Arminia gegen Hoffenheim 3:3 – Die Rückkehr des Käsebrötchens

Arminia gegen Hoffenheim 3:3 – Rundumbeobachtungen von Jan-Hendrik Grotevent

Es ist Teil unserer furchtbar komplexen Lebensrealität, dass manche Terminansetzungen nur schwer nachvollziehbar sind. Etwa, dass Happy Kadaver und der andere Feiertag auf einem Donnerstag auf Donnerstage fallen. Oder, dass einem kaum Zeit bleibt, am Samstag zwischen einem prospektiven Sieg der Arminia-Herren und einem prospektiven Derbysieg der Arminia-Damen zwischen Bielefeld und Rheda-Wiedenbrück herum zu gurken. Oder dass ein Spiel der 2. Frauen-Bundesliga am Mittwoch um 14 Uhr nachgeholt wird.

Arminia gegen Hoffenheim

Irgendwo habe ich mal gehört, die Feiertage lägen nur deswegen auf einem Donnerstag, weil das Bruttosozialprodukt so viele lange Wochenenden nicht verkraften würde. Nun, das Bielefelder Bruttosozialprodukt wird die 200 Besucher auf der Postheide verkraften. Ob das Bruttosozialprodukt der Blauinnen wohl den freien Eintritt dieser erfreulich hohen Zuschauerzahl verkraftet? Interessante Frage, aber wir wollen ja das Spiel gucken.

Die Nachwuchskickerinnen der SAP-Stiftung und die Blauinnen schenken sich und den Zuschauern erstmal nichts. Beide Teams lassen den Ball gut laufen. Ab und an wird ein Zweikampf gewonnen, der nächste verloren. Kurz: Das ist kein Herzklabastermatch hier. Die TSG U20 hat eine Dame aus dem Trainerstab hinter dem Rundumbeobachter platziert, die ab und an im schwäbischen…äähh…badischen (?)…jedenfalls nicht auf Deutsch ihre Kommandos auf das Feld brüllt: „Nessie vorsch Tor!“, „a diagonale Acht laufe!“, „Zumachet!“. „Du musch zurenne!“. Zum besseren Verständnis das, was ein ostwestfälischer Zuschauer parallel dazu brüllt: „Macht da zu!“, „Gib Gas! Geh!“, „Durch da!“ und „Hinterher rennen bringt nix!“. Sollten Fußballlehrer tatsächlich doch so viel vom Pöhlen verstehen wie, sagen wir mal, Block 3? Neee, komm…

Die Blauinnen erarbeiten sich ein leichtes Übergewicht, kommen aber nicht wirklich durch. Gleiches gilt für die Angriffe der Kraichgau-Ladies. Das Tor (das dem Spiel natürlich gut tun würde) kann hier eigentlich nur durch einen Elfmeter fallen. Das tut es dann auch, nur leider gegen die Blauinnen. Sie sind ein sympathisches Team, können kämpfen und auch ordentlich spielen…aber Glück haben sie nicht viel. Leider.

Daraus folgt: Auf den Kampf und die Spielfähigkeiten setzen, wenn es mit dem Glück nix ist. Wuckel findet das auch, nur formuliert er es anders: „Köpfe hoch! Weiter, Ihr macht das super!“ Und das Gegentor ist der Startschuss für die Stürmerinnen in dem blauen Hemd. Sophia Thiemann macht den Anfang und feuert knapp am Knick vorbei – Uuui! Dann scheitert Sarah Grünheid per Kopf an der Torfrau – Wuaaah! – den Nachschuss haut Sophia Thiemann an den Pfosten – AAAAArrrrrgh!

Ein Ballkind nahe dem Rundumbeobachter hat seine eigene Ansicht für einen positiven Spielverlauf: „Die Torfrau soll sich verletzen, dann kommt eine schlechtere rein!“. Auf so wenig menschenfreundliche Taktiken wollen sich die Blauinnen natürlich nicht verlassen. „Der nächste ist drinne!“, brüllt Wuckel. Und der nächste ist drinne! Sophie Krall erzielt mit dem Halbzeitpfiff ihren ersten Saisontreffer. Jubiliiier!

