Arminia gegen Haching 4:0

Rundumbeobachtungen DSC14/15-19-Arminia gegen Haching 4:0

Rundumbeobachter von 2023: Den Siegen gegen Duisburg und in Osnabrück folgte ein souveränes 2:0 bei den Stuttgarter Kickers. Das Pokalspiel gegen Werder Bremen kommt näher, aber vorher heißt es bei Arminia gegen Haching grauer Liga-Alltag.

Man muss sich das mal bewusst machen: Da machen die Blauen gegen eine wirklich gute Mannschaft aus einem 0:2 ein 4:2. Da erringen sie keinen Auswärtssieg, sondern veranstalten ein Auswärts-Derby-Schützenfest. Und dann bringen sie dem nächsten wirklich guten Team die erste Heimniederlage bei. Und alles das mit dem Selbstbewusstsein, dass sie ihre Hütten machen und den vom Trainer umsichtig vorgegebenen Taktikstiefel umsetzen können. Blickt man auf die gesamte Saison zurück, hat Arminia 52 Tore erzielt (zum Aufstieg 2013 waren es insgesamt 60), und trotz Fabis 17 und Müllers acht Buden sind es insgesamt elf Torschützen. Wahnsinn, wie toll Arminia gerade ist!

Arminia gegen Haching

Blöd ist allerdings, dass Arminia schon eine Woche später Gelegenheit hat, allen das Gegenteil zu beweisen. Unterhaching mag zwar in anderen Tabellenregionen als die letzten Gegner unterwegs sein, aber auch die pflückt man nicht im Vorbeigehen. „Ouh, Ouh, Ouh, Haching ist ein schweeeeerer Gegner“, ruft die Unke auf Block 3. Auch das ist blöd am Fußball. Man erinnert sich nicht an Siege, sondern immer nur an das miese 0:1 im DFB-Pokal 1996.

Arminia gegen Haching

Gleich nach dem Anpfiff startet Arminia die ersten gefährlichen Angriffe. Diesmal dauert es sechs Minuten, bis Fabi zum 1:0 einnickt. Der „Torjäger vom Dienst“, wie Uli Zweetz ihn tituliert hat. Ich nenne ihn heute, stellvertretend für das ganz Team, „Mike Tyson des Fußballs“. Wer die Spiele gegen Duisburg und in Degerloch gesehen hat, weiß, dass Arminia taktisch sehr flexibel ist. Oft ist es aber so, dass die Blauen dem Gegner zu Beginn dermaßen eins auf die Scheinwerfer knallen, dass der den Rest des Spiels in den Seilen hängt. Tyson-Stil. Iron Arminia! Gut, diesmal ist es ein Elfmeter für den zweiten Punch.

Die Hachinger fielen bis hierhin eigentlich nur durch plumpe Fouls auf. Also, wirklich plump. Nicht so fies und hinterhältig, dass man sich herrlich aufregen könnte (Block 3: „Mann, wat’ne dumme Sau“), nur Bein stehen lassen und so. Oder Dennis Mast einfach mal im Strafraum umsäbeln. UlmUlmUlm vom PunktPunktPunkt. Zeit bis Schlusspfiff: 76 Minuten. Ritualisiertes „Spitzenreiter, Spitzenreiter“. „No Limit“ bringt ein bisschen Stimmung in das aufkommende Dösen auf den Rängen. „War das Mast? Für Lorenz drin, oder? Ich verwechsle die beiden immer…“. Nun ja, die sehen sich ja ziemlich ähnlich, kann passieren.

… Halt, Moment, Haching schießt aufs Tor. Widemann. Knapp vorbei. Kurz darauf kombinieren sich die Blauen wunderbar über den Platz und durch die Hachinger Defensive. Schuppan kommt halblinks an den Ball, zielt auf eine Stelle im Netz und schießt auch dahin. „Tor für die Blauen, Tor für Arminia“. Lothar ist flexibel in der Reihenfolge. Und Schuppan können wir an dieser Stelle mal loben. Was der im Spiel rennt, ist irre. Der ist nicht nur Linksverteidiger, der ist linke Außenbahn. Arbeitsbereich: Von Eckfahne zu Eckfahne, und immer anspielbereit. Und jetzt vier Saisontore. 3:0.

