Arminia gegen Kaiserslautern 0:1 – Kollegenverbiss

Arminia gegen Kaiserslautern 0:1 – Rundumbeobachtungen DSC2015/16-XXI von Jan-Hendrik Grotevent

Es gibt Gegner, mit denen ist Arminia enger verbunden, als auf den ersten Blick auffällt. Mit dem 1.FC Kaiserslautern zum Beispiel verbindet uns ein intensives Personalkarussell. Piechaczek, Rehhagel, Feldkamp als gemeinsame Trainer. Kuntz, Labbadia, Kirch als gemeinsame Spieler. Und das sind nur die, die mir spontan einfallen. Heute sind es drüben Halfar und Przybyłko, hüben Dick und Hornig, die beide Clubs im Lebenslauf haben. Das und auch die bisherige Saison-Performance in Pfalz und Ostwestfalen deuten hin auf ….*trommelwirbel* ein grauenhaftes 0:0.

Arminia gegen Kaiserslautern

Zu Spielbeginn herrscht gute Laune in beiden Fanlagern. Der Ball ist kaum angestoßen, schon ertönt der erste Wechselgesang zwischen Süd und West. Auch die etwa 1.500 mitgereisten Lauterer machen gut Alarm und begrüßen Flo Dick beim ersten Eckstoß mit Pfiffen. „Soest rules“ steht auf einem Banner. Mag im ersten Moment merkwürdig anmuten, doch sollte man nicht vergessen: Everything rules better im Münsterland than the Taubenschlag. Görlitz flankt Fabi auf den Kopf– knapp vorbei.

Auch die Lauterer kommen zum ersten gefährlichen Kopfball durch Böðvarsson (Habta dat gesehn? Den Buchstaben? ð? Den anderen? Ł?). Im folgenden spielt Arminia im großen und ganzen ganz ordentlich nach vorne. Behrendt versucht es von der Strafraumgrenze. Vor allem 류승우 (Boah, schon wieder!) ist sehr agil. 류승우 ? Das ist der Typ, der Fabi bei Toren in die Wade beißt. Ryu Seung-woo. Das wäre mal was, verletzt durch „Kollegenverbiß“, glaubt Dir keine Krankenkasse, sowas.

Börner hat eine Halbchance. Behrendt brennt in bekannter Manier einen auf die Kiste. FCK-Keeper Müller hält. Das bisher recht ordentliche Spielniveau fängt etwa ab der 20.Minute an, kontinuierlich zu sinken, doch das wissen wir noch nicht. Im Gegenteil, das 4:1 in Sandhausen und der 90%-Klassenerhalt sorgen für reichlich Stimmungsvorschub. Etwa wird mit spöttisch-liebevollem Wohlwollen auf Block 3 reagiert, als Görlitz sich zum wiederholten Mal selbst ausspielt. „Foooorza Deh-Äss-Zeeeeeeeeh!“.

Etwa zur 30.Minute, als beide Teams sich mit sicheren Defensiven gegenseitig neutralisieren, macht der erste im Halbspaß den Homer S. „Laaaangweiliiiig!“. Zu diesem Zeitpunkt hätte man den Karneval der Kulturen einwechseln können, so als kleine Auflockerung. Die Südtribüne shalalalat in der Gegend herum. Zur Zeit wird ja Arminias Jahrhundertelf-Elf gewählt. Block 3 diskutiert die Kandidaten, ohne groß durch den Spielverlauf dabei gestört zu werden. Arne Friedrich dabei, Studti nicht? SKANDAL! Ich muss übrigens nochmal wählen, habe im ersten Wahlgang Thomas Stratos vergessen. Und Mathias Westerwinter. Wie, nicht auffer Liste? SKANDAL! Pausenpfiff? Oh…tjo…

Halbzeit. Oft wird ja die Chantauswahl der aktiven Fanszene kritisiert – zu unpassend, zu lahm, zu nass, zu trocken…Heute hätte man zum Beispiel „Chase the [Red] Devil[s]“ singen können. Gonna put on schwarzweißblaues Shirt! Ähnlich laid back wie das Geschehen in den ersten 45 Minuten und Ausdruck der Hoffnung, dass doch noch Teufel gejagt werden.

