Arminia gegen Hannover 96 II 2:2 – Fokus auf…

Arminia gegen Hannover 96 II 2:2 – Rundumbeobachtungen von Jan-Hendrik Grotevent

Arminia ist wieder da, in Bielefeld singt man Trallala, die ganze Stadt ist wie verhext… zumindest kann man auf die Idee kommen, wenn gegen den kleinen Hannoverschen Sportverein von 1896 genauso viele Zuschauer auf die Alm kommen wie, sagen wir mal, früher gegen den großen Hannoverschen Sportverein von 1896. „Was für eine Kulisse!“, jubelt Sebi Wiese.

Arminia gegen Hannover 96 II

Hymne, Seitenwahl, Anpfiff. Das Spiel geht los und Block 3 ist mit dem Kopf woanders und redet über alles mögliche – vom nächsten Urlaub, von „Hast Du mal Feuer für mein Bier?“… von… HEEEEY, Aufwachen, unten spielt die Musik bzw. Arminia! Zack! Da trifft Hannover so ein bisschen aus Versehen den Innenpfosten und „Oooouh!“, jetzt ist Block 3 im Spiel. Um rechtzeitig mitzukriegen, dass der Nachwuchs von Hannover 96 in der Startphase sehr viel Spielfreude auf den Hybridrasen bringt…

…und um rechtzeitig mitzubringen, dass Corboz das erste Mal gefährlich aufs Tor schießt, dass der Keeper der Gäste abwehrt, der Ball wieder reinkommt, alle „Haaaand!“ brüllen und es Elfmeter für Arminia gibt.

Kania legt sich den Ball zurecht, und der hat schon gegen ganz andere Elfer versenkt. Bamm! JAAAAAAAAAAAAA! Gegen die zweiten Niedersachsen ebenso eine frühe Führung wie schon gegen die kleinen Schwaben.

Gegen die kleinen Schwaben hat Arminia dann ja noch ordentlich nachgelegt. Ähnliches wünscht man sich wohl auch gegen die kleinen Niedersachsen- nach dem 1:0 singt die Süd erst „Schießt für uns das nächste Tor, schießt ein Tor“ und dann „Auf geht’s Arminia, schießt ein Tor“, was zumindest inhaltlich den Wunsch nach einem Spielverlauf wie gegen Stuttgart nahelegt. Dem Wunsch kommen die Blauen da unten aber nicht nach. Die scheinen mit dem Kopf überall zu sein, aber nicht in Hannoveraner Strafraumnähe. Andersrum übrigens auch nicht, allerdings sieht das bei 96 ein bisschen gefälliger aus.

Und so verödet die Partie wie die Serengeti im Sommer. So halbe Hingucker gibt’s, mal ein schneller Antritt von Grodowski, von Wörli, von Lannert, das war es aber auch. Block 3 hat die Strategie: „Ab jetzt 70 Minuten Ballbesitzfußball. Oppie zu Großer [der spielt gar nicht, meine Fresse, AUF- PAS- SEN!], Großer zu Oppie, wieder zurück, vielleicht mal Kersken dabei.“ Na ob das gut geht? In den Gesängen ist die Süd inhaltlich allgemeiner geworden: „Vorwärts DSC, vorwärts Arminia!“ Vorwärts wohin? Auch Block 3 relativiert sich: „Spielen die langweilig.“ – „Bisher reicht’s“. Aber reicht es auch für das Kommende? Fragen über Fragen…

Halbzeit. Nun, eigentlich noch nicht, aber wie so viele SchiRi- Pfiffe spätestens seit Einführung des VAR scheint auch der Pausenpfiff interpretierbar zu sein. Das erklärt, warum für einige Zugucker schon in der 43.Minute Halbzeit ist. Aber dann meckern, wenn sie Tore verpassen… Wie etwa den Ausgleich, der fällt in Minute 44. Irgendwie nicht unverdient.

„Auf geht’s Arminia, Kämpfen und Siegen“, fordert die Alm zum Wiederanpfiff. Das ist grundsätzlich ein taugliches Konzept, für jetzt und später. Grodowski flankt, Kania köpft…TorwartLatteAAAARGH! „Deutscher Sportclub Alleeeez“ singen wir jetzt, von Minute zu Minute lauter. Jetzt sind wir fokussiert!

Wie üblich wechselt Kniat die erste Sturmreihe dann komplett aus. Die eingewechselte Offensivreihje sorgt dann gleich für einen kollektiven Biss in die Wellenbrecher (oder Sitzschalen, je nach dem), als Sarenren Bazee auf das Tor zugeht und die Kirsche drüberdonnert, anstatt auf Biankadi quer zu legen. Und das, obwohl Block 3 ganz laut „SPIEL‘ AAAAB!“ gebrüllt hat.

Ihr kennt das- manchmal ahnt man die Gegentore schon in der Entstehung, ohne zu wissen, warum.. Dies hier ist so eins. Hannover tankt sich über links durch, den ersten Torschuss kann Kersken abwehren, dann spielen die Gäste es saarbrückenmäßig bis ins Netz zu Ende. Dreck.

Komische Reaktion auf Block 3. Kopfschütteln, zynisches Grinsen. Ein Rückstand in der 80.Minute hat vermutlich in den Planungen keines einzigen Zuschauers eine Rolle gespielt, aber jetzt wird sich nicht beschwert. Auch nicht, als Arminia jetzt eine Schippe drauflegt, aber regelmäßig an der roten Defensive, am letzten Zuspiel oder auch an den eigenen Füßen scheitert. Block 3: „Warum sind die so Scheiße?“ Wo sind die mit dem Kopf?

Angriff der Blauen über links, Corboz frei und der wütet den Ball fürmlich zum Ausgleich in die Maschen, JAAAAAAAAAAAA!

Jetzt Konzentration, Leute, auf das was kommt! Nachspielzeit ist unsere Zeit! Scharfe Flanke rein AAARGH! An allen vorbei, SCHIEß! NEEEIN!… der Fokus kam zu spät. Punkt geholt. Na ja.

Tja, wenn man was erreichen will, braucht man 90 Minuten mit voller Pulle verhext, mit dem Kopf an der richtigen Stelle sein, aufwachen, mitkriegen, aufpassen, vorwärts, Konzept haben, den Fokus setzen, konzentrieren. Ist den lieben Lesenden eigentlich aufgefallen, dass ich das anstehende Pokal- Halbfinale gegen Bayer Leverkusen nicht mit einem einzigen Buchstaben in diesen Rundumbeobachtungen erwähnt, thematisiert oder angedeutet habe? Ist Euch außerdem aufgefallen, dass Ihr trotzdem bei jedem Verhext, mit dem Kopf an der richtigen Stelle sein, aufwachen, mitkriegen, aufpassen, vorwärts, Konzept haben, den Fokus setzen, konzentrieren nur daran gedacht habt?

Nicht aufgefallen? Seht Ihr, genau das ist das Problem.

Fotos zum Spiel

Empfehlung: Die „Fußballfibel DSC Arminia Bielefeld“ mit jeder Menge schwarzweißblauer Lagerfeuergeschichten. Das Buch gibt es bei Thalia. Oder bei amazon. Oder im Fanladen. „90 Minuten Arminia“ habt Ihr schon…?

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