Arminia gegen Hoffenheim 0:0 – Die Weisheit des Block 3

Arminia gegen Hoffenheim 0:0 – Rundumbeobachtungen von Jan-Hendrik Grotevent

Ausverkauft! Die Alm ist ausverkauft! Das liegt allerdings nicht am Gegner, dessen Auswärtsmob dann noch kleiner als die angekündigten 180 ausfällt. Deren Ritual nach Schlusspfiff ist irgendwie süß…wie in der Kreisliga, wenn der Kicker nach dem Spiel zur Family rennt. Onkel Horst und Tante Jutta sind auch da. (Also in der Kreisliga, nicht mit Hoffe auf der Alm.)

Richten wir das Augenmerk aber auf Hoffenheims Gastgeber, die „Gegner aus Westfalen“ (Interpretation einer Zeile aus Werner Tennbergs Klassiker auf Block 3). Auf den Rängen sind wir ordentlich laut. Auf dem Rasen sind sie flink unterwegs. Torschrei verhungert schon früh, als Wimmer eine scharfe Flanke von rechts nicht…na ja, er hat wohl am Ball vorbei gehauen, das sehen wir nicht genau, ist auf der anderen Seite.

Sechste Minute ein kollektives „JAAANEINHGDJKKSMMMM…MAAAAANN!“ auf Block 3, als Hack nur den Pfosten trifft und ein paar Minütchen später die Hände hinter den Kopf, als Fabi…“Wie hat der den nicht gemacht?“ – „Gibt Ecke, da muss irgendwer ganz geil gerettet haben“.

Arminia gegen Hoffenheim

„Hallo, Du auch hier? Geht’s gut?“ – „Neeeeee, 0:0!“ – „Stimmt, wir müssen 3:0 führen!“. Wer hätte gedacht, dass wir Schlauchbootfahrer sowas mal nach 15 Spielminuten sagen? Falls sich übrigens noch jemand fragt, warum eine so spielstarke Truppe in Gladbach verloren hat…deswegen.

Es steht aber 0:0 und der erste Schwung ist durch. Hoffenheim beruhigt das Spiel, mehr machen die Jungs, die gekleidet sind wie die Auslage im Fischgeschäft, auch nicht. Die Alm versüßt sich die Längen, die das Spiel mehr und mehr hat, mit Wut auf den SchiRi. Der übersieht ein klares Foul an Schöpf im Mittelfeld, pfeift aber Fabis Heidenheim-Gedächtnisgrätsche zurück, die nur etwas Rasen und noch mehr Luft erwischte. Dabei hat der SchiRi doch seinen roten Faden erst in der zweiten Hälfte verloren…

Dass der Mann in Schwarz sich Mitte der ersten Halbzeit seine Schuhe binden muss, ist schon ein Highlight. Mittlerweile schafft Arminia nix mehr und Hoffenheim tut nix. Außer zu Einwürfen humpeln als hätten sie tags zuvor einen Sprint die Alpen hoch gemacht. Inklusive Berghüttenparty. Ihre Angriffsversuche fasst Block 3 zusammen: „Lächerliiiich…“ Auch für Arminia hat Block 3 ein Zwischenfazit: „Was‘ los daaaa!“.

Immerhin ist die Anfeuerung recht lebendig. Irgendwann singt man hinten rechts: „Dietmar Hopp, Dietmar Hopp, wir scheißen auf Dein Geld“. Ach Leute, das mit dem Hopp versteht Ihr doch alle falsch. Ich zitiere nochmal aus der Wie-weit-kommen-wir-in-Hopps-Mastdarm-Doku des ZDF: „Dietmar Hopp ist eigentlich der letzte richtige Fußballfan.“

Und seht Ihr, das müsst Ihr korrekt beurteilen. Es ist eine Frage der Lesart. Hopp ist der LETZTE Fußballfan. Wenn wir die besten Fans der Welt sind, sind die Hoffenheimer Auswärtsfahrer so etwa Platz 783, die durchschnittlichen Paderborner Auswärtsfahrer knapp davor und Hopp ist halt der Letzte. Und das mit den Diffamierungen der Erzeugerin des Dietmar H. muss hier auch nochmal klargestellt werden. Der Hopp hat keine Eltern. Der ist ein Selfmade Man! Zurück zum Spiel und da hat Block 3 ein stimmiges Halbzeitfazit: „Wenigstens die erste Viertelstunde war geil.“

