Arminia gegen HSV 0:2 – Was machen wir damit?

Arminia gegen HSV – Rundumbeobachtungen von Jan-Hendrik Grotevent

Furchtbarer Fehlstart. Die Blauen müssen die Zweite Liga lernen. Die Partie Arminia gegen HSV bietet dafür bestimmt die beste Gelegenheit, schließlich wird unseren Freunden von der Elbe regelmäßig unterstellt, sich seit ihrem Abstieg in eben diesem Lernprozess zu befinden.

Arminia gegen HSV

Also gehen wir eine Runde lernen. Vor dem Aufgang zu Block 3 eine Szene symbolisch für die Hoffnungen der Fans: Ein Mensch mit Beinverletzung und Krücken geht Richtung Tribüne und singt die Beastie Boys mit: „Paaaaaaartyyyyy!“. So wollen wir das: 90 Minuten Lernprozess und am Ende feiern die vormals Fußlahmen. Kleiner Spoiler: Am Ende wird Block 3 „Was machen wir damit?“ fragen.

Arminia gegen HSV

Im Tempel machen beide schwarzweißblauen Fraktionen ordentlich Stimmung. Und der HSV ordentlich Dampf auf dem Rasen. Die Rothosen lassen den Ball laufen und unsere Arminen auch. Wenigstens vergessen die Gäste das eine oder andere Mal, dass man Bälle in den freien Raum nicht nur erjoggen, sondern auch ersprinten kann- die Verhältnisse wären sonst viel früher viel klarer gewesen. Und Arminia? Spielt ein paar halb-und-halb-Pässe. Block 3: „WeiterWeiterWeit…mööööh“. Heuer Fernandes sonnt sich 20 Meter vor seinem Strafraum.

„Auf die Socken, die Socke“, brüllt Block 3 bei einem der stocherigen Zweikämpfe. Besser wäre „Auf die Plätze, Ihr Plätze“ gewesen. Um dann ein „Fertig“ und ein „Los!“ zu brüllen. Aber Arminia ist noch nicht beim „Auf die Plätze“. Eine haarige Situation im DSC-Strafraum verursacht einen mittelgroßen Aufreger auf der Alm: „Absaaaaaaits!“. „Heb’ die Fahne, Du Pinsel.“. Macht er dooooch. Als die Situation zu Eeeeende iiiist. Ruuuuhig. So oder so ähnlich ist die Reeeegel. Neeein, keiner hat von „sinnvoll“ gesprocheeeen.

Arminia gegen HSV

Die Tribünen singen halbwegs tapfer, das Spiel ist halbwegs öde. Rüge für Block 3 an dieser Stelle: Es gibt Trinkpause und niemand macht dazu einen Witz. Ja, es geht sogar nur einer selbst neue Hopfenlimo holen. So’ne Steilvorlage nicht nutzen…wie Serra vorm Tor. Einziger Unterschied: Serra kriegt keine Steilvorlagen.

„Halbwegs ödes Spiel“ heißt im Detail: Arminia ist defensiv so leeeeidlich stabil. Mit Glück und Versta…nee, eigentlich meistens mit Glück. Der HSV ist feldüberlegen, joggt aber in die Offensive. Von den Blauen kommt offensiv gar nichts. Positives Trinkpausenfazit von Block 3: „22 Minuten und noch kein Gegentor.“ Nicht so ungeduldig, das kommt jetzt. Die Führung für die weißen Rothosen bringt vor diesem Hintergrund eine weitere Kenntnis über Arminias Zustand ans Sonnenlicht: Wir brauchen noch nicht mal einen Gegner, um uns Gegentore vorzulegen.

