Arminia gegen Ingolstadt 1:0 – Rundumbeobachtungen von Jan-Hendrik Grotevent
„♪♫♪ Jeden Tag in der Wochööööö, wart’ ich auf dieses Spiiiiiel… ♫♪♫“. Ja? Tun wir das? Haben wir auf dieses Spiel gewartet? Auf Arminia gegen Ingolstadt am Freitag? Ja. Und Euer Rundumbeobachter erklärt Euch jetzt, wieso. Oder: Nein. Und Euer Rundumbeobachter erklärt Euch jetzt, wieso. Weiß ich doch jetzt noch nicht, im ersten Absatz der Rundumbeobachtungen.
Aufstellungen, Hymne, Anstoß sind gerade absolviert, die Stimmung ist trotz (oder wegen) der Feierabend- Aura gut. Isi Young versucht ein Remake seiner Trickkiste aus dem Kölnspiel, diesmal von rechts. Ein Schanzer geht in den Zweikampf und verletzt sich dabei so schwer, dass er mit der Trage vom Platz muss. Ein schlimmer Anblick, ein schlimmes Gefühl, das auch die Stimmung etwas gefrieren lässt… Alles Gute, Leon Guwara!
Sonst geht es übrigens mit der Kälte am Freitag Abend, obwohl Block 3 laut über eine Tribünenheizung nachdenkt. Übrigens: Die Erfahrung sagt, dass es erst eklig wird, wenn kalt und nass kombiniert sind.
Nachdem etwa fünf der ersten sieben Minuten durch die Verletzungsunterbrechung verstrichen sind, kommt Arminia relativ schnell wieder rein ins Spiel und nimmt das Heft in die Hand. Gefällig, gefällig, wie das Kombinationsspiel bis zum Strafraum aussieht. Dann wird viel versucht, ein bisschen klappt das auch. Die Tribünen knabbern etwas länger am Eindruck der Verletzung. Block 3 ist erst wieder richtig da, als Ingolstadts Keeper gegen den durchgestarteten Wörli rettet und Corboz’ Nachschuss geblockt wird.
Zur 20. Spielminute dürften sämtliche Statistiken für Arminia sprechen. Die Blauen rennen mehr, passen mehr, zweikämpfen mehr, besitzen Ball mehr als die Gäste von der Donau. So richtige Torchancen gibt es aber nicht, drüben vor der Nordtribüne. Mika Schroers haut den Ball flach aufs Tor… landet in Torwarts Armen. „Der geht nur rein, wenn der Torwart einen schlechten Tag hat“, meint Block 3, „oder der Maulwurf einen guten, höhö.“. Wäre dann vermutlich ein Hybridmaulwurf, der den Hybridrasen aufwühlt und ein hybrides Tor ermöglicht.
„♪♫♪ Jeden Tag in der Wochööööö, wart’ ich auf dieses Spiiiiiel… ♫♪♫“, singt Block 1 und Block 3 singt mit. Wenn wir auf dieses Spiel gewartet haben, dann ist ein kleines Zwischenfazit angebracht, natürlich noch warm aus dem Phrasenschwein: Arminia ist spielbestimmend. Block 3 liefert tiefer gehende Inhalte: „Flanken von rechts… entweder perfekt oder katastrophal“. „Warum geht er da nicht hin?“ – „weil… er… nee, gibt keinen Grund. Wohin soll er denn gehen?“ – „…nach Rostock?“ Block 3 hat manchmal echt Talent, den Dolch in der Wunde nochmal umzudrehen.
Damit kein falscher Eindruck vom Eindruck des Rundumbeobachters entsteht: Arminia spielt ordentlich! Das Match ist wie der Teig für Weihnachtskekse: Ein bisschen dickflüssig, manchmal mürbe, aber man nascht gerne davon.
„♪♫♪ Jeden Tag in der Wochööööö, wart’ ich auf dieses Spiiiiiel… ♫♪♫“, singt Block 1 immer noch. Das, worauf wir von Montag bis Freitag Abend gewartet haben ist schleppend, aber gutes schleppend. Und Block 3 macht Block 3- Sachen. „Mach die Hebefigur“, tönt es von hinten rechts und gemeint ist wohl die Tribüne, nicht das Spielfeld. Wer sowohl für Tribüne als auch Spielfeld dabei Kopfkino kriegt, dem sei viel Spaß dabei gewünscht.
AAAAAARGH! Schroers völlig frei und verzieht… Haare raufen und Mit- den Händen auf die Knie- hauen auf Block 3. Und natürlich die umgehende Analyse. „Muss den mit links nehmen.“ – „War überrascht“ – „Den muss er machen.“
Die erste Halbzeit geht zu Ende. Es steht torlos. Arminia gibt den Takt vor. Der verletzungsgeplagte FC Ingolstadt ist nur bei zwei Ecken vor der Süd aufgetaucht. Läuft eigentlich für schwarzweißblau, allerdings… „Fehlt nur noch das 2:0, das ich getippt habe“. Genau, Block 3. „Ist das Tor zu klein?“ – „Nee, zu weit weg“. Der Dialog wird nach der Pause fortgesetzt.
