Arminia gegen Haching 3:3 – Was man davon halten will

Arminia gegen Haching 3:3 – Rundumbeobachtungen von Jan-Hendrik Grotevent

Unterhaching liegt südlich von München und ist laut Wikipedia die größte Gemeinde Bayerns, die weder die Bezeichnung Stadt noch Markt führen darf. Und die Spielvereinigung Unterhaching hat als zweite Sportart auch noch Bobsport. Auf ostwestfälisch- lippisch assoziiert heißt das alles: Ein zu groß geratenes Dörentrup in den Alpen, wo Schnee am sein is’. Passt ja perfekt zum Wetter, das Spiel heute. Das da ist übrigens kein Schnee, sondern Konfetti:

Arminia gegen Haching

Im Spiel fährt erstmal nur der schwarzweißblaue Bob. Arminia spielt frisch nach vorne und holt ein paar Eckstöße heraus. Erste Statements zum Spielbeginn von Block 3: „Wo kommst Du denn jetzt her?“ – „Bier.“. Nein, das meine ich nicht. Was Spielbezogenes? „Das nächste mal hole ich in der 20. Minute, wenn wir das 1:0 erzielen. Ich hab’s zuerst gesagt!“.

„Oppiiiie!“. Von Arminias Nummer 4 werden ja immer Wunderdinge erwartet, wenn er sich den Ball zurecht legt. Das liegt daran, dass Oppie krank genug für Wunderdinge ist. Und jetzt sorgt er für den ersten wirklich großen „OOUUUUH!“- Moment, als er aus spitzem Winkel einen Freistoß knapp über das Hachinger Gestänge ballert. Sonst sind die Blauen feldüberlegen, haben mehr Ballbesitz, mehr Ecken, mehr Passquote und vermutlich auch mehr Kekse im Schrank als Haching, aber das war es dann auch.

20 Minuten durch. Wo bleibt denn das angekündigte Tor, Block 3, häh!? Oder wenigstens ein bisschen Ungeduld? „Macht hinne, wir ham noch Weihnachtsmarkt vor uns!“. Bitte. Geht doch.

Vieles deutet ja darauf hin, dass Arminia im Vergleich zur Vorsaison einen Schritt nach vorne gemacht hat. Zum Beispiel liegt Ostwestfalens Gloria noch nicht mit 0:2 gegen Haching zurück wie noch im vergangenen Winter. Oooooder: Man erwartet nicht automatisch, dass die Blauen trotz Überlegenheit in Rückstand geraten. Nein, heute steht es nach 32 Minuten nur 0:1, die Blauen sind trotz Überlegenheit in Rückstand geraten. Der erste wirklich ernsthafte Torschuss von Unterhaching, eigentlich der erste wirklich ernsthafte Torschuss des Spiels, ist im Netz. Der Zyniker schließt diesen Absatz mit „tolle Entwicklung“.

Block 3 will Becker und Wintzheimer einwechseln. Becker oder Wintzheimer, Hauptsache Rückennummer 39. Fußballgottseidank kommt Block 3 nicht dazu, noch über Cihan Bolat, Niklas Hartmann und Sebastian Vasiliadis nachzudenken. Isi Young flankt, Wörli rutscht rein und JAAAAAAAAAAAAAAA! Rückennummer 38! „Sooo muss das laufen!“, feixt Block 3 und lässt die Nummern Nummern sein. Zurückkommer- Qualität bei Arminia? Richtige Antwort und zurück auf 0:0 gestellt (was das Spiel verdient hätte)? Man weiß es nicht.

Wie dem auch sei, es geht eine erste Halbzeit zu Ende, in der irgendwie zwei Tore fielen und man nicht genau weiß, was man von ihr halten soll. Sieht man ünrigens auch schön an der Reaktion des Publikums beim Pausenpfiff. Pfeifen? Nee, eigentlich nicht. Applaudieren? Nee, eigentlich nicht. Hört man, dieses Gefühl.

Halbzeit. „Boah, wenn man da unten zum Bierholen lang kommt, da zieht ein kalter Wind. Ind dann ist die Bude total voll und… EY, LASST MIR AUCH NOCH EINS!“

Die Mannschaften sind wieder auf dem Platz. Irgendwann kommt auch der SchiRi wieder auf den Platz. Um dann zur Seitenlinie zu laufen und mit Arminias Bank zu reden. Natürlich stellt Block 3 die dämliche Frage „Weiß einer, was die da machen?“. Der Rundumbeobachter stellt sich das so vor:

„Ist ja doch ganz schön kalt hier. Haben Sie vielleicht ein paar Handschuhe?“ – „Nee, die brauchen wir selber, uns ist auch kalt.“ – „Mit klammen Fingern kann ich die Pfeife nicht halten, können Sie da nicht was machen?“ – „Wir fragen mal im Fanshop…“ – [irgendeine arme Sau läuft los, wühlt sich durch’s Merch- Sortiment, kommt mit einem Paar Fingersocken wieder] – „Okay so?“ – „Nee, nicht meine Größe…“ – „Welche denn?“ – „So… [zeigt seine Hand]“ – [irgendeine arme Sau rollt mit den Augen, läuft los, wühlt sich durch’s Merch- Sortiment, kommt mit einem anderen Paar Griffelstiefel wieder] – „Besser?“ – „Na ja, könnte schon eine andere Farbe sein…“ – „Wir würden gerne heute noch weiterspielen.“ – „Okay, ich mach’ ohne.“

Warum sollen SchiRis anders Handschuhe kaufen als Fans? Der zweite Durchgang wird dann wirklich noch vor Mitternacht angepfiffen.

