Arminia gegen Hertha BSC 1:1 – Wann wird auf scharf geschaltet?

Arminia gegen Hertha BSC – Rundumbeobachtungen von Jan-Hendrik Grotevent

Es gibt Mindeststandards, die unsere schwarzweißblauen Ledertreter noch erfüllen. Zumindest meine. Das sind: Frische Pizza auf der Alm und bis zum letzten Spieltag im Rennen bleiben. Wobei die Pizza und „frisch“….Glückssache. Aber bei Arminia gegen Hertha stimmt immerhin das andere noch. Warum auch immer.

Arminia gegen Hertha

Und auf dem Zettel tun Kosti und Co einiges dafür, dass das mit dem Klassenerhalt auch offen bleibt. Umgekrempeltes Team drei Runden vor den Sommerferien. Ince als Solostürmer, Castro von Beginn an. Das sorgt am Südeingang für ganz viel „Vielleicht“. Zitat: „Vielleicht kriegen sie ja den Arsch voll.“

Die ersten Minuten gehören…uns auf den Rängen. Die 2.000+ Hauptstädter feuern an. Die 24.000+ Leineweberstädter brüllen die ersten fünf Minuten durch. Das Spiel ist lebendig. Im Sinne von: Die Akteure laufen auf dem Grün rum. Passieren tut erstmal nix. Goutiert wird die Wolfsburger Führung in Stuttgart. Und Block 3 hat das Match wie immer genau im Blick. „Okugawa in die Mauer stellen…superschlau, ey…“. Stimmt. So einen Riesen wie Okugawa stellt man eigentlich in die Mitte zur Kopfballabwehr.

Wenn wir schon beim Thema sind…erinnert Ihr Euch noch an eine Zeit, in der Okugawa acht Saisontore geschossen hat? Als wir noch spielerische Entwicklungen gesehen haben? „Auf geht’s, Arminia, schieß ein Toohohoor“, brüllen wir von der Süd. Nö, macht Arminia nicht. Sie kommen noch nicht einmal ernsthaft in die Nähe. In der Sesamstraße hieß es mal „Um die blauen Berge laufen wir herum“- das fasst die Bemühungen des DSC rund um den Berliner Strafraum perfekt zusammen.

(So in etwa stelle ich mir auch das aktuelle Training vor. „INS Tor, nicht UNTERS Tor!…Wir versuchen es mit einem Keks…“)

Block 3 hat sich auf „Auf geht’s, Arminia, schieß kein Toohohoor“ geeinigt. Der Rundumbeobachter hat in der 31. Spielminute keine Lust mehr, auf die Minute mit der ersten großen Bielefelder Chance zu warten. Irgendwann hat Okugawa wirklich eine Möglichkeit. „AOOOUUUH!“. – „War Abseits.“. Egal. Aooouuuh. Wir sind im Moment mit wenig zufrieden. Ist die Pizza frisch?

Aufschrei, Pfiffe. Block 3: „Was war!!?“ – „Nix“.- „Alles klar.“ Man kann der Mannschaft heute die Moral nicht absprechen. Neue taktische Ideen sind ebenfalls erkennbar. Beispielsweise bleiben Wimmer und Okugawa konsequent auf den Flügeln. Aber das muss sich einspielen. Sieht man gut an Tegos Abschlägen. Der haut die Pille in die altgewohnten Richtungen…wo dann keiner ist. Neues System. Wenn sich das einspielt, ist es vielversprechend mit dem Klassenerhalt. Ach ja, und die Bundesliga braucht 50 Spieltage.

Was macht eigentlich Hertha so? Der Berliner Kosti heißt Felix Magath. Der hat mit seinen Aussagen ja oft recht. Die Warnung vor Arminia ist bisher allerdings eine Ausnahme. Das wir es hier erwähnt haben: Davie Selke – laut Block 3 ein Dietmar Hopp – hat die bis hierhin dickste Gelegenheit des Spiels. Tego macht erst den Andreas Thiel, dann den Silvio Heinevetter. Was Arminia nicht kann, wollen Magaths Mannen nicht.

Halbzeit. Über die Tribünen schallt „I’m Still Standing“. „Von wem ist das Lied?“ – „War das nicht der Dings?“. Doch. Klar war das der Dings. Der Dings war sowieso vieles. Der Dings hat auch die Form der Mannschaft zugrunde gerichtet, zu lange an Frank Kramer festgehalten, Kunze gehen lassen und das Lesegerät an der Pizzabude kaputt gemacht. Elton John raus!