Halbzeit. So sehen Leute aus, die Fernsehen machen:

Das Highlight der ersten Viertelstunde des zweiten Durchgangs ist folgende Frage auf Block 3: „Welcher Spieler bei Arminia hat das schönste Trikot an?“. Wenn man einem Elektronengehirn diese Frage stellt dann würde es…explodieren. Aber heute kann man wirklich stolz sein auf Block 3. Gute Stimmung gemacht, aus vielen Ecken werden viele Chants angestimmt und übernommen.

Und schon wieder hat der Südwesten der Alm ein inhaltlich scharf gestochenes Zwischenresümee: „Das Spiel ist..na ja,…öde.“ Es ist nicht so, dass die Blauen kompletten Rotz zusammenspielen. Defensiv sind sie sicher, nachdem in Halbzeit Eins einige Hoffenheimer in den Rücken der Abwehr gekommen sind. Im Mittelfeld ist mehr Bewegung drin als in der ganzen Vorsaison. Nur nach vorne sind sie so unkreativ wie die Buchhaltung eines Natursteinladens.

An dieser Stelle ein Herzliches Willkommen zurück an die Lesenden, die den Scherz mit „Selfmade Man“ erst jetzt kapiert haben. Hoffenheim prüft Tego, sonst machen die auch kaum was. Die TSG behauptet übrigens von sich, der Stolz des Kraichgaus zu sein. Und auch das muss der Rundumbeobachter korrigieren. Der Stolz des Kraichgaus ist ein Bier mit dem Namen „Palmbräu“.

Und ich bin mir sicher, dass auch andere Dinge schon zum Stolz des Kraichgaus ernannt wurden, je nach dem, was gerade anlag. Eine Heukönigin, ein prämierter Zuchtbulle oder der Trecker von Bauer Schäufele vom Gipskopfhof in Kuhbach, der den prämierten Zuchtbullen einst aus dem Haagseicher Sumpf rettete. Alles Argumente, die Kramaric, Grillitsch & Co. von der TSG überzeugt haben. Hat nix mit Hopp seinen Schotter zu tun. No, Nay, Never!

Lennard Czyborra ist der Pechvogel des Spiels. Kaum hat er Laursen hinten links ersetzt, muss er verletzt wieder raus, alles Gute, Jung‘! Und jetzt schreibt Arminia Bundesligageschichte. Mit Andrade betritt der erste Panamaer überhaupt das Parkett des teutonischen Fußballoberhauses. Seine Flanken sind von einem anderen Stern. Von einem ganz, ganz, ganz, ganz anderen Stern. Passt aber ins Bild, oder, wunderbar weiser Block 3? „Was los daaaaa!“. „Ey Leute, dat is kein Fußballspiel mehr…“ Erst die letzten Minuten werden wieder etwas schwungvoller und auch die Ränge werden wieder richtig laut. Es passiert aber nichts mehr. Auch nicht das eigentlich typische 0:1.

Tja…in der ersten Viertelstunde zwei Punkte liegenlassen, aber einen Punkt gegen Hoffenheim geholt. Vier von fünf Spielen nicht verloren, aber fünf Spiele sieglos. Spielerisch stark verbessert, aber die Dinger nicht gemacht. Das ist der Rahmen, in dem sich der Sportclub der Ostwestfalen (Männerteam) zur Zeit abspielt. Sollte das pessimistisch stimmen? Auf keinen Fall. Sollte das beruhigen? Auf keinen Fall. Willkommen bei Arminia Bielefeld.

Das Wort des Tages ist: „Oder halt“. „Hier herrscht striktes Rauchverbot“, sagt die Ordnerin, als sich der Rundumbeobachter und der Arbeitskollege vor dem ASC-Pavi eine anstecken. „Entweder am Platz oder halt…“(zeigt in Richtung Ausgang). Da der Platz schon zu weit weg ist, treffen wir uns in „Oder halt“. Auch ein schönes Chiffre für die Zigarettenpause am Arbeitsplatz. „Wir sehen uns in Oder halt!“ – „Ich war gerade.“

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