Stimmungskiller für die Süd. Versuch der Tapferkeit: „Wir wolln Euch siegen seeeehn“. Relativierung des Trinkpausenfazits: „Unentschieden wäre auch schön.“. Versuch der Zeitlosigkeit: „Wir sind immer dabei, ob nah oder weiß [Ihr kennt das. Dauerkarte und so.]“

Halbzeit. Ich habe eine geniale Erfindung erstanden: Einen HSV-Wende-Fischerhut. Oder Fischer-Wende-HSV-Hut, oder…egal. Jedenfalls sieht der Hut von vorne so aus:

…und mit zwei Handgriffen, schwupps…

Genialer wird es heute nicht mehr. Frage auf Block 3 zum Wiederanstoß: „Hat Arminia in der ersten Halbzeit überhaupt aufs Tor geschossen?“ – „Nää.“. Schweigend einigt sich Block 3 darauf, die Ansprüche auf „Unentschieden wäre auch schön.“ herunterzuschrauben. „Geeeeiler Pass!“, als Kapino das Spiel auf Jäkel eröffnet. „Wenigstens Ballbesitz“, als die Blauen irgendwo vor der Ost einen Einwurf kriegen. Ja, über sowas müssen wir uns heute freuen.

Aber jetzt kommt ja, wie schon in den Spielen zuvor, die kurze Aufbäumphase des DSC. „Zieh’ wech!“- „Ex oder Arschloch“, johlt Block 3, wobei nicht klar ist, ob tatsächlich das Spiel oder eine eigenständig genommene Trinkpause gemeint ist. Klos’ Kopfball nach einer Oczipka-Ecke ist der originellste Arminia-Spielzug, den ich bisher rundumbeobachten konnte (und ich finde Wende-Fischerhüte originell!). Wie lange hat die „eigentlich können sie es ja, mit Betonung auf eigentlich“-Phase heute gedauert? Ich sage: Acht Minuten.

Arminia gegen HSV

Bis zur 70. Minute ist dann wieder Entertainment à la Grashalme zählen angesagt. Dann zuckt es wieder ein bisschen mehr bei den Blauen. Jäkel hat die dickste Bielefelder Chance des Spiels. Es riecht ein wenig nach was besserem…bis der HSV einen Sonntagsschuss versenkt und damit das Licht ausknipst. Und dann riecht es wieder nur nach einer vollen Süd im Hochsommer.

Wäre schön gewesen mit den Krücken und „Paaaaaaartyyyyy!“. Jetzt ist das neue Symbolbild: Die Auswechslungen werden von einem Müllkutschen-Unternehmen präsentiert. Okay, der war gemein. Block 3 formuliert es etwas feiner: „Jetzt sind alle Stürmer auf dem Platz. Und das Tor treffen wir trotzdem nicht.“. Jupp. Wir treffen das Tor so dermaßen nicht, dass auf die fünf Minuten Nachspielzeit mit „Boah nöööööö…“ reagiert wird. Immerhin: Eine Traineranweisung wir heute umgesetzt: Geht vor die Süd zum demonstrativen Schämen.

„Was machen wir jetzt damit?“, fragt ein ratloser Block 3. Eine verdammt gute Frage (ist ja auch von Block 3). Im Spiel ist null Konzept und null Kreativität. Wenn es kein Konzept gibt oder ein Konzept nicht vermitteln werden kann, haben wir ein Trainerproblem. Wenn es eine Spielidee gibt und die Mannschaft setzt es nicht um, haben wir ein gewaltiges Kopfkino-Problem in der Mannschaft. Wenn der Trainer gewechselt wird, ist in einer finanziell klammeren Spielklasse ein fetter Betrag in den Sand gesetzt – und ein eventuelles Mannschaftskopfkino auch nicht gelöst.

Arminia gegen HSV

Jede Lösung, so einfach sie sich auch anhören mag, zieht immer die Folgefragen „Und dann?“, „Wer?“ „Warum?“ und „Wie?“ nach. Aber Block 3 hat ja „Was machen wir jetzt damit?“ gefragt, und das ist offensichtlich: Wir machen brutale Verunsicherung. Alle miteinander.

Applaus gibt es für Schatten auf Block 3 und die eine oder andere Brise, die drüber strich. War zwischendrin angenehm. Um am Ende was Angenehmes erwähnt zu haben.

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