Arminia versucht es. Es gibt einige so halbe Angriffe. „Harrrr…“, sagt Block 3, „da muss nur einer die Flunke [geiles Wort!] zwischen kriegen, und drin isser.“ Junglas köpft knapp vorbei. UlmUlmUlm, der für 류승우 eingewechselt wurde, leitet ein paar gute Angriffe ein und kommt auch selbst zum Abschluss. Auch der FCK zeigt sich lebendig. Insgesamt bleibt das Spiel aber mau. Dabei hat Felix Burmeister vor dem Spiel von der Anzeigetafel doch so schön seine Brandrede aufgesagt… Er wird ja zu Recht gelobt im Moment, an seiner Einpeitsch-Rhetorik muss er aber noch feilen.

In der 67.Minute köpft Börner aus kurzer Distanz auf das Lauterer Gehäuse. Viele jubeln, Rundumbeobachter eingeschlossen. Ist mir seit 28 Jahren nicht mehr passiert, und damals war es schlechte Sicht, von Block 5 aufs rechte Tor. Vielleicht war es der unterbewusste Wunsch, einfach so zu tun, als würde Arminia führen. Es ist nicht unbedingt mit einem Treffer zu rechnen am frühen Sonntag Nachmittag. Das allerdings erweist sich schon kurze Zeit später als Irrtum.

Das eingangs angesprochene Personalkarussell kommt in der 70.Minute ins Rollen. Ein Ex-Roter Teufel flieht vor dem Ball wie andere Teufel vorm Weihwasser, ein Ex-Armine nickt frei am langen Pfosten ein. Der Ex-Armine jubelt nicht. Profi ist Profi und das geht über die sicher ehrlich gemeinte Verbundenheit zu Arminia, die Pritsche vorher geäußert hat. Er hätte natürlich auch bei uns bleiben können, aber so ist das Geschäft. Profi ist Profi.

Junglas legt auf Fabi auf. Der nimmt die Kirsche mit vollem Risiko und wummert sie ans Außennetz. Mittlerweile ist vom Wohlwollen der ersten halben Stunde nichts mehr übrig auf den mächtig frustrierten Rängen. Junglas holt sich auf höchst überflüssige Art und Weise die fünfte Gelbe ab.

Voglsammer und Nöthe kommen in die Partie, Arminia versucht es mit der Brechstange. Halb durchdacht, voll erfolglos. „Jeder soll es sehn…“, leiert es von der Mitte der Süd…was denn? Dass Fabi nach einem Einwurf den Ball wieder mit vollem Risiko nimmt und ihn nicht in den Straf- sondern in den Weltraum pöhlt? Oh ja, das hat jeder gesehen. Sowas passiert. Fabi und Teile der Tribünen geraten daraufhin aneinander. Es geht soweit, dass sich der Käptn nachher entschuldigt, das Publikum nicht, und sich Arminias Heimschwäche kurz darauf mit einer weiteren Niederlage fortsetzt.

Soooo schlecht war Arminia eigentlich nicht. Es passierte nur, wie schon so oft auf der Alm, einfach zu wenig, als dass mehr als ein grauenhaftes 0:0 drin gewesen wäre. Da reicht dem FCK die eine Chance. Da wir selber erleben durften, was passiert, wenn „Le Club ce sont nous“-Typen am Ruder sind, sei den Roten Teufeln nicht nur sportlich alles Gute gewünscht. Und *Zynismus ein* Arminia wird vielleicht zum ersten Team ever, das sich zum Klassenerhalt verliert. *Zynismus aus* Aber auch der mieseste Klassenerhalt der Zweitligageschichte ist immer noch ein Klassenerhalt. Darum geht es und das sollten wir alle nicht vergessen. Zur Heimschwäche und der Sache mit Fabi demnächst mehr an anderer Stelle.

Rundumbeobachters Konzepte zum Kartenvorverkauf #20:

Hiermit fordere ich zusätzlich zum Kartenpreis eine Grauenhaftes-0:0-Risiko-Versicherung. Gut? Egal? Egal!

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