Halbzeit. Erinnerungen an den Weg zum Spiel. Wo in der Linie 4 ein Kiddie das Info- Schild über Friedrich- Wilhelm Murnau entdeckt. Kiddie zu Papa: „Papa, heißt der Murnau, weil er in der Murnaustraße geboren ist?“. Papa, schon voll im Spieltunnel, zu Kiddie: „Joa. Wahrscheinlich.“ So erklären sich auch die Namen von Carl Severing, Artur Ladebeck, Lina Oetker, Oberntor Wall und Kessel Brink. Joa. Wahrscheinlich.
Greifen wir den Dialog vor der Pause wieder auf. „Jetzt spielen sie hier hin, das Tor ist nicht weit weg.“ – „Okay, dann tippe ich ein 7:0“. Da soll doch nochmal ein hämisches Maul behaupten, Block 3 sei der linearen Logik nicht fähig. Ist einfach falsch. Block 3 hat da nur nicht immer Lust zu.
Zunächst sind es aber die Schanzer aus Ingolstadt, die am 1:7 kratzen. Der gefährlichste Sturm der Dritten Liga in Person vom Top-Torjäger der Spielklasse Grönning (beides übrigens Fakten, die der Rundumbeobachter erst nach dem Spiel in Erfahrung gebracht hat… was sagt das über Arminia?) prüft Kersken, der Grönnings Kopfball mit beiden Fäusten abwehrt. Huuuuui….
Wie ist die Stimmung so auf Lohmanns Acker? Ein paar Tapfere haben sich auf den Freitag auf den Weg von der Donau an den Teuto gemacht… das Banner „Für fangerechte Anstoßzeiten“ hätte bei der Berechtigung gern größer sein dürfen.
Der Rest der Alm singt vielstimmig bei Block 1 mit. Aber es sind die Unparteiischen, die den Tempel im Westen zum Brodeln bringen. Den tanzenden LiRi vor Block 3 fand der Rundumbeobachter ja noch ganz witzig: Elegante und engagierte Sprint- Körperhaltung, immer vor dem Ball weg, der hinter ihm nicht im Seitenaus, sondern schon in Werther war.
Der Spielleiter selbst wurde dann unwitzig. Entweder hat er sich gesagt: „Wenn ich schon diese tonnenschweren Karten in der Hose haben muss, dann will ich die auch zeigen“… Oder das, was der Rundumbeobachter schon länger satirisch vermutet, stimmt: Zeitgenössische SchiRis haben den VAR terminatormäßig eingebaut. Natürlich ist laut Regelwerk eine Schwalbe oder ein Meckern beim (elegant vor dem Ball fliehenden) LiRi verwarnungswürdig. Aber mit Fingerspitzengefühl in einer völlig fairen Partie hat das nichts zu tun. Von den Ursachen der gelben Karten mal ganz abgesehen, da Isi Young sich völlig zurecht beschwerte, als der LiRi vor einem klaren Foul am Arminen geflohen war.
Auf Block 3 werden Biere transportiert. Hebefiguren. „Ach, Ihr seid so lieb zu mir“ – „Können auch anders, höhöhö“. Unten ist Arminia lieb zu uns. In der zweiten Halbzeit haben die Blauen nochmal eine Schippe drauf gelegt und schnüren die Schanzer ein, die sich, ihrem Namen entsprechen, vor der eigenen Bude verschanzen. Oppie legt sich den Ball zum Freistoß zurecht und spätestens seit seinem Hammer gegen Osnabrück hat Block 3 mystische Erwartungen an die als Oppies linker Fuß getarnte Panzerfaust. „Oppie, direeeekt“. Den kriegt der Torwart noch rausgeboxt und Corboz Gelb. Rudelbildung. Nicht von Corboz. Implantierter VAR.
Dann kriegt unsere Nummer Vier den Ball im Mittelfeld. Geht und schaut. Die Schanzer schanzen. Bis auf eine Lücke, in die Oppie seine Panzerfaust abfeuert. Und WUMM! und JAAAAAAAAAAAA! Juble und Knuddelei unten, Jubel und Knuddelei oben.
„Verdienter geht es nicht“, stellt Block 3 fest, als man sich nach der Knuddelei wieder sortiert hat. Stimmt. Hier führt die bessere Mannschaft. „Spitzenreiter, Spitzenreiter, Hey, Hey!“, feiert die Alm den Platz am Mond. Ein 0:0 wäre echt schade gewesen, aber wenn es drauf ankommt, ist Arminia dann doch die eine Panzerfaust besser. Der Dreier wird nicht mehr ernsthaft gefährdet, auch als bei einem letzten Ingolstädter Einwurf – schneidig, schneidig – der Torwart der Schanzer mit nach vorne geht. Das Spiel geht im Gänsehautentzündungsgesang zu Ende.
„♪♫♪ Jeden Tag in der Wochööööö, wart’ ich auf dieses Spiiiiiel… ♫♪♫“. Ja? Tun wir das? Haben wir auf dieses Spiel gewartet? Auf Arminia gegen Ingolstadt am Freitag? Ja. Und Euer Rundumbeobachter erklärt Euch jetzt, wieso. DESWEGEN:
…zwar eine Momentaufnahme, Platz am Mond und so, aber das haben wir seit 57 Monaten minus zwei Tage nicht mehr brüllen dürfen. Und es tut gut!
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