Arminia gegen Hannover 1:3 – Von Stadtbahneffekten und Slalomstangen

Arminia gegen Hannover 1:3 – Rundumbeobachtungen von Jan-Hendrik Grotevent

„Alleeez, DSC Allez, DSCeee Allez, DSC Allez, DSC DSC, Alleeeez!“. Hach, was sind wir in freudiger Erwartung bei Arminia gegen Hannover. Laute Stimmung, leidenschaftlich intonierte Hymne, schönes Wetter. Oder, wie der Ostwestfale an sich gern sagt: „Dat kann nur schief gehen.“

Arminia gegen Hannover

Das Match gegen unsere Freunde von der Leine geht los wie jedes Match los geht: Mit einem Einwurf innerhalb der ersten 20 Spielsekunden. Müsst Ihr mal drauf achten, es ist immer so. Einspielen, Feintuning finden, im weiteren Spielverlauf wird es dann besser und flüssiger.

Arminia gegen Hannover

Das Feintuning dauert heute ein bisschen länger. Die Einwurffrequenz ist zwar nicht ganz so dicht, aber beide Mannschaften brauchen ein bisschen für ihr Feintuning. Spektakuläre Szenen sind erstmal Mangelware, obwohl Block 3 „zwei Fifty-Fifty-Situationen“ gesehen haben will. Bei Arminia läuft der Ball recht flüssig, man darf beifällig nicken (mehr nicht). Oder „Ramoooos“ stöhnen, wenn unser Abwehrrecke mal wieder den Ball erobert hat.

Einiges wurde gemutmaßt zur Form des Gegners. Für Außenstehende entstand der Eindruck, dass die mit großen Erwartungen in die Saison gegangenen und krachend gescheiterten Roten die Saison schon aufgegeben haben. Und in der Tat sehen die Flügelläufe des HSV 96 nicht immer nach letztem Einsatz aus. „Also, wenn ich 96-Trainer wäre…“, spekuliert Block 3. Ja…dann? Heißt Du am besten Werner Biskup. Eine aufgegebene Saison könnte aber auch heißen, dass man locker aufspielt. Und dass man dann eine solche Kiste zum 0:1 macht wie Cedric Teuchert.

„Dreeeeeeck!“, schimpft Block 3, „Die schießen einmal aufs Tor und…“. Der Satz bleibt unvollendet, ich bin dher mal so frei: Die schießen einmal aufs Tor und Arminia überhaupt nicht. Vielleicht jetzt? Klünter haut drauf, wir sehen Gestocher…und JAAAAAAAAAA! Wenn man Torwart ist, sollte man nicht abklatschen lassen, wenn sich Fabi Klos im Tanzbereich aufhält.

Man fragt sich wirklich, warum die Roten bei der sichtbar guten Spielanlage nicht mehr aus dieser Saison gemacht haben. Das ist doch Fußball-Ausnahmetalent Fabian Kunze auf dem Rasen…liegt es vielleicht an den Trikots in Mint und Pink? Wollen sie den Fans im Jahre 2123 ein Sondertrikot in Mint ersparen?

Hack! Schuss! PFOSTEN! AAAAARGH! Hört das denn nie auf??! Wobei man sich heute nicht über Chancenwucher beklagen kann. Um den Vorwurf der mangelnden Chancenverwertung belastbar zu machen, müssten erstmal Chancen da sein. Jetzt gibt es vor der Süd erstmal eine Hannoveraner Eckenparty…

…und seit dem Nürnbergspiel wissen wir, worin solche Eckenparties enden. Genau, in einem Anruf der Kölner Videofritzen und in einem Elfmeter für den Gast, dessen Entstehung keiner mitgekriegt hat. Diesmal soll der Elfer vertretbar gewesen sein, aber das ist er nach gründlichem Studium der Videos und der Zentralbibliothek des Deutschen Fußballs ja immer irgendwie. Sei’s drum, habe ich alles beim Nürnbergspiel ausgeführt (und beim vorletzten Mal und beim vorvorletzten Mal).

SCHEIß DFB!

SCHEIß DFB!

Danke. Bitte.

Elfer drin, Hannover führt kurz vor der Pause mit 2:1. „Das ist noch nicht verloren!“, versichert Block 3 und…irgendwie stimmt das auch. Es muss einen Ruck geben, damit Arminia merkt, dass am anderen Ende des Spielfelds ein Tor ist. Das ist wie mit der Linie 4 am Hauptbahnhof: Alle stehen erstmal an Gleis 3, dann spricht sich rum, dass an Gleis 1 eine Sonderbahn fährt und alles setzt sich in Bewegung. Hoffen wir für die zweite Halbzeit auf den Stadtbahngleis-Effekt!