„Wann wird das Spiel auf scharf geschaltet?“, fragt Block 3. Vielleicht jetzt? Castro…AAAAOOOOUUUH! Castro, nochmal! AAAAAAAAAARGGGHHHH! Hat die Zieloptik noch nicht auf scharf geschaltet. Dafür schaltet Hertha auf scharf. Ecke, Kopfball, *ploink*, drin, 0:1. Es geht so einfach…so einfach…das mit den Ecken geht so einfach…Arminia auszuknipsen geht so einfach…das mit dem Klassenerhalt…ist die Pizza frisch?

„Auf geht’s, Arminia, schieß ein Toohohoor“, „Steht auf, wenn Ihr Arminen seid“. Einer muss es ja tun, das mit dem Aufstehen. Und die Stimmung auf der Alm ist klasse. Chants von Block 1, parallel ab und an „Bie-lef-eld! Bie-lef-eld!“, was nochmal extra donnert. Sehr geil. Und die Jungs in Blau? Wie schon erwähnt, man kann die Kampfmoral nicht absprechen. Leider hat Moral nur wenig mit Effektivität zu tun. Wenn man mir eine komplizierte Punktschweißarbeit zu tun gibt, gehe ich da auch mit Leidenschaft ran. Aber das Ergebnis gehört auf den Schrott. Es sei denn, jemand erklärt es mir. Und wenn das der zuständige Jemand ein halbes Jahr nicht getan hat…Ergebnis Schrott.

Für die nächsten zehn Minuten hält das Unparteiischengespann die Stimmung hoch. Nilsson liegt im Sechzehner, Aytekin malt das Viereck in die Luft, Aytekin guckt, Aytekin malt „Nö“ in die Luft, Alm ist sauer, Herthaner liegen überall rum, Alm ist sauer, Wimmsi ist sauer, Wimmsi kriegt Gelb, Alm ist sauer, gesehen hat keiner was. Ihr kennt das.

„Unsere Auswechselspieler sprühen ja vor Einsatzfreude“, stellt Block 3 schon in der ersten Halbzeit fest. Kurzes Klugscheißen: Eigentlich sind es Einwechselspieler. Hier zusammengefasst die Meinungen von Block 3, als diese tatsächlich eingewechselt werden: „Das ist unser Belloooo“ – „Der kann doch auch nix.“. „Hack kann auch nix, aber bei dem steht es wenigstens auf dem Trikot“. „Der Bart ist angeklebt“ (Häh?). Die Einschätzungen zu Serra gebe ich hier lieber nicht wieder. Erinnert Ihr Euch noch an eine Zeit, in der wir „Serra, schieß ein Tor“ gesungen haben?

Vor dem Spiel heißt es von irgendeinem Prospekteverteiler an der Stadthalle: „Ich war Dortmund mit 80.000, aba ich schwör‘, keiner macht so Stimmung wie Bielefeld.“. Das stimmt! Wir brüllen die Jungs nach vorne, wir haben unseren Klassenerhalt schon lange sicher. Noch lauter wird es, als Hertha die Entscheidung so dermaßen verbaselt, dass selbst Mario Gomez gelacht hätte. „Attacke! Maaaann!, blökt Block 3, als die Nachspielzeit anbricht. Wann wird das Spiel auf scharf geschaltet? JETZT!

Tore muss man fühlen. Un diesen Ausgleich von Nilsson fühlen wir. Wir liegen übereinander in Bier, auf den Stufen, in den Armen des Nebenmanns. Die Freudenexplosion haben wir uns verdient. Die Jungs haben sich auch den Ausgleich verdient. Nur reicht es nicht zu mehr.

Kampf okay, Ergebnis nach dem Spielverlauf in Ordnung. Stimmung? BOMBE! Spiel insgesamt: Zu wenig. Ergebnis: Zu wenig. Es ist zu spät, die Kramergeschichte, die interne Stimmung, die Aussicht auf rosige Verträge bei unrosigen Clubs, das Gelaber von Zigillionen Beratern zu reparieren. Die Bundesliga hat nun mal keine 50 Spieltage. Aber der DSC wäre nicht der DSC, wenn er uns nicht doch überraschen könnte. Vielleicht durch den Reli-Rang. Und dann die Reli gewinnen. Gegen Darmstadt.

Das Wort des Tages ist: „Frische Pizza“. Die gab es nach dem Spiel tatsächlich. Was sagt das über den Klassenerhalt…?

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