In gewisser Hinsicht ist auch Arminias Spiel jetzt eine Analogie zum durchschnittlichen Kaufverhalten eines Arminen im Fanshop: „Die Jacke ist cool, die will ich haben. Mist, ich hab’ meine EC- Karte vergessen… Hm, hab’ ich genug Bares dabei?… äääääh…“. So spielen die Blauen Richtung Südtribüne. Tor im Blick, der Wunsch, rein zu treffen, aber keine Ahnung, wie man das hinkriegen soll. Wenigstens ein bisschen Ungeduld, Block 3? „Macht hinne, ich will die zwölf Glühwein nicht umsonst getrunken haben!“. Bitte. Geht doch.

Um die 60. Minute herum haben Arminia und Alm dann augenscheinlich keinen Bock mehr, die Jacke zu kaufen. „Allez, Allez, Allez, Alleeeeez“, wogt gelangweilt über das Spielfeld, der Ball rollt gelangweilt zwischen Kersken und der Defensive hin und her. „Die sind mit der Birne schon in Berlin“, urteilt Block 3. Und: Ja, das könnte eine Problem sein.

Haching lauert auf Fehler… und als der dann passiert, nutzen die Gäste ihn prompt. Kügel zimmert einfach druff und drin isser. Rückstand. Wieder.

Sicherlich haben heute irgendwelche Artikel geschrieben, dass die Spielvereinigung Unterhaching das effektivere Team war. Das ist korrekt und wird dadurch unterstrichen, dass die Gäste aus dem geographischen und tabellarischen Süden sonst nicht unbedingt durch Fußballspielen auffallen. Bei Pfiffen des unbehandschuhten SchiRis jedenfalls lässt sich die Spielrichtung schnell ermitteln: Für Haching, wenn dessen Spieler liegen bleiben und in Horizontal- Lage erstmal Urlaub machen einschließlich verspäteten Anschlussflügen. Um sich dann lautstark bei Mr. No Gloves zu beschweren und nach einer gerechtfertigten Ampelkarte nicht das Spielfeld zu verlassen, sondern sich aufzuführen wie Karen, wenn sie aus dem Urlaubsflieger geschmissen wurde.

Nach der Ampelkarte gibt es Freistoß. „Oppiiieee!“, raunt Block 3. Das nächste Wunderding? Russo schießt und NEEEEEIN! kein Wunderding, Latte! DRÄÄÄÄCK! Aber wenigstens hat Arminia jetzt wieder bock aufs Spiel, vor allem die eingewechselten Lannert und Biankadi bringen nochmal neuen Schwung rein. Ecke. Kopfball und JAAAAAAAAAAAAA! CORBOOOOZ! Ausgleich! Und Überzahl…

…was selbstverständlich nicht heißt, dass Arminia jetzt die Hachinger überrollt. Vielmehr leitet der nächste Abspielfehler in der schwarzweißblauen Defensive den nächsten Rückstand ein. Wumm, Zack, 2:3. „Wird nix mehr mit der Party heute“, resigniert Block 3. Doch. Egal, wie ein Spiel ausgeht, Fußball liefert immer einen Grund zum Trinken. Und Arminia sowieso.

Die verspäteten Flieger werden nachgespielt. Der eingewechselte Sumbu am Ball. Gegen drei Karens. Zurückgelegt, Biankadi, JAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA! 3:3! Karen macht die Frust- Karen, Arminia hat gepunktet.

Gekämpft. Moral bewiesen. Dreimal einen Rückstand ausgeglichen. Drei Tore in den letzten Viertelstunde. Alles statistisch (und wahrgenommen) korrekt, aber… irgendwie war das ein Spiel, dass vielleicht einen Dreier, auf jeden Fall aber keine sechs Tore wert war. Tja… was soll man nun davon halten? Was Block 3 beim Spiel gegen Aachen schon sagte – „Scheiß Spiel, aber wir nehmen’s mit“? Oder was Kiddo zu Papa nach dem Spiel auf dem Weg zur Linie 4 sagt: „Ein Glück, dass wenigstens mein Schal so cool ist.“? Nehmen wir das. Schals sind cool, ergebnisunabhängig.

Fotos zum Spiel

Empfehlung: Die „Fußballfibel DSC Arminia Bielefeld“ mit jeder Menge schwarzweißblauer Lagerfeuergeschichten. Das Buch gibt es bei Thalia. Oder bei amazon. Oder im Fanladen. „90 Minuten Arminia“ habt Ihr schon…?

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