Pünktlicher Halbzeitpfiff. Sind eigentlich die, die schon zur 38. Minute Richtung Versorgungsstationen aufbrechen (und das 3:0 verpassen), auch „Eventfans“? Vorverkauf, Vorverkaufsgewinnler und Eventfans waren das Thema der Woche im schwarzweißblauen Umfeld. Es kommt jedes Mal auf, wenn das Interesse an einem Spiel das Fassungsvermögen der Alm übersteigt. Einfaches Rechenbeispiel: Nehmen wir an, 10.000 von den 12.087, die heute da sind, kommen auch zu den nachgefragten Spielen. Ziehen wir noch 3.000 Gästefans ab, bleiben 13.000 Zuschauer, um die Ex-Bretterbude vollzumachen.

Die Frage ist schon berechtigt: Wo kommen die her und warum? Es ist, wie es ist: Auf die Alm darf jeder. Aber eben nicht alle. So mies sich das anfühlt und so mies das wirklich ist für diejenigen, deren Liebe wirklich keine Liga kennt. Alles weitere ist Angebot und Nachfrage.

Solange es Leute gibt, die bereit sind, hohe Preise zu zahlen, wird es auch immer Nischenkapitalisten geben, die sich an ihnen bereichern. Was jene betrifft: Möget Ihr Euer armseliges Leben lang noch schlimmer riechen als dieser eine Typ damals auswärts beim HSV, der sich gerade frisch über sein Trikot gekübelt hatte und meinte: „Egal, hab mich eh die Woche nicht geduscht.“. Und möge Arminia Euch alle bei Eurer verbotenen Tat erwischen! Und trotzdem die Finger vom organisierten Schwarzhandel im ViaNOgo-Stil lassen!

Wechsel zur Halbzeit bei den Blauen, für UlmUlmUlm kommt Christian Müller, der heute Geburtstag hat und nach dem Spiel ein Ständchen von der Süd kriegt. „Haut hier auch noch welche rein“, fordert man auf der Süd, auf die Arminia jetzt spielt. Doch das Spielgeschehen findet rund um den Mittelkreis plusminus 20 Meter statt. Ein paar der Hachinger Fans machen „Oberkörper frei“. Stehen ja auch in der Sonne. Am Spielstand liegt es nicht, am sicheren Auftreten der Mannschaft auch nicht, am Tabellenstand sowieso nicht (frei nach Berengar), aber die Alm scheint irgendwie auf größeres zu warten, das nichts mit dem heutigen Spiel zu tun hat. Schade drum, denn der DSC liefert einmal mehr ein souveränes Spiel.

Selbst der SchiRi mag nicht negativ auffallen, obwohl er Jungglas eine etwas merkwürdige gelbe Karte gibt. „Wat? Wieso denn? War doch nix…“. Das haben wir alle gesehen. Sowieso sei lobend erwähnt, dass auf Block 3 jede Menge geballtes fußballerisches Fachwissen unterwegs ist. Siehe folgender Dialog: „Da müssense elegant die Defensivreihen umschiffen…!“ – „Höhöhö, Du hast ‚Schiffen‘ gesagt, höhöhö…“. Der Mike-Tyson-vom-Dienst geht unter Applaus nach einem erneut starken Spiel und Koen van der Biezen kommt. Haching trifft den Pfosten.

Witzig sind die Briten hinten links, die auf Block 3 eine eigene Party feiern. Eigenes „No Limit“, „Who the h*ck is Faching?“ (oder war es „Who the h*ch is Fucking?“), und brüllendes Gelächter, als ihnen die Geschichte mit „Magic Dick“ erzählt wird. In der Schlussphase stimmen Block I und J ein „Schalala“ an. Und Arminia spielt noch einen schönen Angriff aus. Der GeburtstagsMü bedient van der Biezen und der macht sein erstes Tor für die Blauen. Der 12. Torschütze diese Saison. Über die Süd fliegt ein bisschen Bier und unabsichtlich ein paar Euromünzen. Anzahlung auf die nächste Bratwurst.

Wieder vier Buden in einem Heimspiel. Und der Gegner war dann doch nicht schwer und wurde doch im Vorbeigehen gepflückt. Oder vielmehr: Wahnsinn, wie toll Arminia gerade ist! Wir lesen uns nach dem Dortmund-Spiel…Halt, nee,…unter der Woche war ja was…

MC Lo-Bro feat. Uli Zweetz & The Mike Tyson Relegators present: „Hymne für Lohmann“. Geil, wa!? Klappt’s jetzt?

Alle Texte 2014/2015

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