was man gesehen hat. Ja, issooooo!

Arminia kämpft, Arminia flankt, Arminia rennt, Arminia spielt, Armminia kommt nicht allzu gefährlich in Tornähe. Die Schlussphase ist ein Widerstreit zwischen Scherning-Gefühl („Die packen es einfach nicht“) und Koschinat-als-es-noch-lief-Gefühl („Die machen die Kiste noch!“). Und kurz – JAAAAAAAAAAAAA!-…NEIN!…VERDAMMTER DRECK! – setzt sich das Koschinat-Gefühl durch, als Okugawa trifft. Abseits, bei dem, zugegeben, keine Schuhe nach Schokopudding untersucht werden müssen. Dann ist es vorbei.

1:1 gegen Fürth. Ich habe mich dabei erwischt, wie ich mich viel zu doll über den Aufstieg des VfB Lübeck in die Dritte Liga gefreut habe („Cool, komme ich da auch mal hin!“). 1:1 gegen Fürth. Zum Leben im Abstiegskampf zu wenig, zum Sterben der Hoffnung zu viel. Block J singt kurz vor dem Schlusspfiff: „Schwarzweißblau ein Leben lang!“. Und irgendwie läuft ja alles genau darauf hinaus, egal was kommt.

Applaus gibt es für den ersten Punkt bei einem Spiel nach der Arbeit. Hurra. Juhu. Tröt.

Fotos zum Spiel

In der „Fußballfibel DSC Arminia Bielefeld“ geht es auch um Dramatiken und Stimmungen. Irgendwann werden die Geschichten zu Lagerfeuergeschichten. Das Buch gibt es bei Thalia. Oder bei amazon. Oder im Fanladen. „90 Minuten Arminia“ habt Ihr schon?

Teilen:

Facebook
Twitter
LinkedIn
Reddit
Telegram
WhatsApp
Email

Auch cool:

Cookie Consent mit Real Cookie Banner