Halbzeit. Der Rundumbeobachter gönnt sich ein Käsebrötchen und stellt mal’ne ganz steile These auf: Vergesst Hamburger, vergesst Currywurst, vergesst Popcorn (gibt’s das immer noch auf der Osttribüne?), vergesst Wertmarken…okay, die nicht…vergesst Bretzn und den ganzen Firlefanz. mampf…Käsebrötchen!…schling…endlich was, was ich an Nobbs Meier kapiere…fress

Wie immer auf der Postheide wechselt der Rundumbeobachter seinen Posten – immer zum Tor, auf das die Blauinnen spielen. Hier gibt es keine Hoffenheim-Trainer, aber trotzdem allerhand Lustiges. Wieso zum Beispiel den Kiddie-Fanclub, der lauthals das komplette Repertoire der Alm-Süd runter schmettert. Oder den Fotografen, der erklärt, er sei nur wegen des Rasens hier. Neue Kunst. Rasenfotografie. Wollen wir eine Ausstellung machen? Du mit Rasenfotos und ich knipse ein paar Tapeten? Dann holen wir uns noch einen Waschbetonmauer-Fotokünstler dazu und brechen alle Besucherrekorde?

War es bisher das Kämpferische im Spiel Arminias, kommt jetzt auch das Spiel hinzu. Pässe in die Tiefe, Flügelläufe, dat sieht doch ordentlich aus! Und das 2:1 von Eleonora Ejupi ist ein Tor, das selbst RasenTapetenWaschbetonfoto-Austellungen in den Schatten stellt. Das ist ein Tor, das willst Du in den Louvre hängen, für 18 Millionen versichern und von Kerls mit Maschinenpistolen bewachen lassen. Aus vollen Lauf einen Heber ins Torlot! Wow!

Vor dem Spiel und während der Halbzeit hat der Rundumbeobachter noch großspurig von seinem guten Gefühl erzählt und das ein Tor zum Sieg reicht. Passt bis hier hin. Und im Publikum pustet es in die selbe Tröte: „Noch eins, die sind nicht so weit gefahren, um nur zwei zu kassieren!“ Allerdings spielen hier die Blauinnen und bisher haben sie noch nicht die in jedem Spiel übliche Mistkiste gefangen. Das holen sie nach, kaum dass wir mit unserer Euphorie fertig sind. Arminia kriegt eine Rechtsflanke nicht geklärt, die Kirsche fliegt in der Gegend herum, bis eine übersehende TSG-Lady sie über die Linie drückt. „Arminia spielt unkonventionell“, meint das Publikum.

„Bleibt dran, Mädels!“, wuckelt Brüll. Bleiben sie auch und haben eine Ecke, die die TSG zum Konter und zum Spieldreh nutzt. MannMannMann, zweimal wird das Spiel gedreht, und dass, obwohl bis zum Hoffe-Elfer nix los war…schön für neutrale Zuschauer. Nicht so schön für die Blauinnen…

Hoffenheim macht Druck. Die Zuschauer feuern an. Und die Blauinnen hauen sich nochmal rein und belohnen sich. Gentiana Fetaj macht das 3:3. Und sie wollen mehr! Kurz vor Spielende- Arminia ist gerade richtig schön am Drücker – liegt eine Hoffenheimerin am Boden. Tommy Grünheid vermutet eine sterbende Ente und gerät so sehr in Rage, dass Wuckel sie beruhigen muss. Und das will was heißen! Die Nachspielzeit ob der entigen Unterbrechung entfällt. Endstand 3:3.

Tja….immer noch kein Sieg für Arminias Frauen auf ihrer (nicht mehr ganz so) neuen Postheide. Heute wurde vermutet, dass dort eine tote Katze verbuddelt wurde. Das ist natürlich Quatsch – die Postheide liegt auf einem alten Indianerfriedhof. Ist natürlich auch Quatsch. Aber irgendein Fluch liegt auf diesem Areal. Van Helsing muss übernehmen. Oder John Sinclair. Wenigstens Wuckel.

VAR (Visuell aufmerksamer Rundumbeobachter):

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