Arminia gegen Holstein Kiel 2:1 – Rundumbeobachtungen von Jan-Hendrik Grotevent
Im Allgemeinen ist das Sonntag Mittag-Gefühl ein eher dröges, schläfriges. Auch Ausweichtherapien wie Bude sauber machen, in die Badewanne legen, Spazierengehen undsoweiter helfen da kaum. So gesehen ist es eigentlich ein Segen, dass Arminia gegen Holstein Kiel aufn Mittach stattfindet. Es hilft zumindest teilweise gegen das Sonntag Mittag-Gefühl. Teilweise. In der Linie 4 zum Spiel: „Siegfriedplatz- sollen wir hier schon aussteigen?“ – „’Smir egaaaaaal…“.
Immerhin sind die Routinen klar. Und wenn der Fanshop zur Routine gehört, sind da auch Entscheidungen schnell getroffen: „Zu Weihnachten will ich einen Schal, der so groß ist, dass ich meinen alten Schal drin einwickeln kann.“ Machst Du das jedes Jahr so und hast später den größten schwarzweißblauen Synthetik-Stoffklumpen aller Zeiten.
Hartel hat die erste Arminenchance, aber Torwart Gelios ist auf dem Posten. „Schön, herrlich, zuckersüß!“. Block 3 ist mal wieder gnadenlos optimistisch. Und auch einfallsreicher als Störche und Blaue auf dem Feld. Als nach zehn Minuten nichts Aufregendes passiert ist, heißt es: „Stellt doch mal den Klos nach hinten links. Überraschungsmoment und so.“ Ich bin ja dafür, dass Hartel das nächste Mal, wenn er frei vorne auftaucht, wie ein Irrer brüllt. DAS ist Überraschungsmoment!
Ecke für Arminia, Clauss versucht den Fabi-gegen-Sandhausen-Gedächtnisvolley. Klappt nicht. Oder, wie Block 3 sagt: „Der ging einen oder zwölf Meter daneben“ – „Was denn nun? Einen oder zwölf?“ – „Such’s Dir aus.“. „Ey, wieso sieht der Winkemann das Abseits von da?“ – „Ist sein Job.“ Sonntag Mittag-Gespräche. Kiel schafft es insgesamt drei Mal, sich im Mittelfeld die Murmel an die Hand zu trotteln. Sonntag Mittag-Spiel.
Ecke für die KSV. Fabi-gegen-Sandhausen-Gedächtnisvolley (füge hier ein Kieler Pendant ein, falls es eins gibt). Klappt nicht. Block 3 sagt: „Der ging einen oder zwölf Meter dan…“ – „Gut jezz, ey!“. Hier braucht es einen Elfmeter für Tore. Danke, Hartel. Danke, Fabi. Bitte, Alm. Routinierter Torjubel, den Block 3 wie üblich treffend kommentiert. „Kein klimatischer [häh?] Torjubel. Ja, das freut man sich irgendwie schon vorher, und Klos macht den eh…“ Kein so uninteressanter Gedanke. Kann man aufn Sonntag Mittag mal erörtern.
Das Geschehen auf dem grünen Hybrid fühlt sich nach Sonntag Mittag an (Block 3: „Krieg ich auf meiner Konsole besser hin!“). Als süßlicher Qualm über Block 3 wabert, kommentiert Block 3: „Jau, damit kriegt das Spiel einen extra entspannten Flow“. Ist doch gar nicht nötig. Die anderen sind vorne umständlich, die unseren überall. Das brauchste Dir nicht entspannt zu kiffen.
Halbzeit. FREIBIER! Danke für die Aufmerksamkeit, der neue Supporter ist da. Und: Nein, FREIBIER ist kein Ködern. Denn der Supporter ist gratis, und darin geht es etwa um Spieleabende (mit Bier!), Auswärtsfahrten (mit ganz viel Bier!) und Detmold (Friederikes Bier!). Also quasi FREIBIER!
„O-O-oohohohoooo, O-O-oohohohoooo, O-O-oohoHOhoooo, Arminia Bielefeld!“ – „Das ‘O’ hast Du gut gesungen, Du bist textsicher“. Auf Block 3 bleibt es beim Sonntag Mittag. Nach ein paar Arminia-Angriffen liegt der Schwung bei den Störchen von Ost-und Westförde. Angetrieben von ihrem Mannschaftskapitän, der mal in Paderborn gespielt hat. Nach Kiel passt er besser. Nicht unbedingt, weil jeder, der in Paderborn kickt, woanders besser aufgehoben ist (eh klar), aber wenn jemand schon Hauke FINN WA(H)L heißt, gehört er doch in Meeresnähe, oder? Hihihiiii, Sonntag Mittag-Schenkelknüppler.
Und dann erzielt Kiel in Person von Immanuel Iyoha den Ausgleich. 68. Minute. Die Minuten vorher hatten die Blauen schon ein bisschen drum gebeten. Gebeten, nicht gebettelt. Waren halt etwas schnarchnasig unterwegs. Block 3 hat im eingewechselten Salger schnell den Schuldigen gefunden. Arabi wird ja nicht eingewechselt und Hartherz war unbeteiligt.
Die Stimmung wird vom 1:1 nicht schlechter, aber auch nicht besser. Sie wird tapferer und kämpft gegen die Sonntag-Mittag-Lethargie an. Da setzt sich Fabi auf rechts durch, spielt in die Mitte, Vogi dreht sich – KAWOMMS! – UNKLIMATISCHER JUBEL! NO LIMIT!
„Ey, wenn die mehr solche Spielzüge gemacht hätten…“, spekuliert Block 3. Also, wenn die Statistiken stimmen, dann gibt es bei 22 von 100 Spielzügen unklimatischen Jubel. Allerdings spielen die Blauen keine Spielzüge mehr. Die Störche übernehmen das Lenkrad. Und Arminia zeigt Moral, auf dem Platz und auf den Rängen. Nicht alles koordiniert, aber sehr leidenschaftlich. Trotzdem kommt die KSV immer näher und näher. Die Schlussphase verlässt die Sonntag-Mittag-Komfortzone. Flanke um Flanke fliegt in Tegos Strafraum, der greift ein paar mal zu – und als er geschlagen ist, keult Nilsson noch einen von der Linie. Das geht so schnell, dass wir mit dem Atemstocken nicht hinterher kommen. Aber das soll es dann auch gewesen sein.
Arminia gewinnt einen auch gefühlten Sonntag Mittag gegen eine starke KSV Holstein. Typisches Sonntag Mittag-Fazit: Hauptsache gewonnen! Wenn Arminia da bleiben soll, wo sie gerade ist, wird das wohl für den Rest der Spielzeit ein generelles Fazit werden müssen. Gibt aber schlimmeres, außerdem ist das nächste Heimspiel aufn Samstag.
Was übrigens nicht zur Tabellensituation passt: Amazing Grace. Trotzdem es in der Sackpfeifenversion populär ist.
VAR (Visuell aufmerksamer Rundumbeobachter):
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