Halbzeit. Die Blauen spielen in schwarz. In einem extra für dieses Spiel aufgelegten Trikot, dass an die Westdeutsche Meisterschaft des DSC von 1923 erinnern soll, die sich heute zum 100.Mal jährt. Ich weiß nicht, ob damals im Essener Uhlenkrug tatsächlich in schwarz gespielt wurde. War in der Zeit eher ungewöhnlich, kann aber sein. Das wird man recherchiert haben. Nicht, dass der Gedanke aufkommt, es ginge darum, ein schwarzes Sondertrikot zu verhökern und nicht darum, an einen großen historischen Erfolg zu erinnern.

Während ein Rzatkowski-Schuss fast über Zieler hinwegkullert, arrangiert sich Block 3 für die folgenden 45 Minuten plus Nachspielzeit. Mit einfacher optischer Orientierung („Ach ja, da vorne muss ich hin!“) und logischen schwarzen Löchern („Stimmt, hier ist mein Platz hin“). Ihr kennt und liebt das.

Wenigstens findet Block 3 ein gutes Mittel zum Umgang mit videogeprüften Strafstoßentscheidungen: Sarkasmus. „Hand! Elfmeetaaaa!“- „Foul! Elfmeetaaaa!“ heißt es jede Mal, wenn der Ball in das Gewühl vor Zieler fliegt. Jäkel kriegt das Trikot bis zur Brust hochgerissen, Klos wird gefoult. Aber alles in Ordnung. Außer in den Situationen, in denen es in irgendwelchen Fußball-Paralleluniversen nicht in Ordnung war. Aber wer weiß das schon…

Es gab mal ein tolles Zitat über Maradona: Er benutzte gegnerische Verteidiger als Slalomstangen. Louis Schaub ist nicht Maradona. Und Arminias Abwehrspieler sind auch keine Slalomstangen. Slalomstangen stehen im Weg und man muss sie umkurven. Die schwarzweißblaue Abwehr macht da eher einen auf Buchsbaumhecke und so muss Schaub auch keine Maradona-Taten vollbringen, um das 3:1 für Hannover zu erzielen.

Lasme LATTE, AAAAARGH! Ich.Hasse.Torgestänge. Vasiliadis, jetzt aber…zu wenig Dampf hinter den Ball. Und dann läuft der Ball wieder durch die Buchsbaumhecke und ins Netz. „So traurig, diese Zweikämpfe“, resigniert Block 3. Aber die Videoassistenten haben noch Bock und winken das 1:4 zurück. Ein Tor von Fabian Kunze? Ich bitte Euch…

Block 3 macht weiter Sarkasmus-Übungen. „Bello kommt! Die Hoffnung wird eingewechselt!“. Sagt Block 3 nicht, als Serra kommt, bei dem ich gar nicht mitgekriegt habe, dass er auf der Bank sitzt. Okay, ich passe bei dem Teil der Mannschaftsaufstellung auch nicht mehr so richtig auf.

Bello sorgt immerhin dafür, dass der Kölner Keller zum dritten Mal den Aufpasser machen darf. Lührs flext ihn weg, nach mehrminütiger Überprüfung sieht der 96-Kicker die Arschkarte. Unabhängig von der schwierigen Benennung einer „klaren Fehlentscheidung“- Was sagt ein dreimaliges Eingreifen des VAR eigentlich über die Leistung des SchiRis aus? Der schon für jedes Aufschreiben der verwarnten Spieler fünf Minuten braucht? Zehn Minuten, um einen Hannoveraner zu verwarnen, der nach einer Verletzung direkt wieder aufs Spielfeld läuft? Ich verrate es Euch: Wäre das Spiel von beiden Mannschaften nur ein bisschen weniger fair geführt worden, hätte es wegen vertaner Zeit beim Aufschreiben Verlängerung und nicht nur Nachspielzeit geben müssen.

So gibt es sechs Minuten Nachspielzeit, in denen Arminia nichts mehr einfällt. Block 3 stimmt eigenwillige Schlussgesänge an. Merkwürdig („Amateeeuuure, Hannover Amateeeuuure“), mit Spielbezug („Abstoooß, Abstoooß, Abstoooß“) oder auch Selbstbezug („Ich muss pissööön, Heyhoooo“). 1:3 verloren.

„Was’ne Kasperverantaltung“ meckert Block 3 bei Verlassen des selbigen. Irgendwie schon. Bei Hannover ist jeder Schuss ein Treffer, bei Arminia…nicht so. Das hat man, wie in Karlsruhe, als aktivere Mannschaft irgendwie nicht verlieren müssen. Vielleicht ist es ja eine motivierende Erkenntnis für die Blauen, dass man jetzt nichts mehr verlieren darf.

Applaus gibt es für Novalgin. Ermöglicht Alm-Besuche trotz hartnäckigen grippalen Infekts.

Fotos zum Spiel

In der „Fußballfibel DSC Arminia Bielefeld“ kommt Hannover auch vor- gibt da jede Menge Lagerfeuergeschichten. Das Buch gibt es bei Thalia. Oder bei amazon. Oder im Fanladen. „90 Minuten Arminia“ habt Ihr schon?

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