Arminia gegen Leverkusen II – Rundumbeobachtungen von Jan-Hendrik Grotevent
Was ist eigentlich „Qualität“? Nun, Qualität ist der Grad, in dem die Merkmale einer Sache die an sie gestellten Anforderungen erfüllen. Und was diskutieren wir nicht alles an Qualität bei Arminia. An allen Merkmalen. Das Blau, die Wurst, die Mannschaft, immer und immer wiiiieder….Seit Freitag wissen wir: Die Merkmale der Profis reichen nicht für die Anforderungen der Bundesliga.
Wirklich spannend an unseren Qualitätsdebatten rund um Arminia ist ja, dass wir die Merkmale kaum benennen können und uns gar nicht erst die Mühe machen, die Anforderungen genau festzulegen. Na ja, und wenn das so ist, kann ich ja mal genauso von Arminia gegen Leverkusen II erzählen und lege dabei Merkmale und Anforderungen selber fest. So macht man das doch als Armine im Jahr 2022, oder? Los geht’s!
Die zweiten Werkselfen (O-Ton Bayer Leverkusen) stellt eine Menge Anforderungen an die Defensive der Blauinnen. Die Startphase gehört den Gästen und die Merkmale der DSC-Defensive werden stark gefordert. Und sie erfüllen die Anforderungen. Mit Glück und Geschick verteidigen die Mädels die Kiste. Und wenn sich die Pillendreherinnen dann doch mal gegen ihre heranbretternden Gegenspeilerinnen durchgesetzt haben, ist ja immer noch Tor-Lisa da, die ein paar Mal beherzt zupackt. Sie ist auch Protagonistin der Situation, die alle Anforderungen an eine Schlüsselszene erfüllt.
Die Merkmale eines Elfmeters sind so halb vorhanden. Aber wer kriegt die heutzutage noch richtig hin. Jedenfalls hält unsere Tor-Lisa den Strafstoß und gibt dem Spiel damit die entscheidende Wendung. Bei einer Leverkusener Führung wäre es ein schweres Spiel für die Blauinnen geworden, so bringt es sie sichtlich in Schwung. Schlüsselszene mit Qualität. Bravo, Lisa!
Die erste, die den Schwung auf die Gästehütte bringt, ist Frau Schneider, die sich den Ball etwas zu weit vorlegt. Ein Handspiel der Leverkusenerinnen wird gnädig übersehen. Ein Handspiel mit bedien Händen. Volleyballer schauen neidisch auf diesen nicht gegebenen Elfmeter. Aber wer kriegt die Anforderungen an Elfmeterentscheidungen heutzutage noch richtig hin. Aber wenn es schon der dritte LiRi-Knirps in Folge auf der Postheide ist…
Eine gute halbe Stunde ist gespielt, als ein langer Ball Richtung Leverkusener Strafraum hüpft. Die Verteidigung denkt sich: „Na, die Anforderungen erfülle ich“- allerdings kommt Frau Schneider in Überschallgeschwindigkeit angezischt und nach ein paar Haken liegt der Ball im langen Eck. Super-Qualität! SuperFrauSchneiderchen strikes again!
Halbzeit. Postheide. Hier frittiert der Ehrenchef noch selbst. Qualitätsteam!
Die Qualität der zweiten Hälfte leidet etwas. Das Spiel hat ordentlich Tempo, ist aber sehr zerfahren. Tja, wenn das Spiel die unweit der Postheide gelegene A33 wäre, da hätte das gepasst. Aber das hier ist Fußball und keine Autobahn. Und selbst bei einer Autobahn sind „schnell und zerfahren“ keine richtig geilen Qualitätsattribute.
Kurz zur Raumaufteilung auf der Postheide: Etwa auf Höhe des Strafraums, in dem Frau Schneider ein paar Absätze zuvor die Sternschnuppe machte, ist die Meckerzone. Da wo nichts genügt, wo kein Merkmal passt, wo die Anforderungen so galaktisch sind, dass kein Merkmal passen kann. Auf Höhe des Vereinsheims ist die Plapperzone, wo die Merkmale und Anforderungen aufgelistet, aber nicht übereinander gebracht werden. Und dann ist da die Biergartenzone, wo sich die ostwestfälischen Qualitäten präsentieren: Stur eine Wurst wollen, hartnäckig nach einer Wurst fragen, kämpferisch zu langsam zum Wursttransport sein.
Alle Zonen sind sich einig: Arabi raus! Aus Qualitätssicht stelle ich mal eine steile Antithese dagegen: Vertrag auf Lebenszeit für Arabi. Der hat ein Merkmal: Er ist da. Und damit erfüllt er unsere Anforderung: Zum Drauf eindreschen zur Verfügung stehen. Ohne ihn fangen wir noch an, vor unsere Papierkörbe zu treten und uns die dabei die Zehen zu brechen.
Aber nein, natürlich muss Arabi raus. Sollten sich Tausende Ostwestfalen in ihrer Qualitätsbeurteilung irren? Niemals! Wir wissen immer, was richtig ist. Zum Beispiel als Jupi behandelt und ausgewechselt werden muss, ist sich der Spielfeldrand sicher: „Kreuzbandriss! Genau gesehen!“. „Krampf!“, berichtet Jupi nach dem Spiel. Sollte sich ein ostwestfälischer Spielfeldrand doch irren können?
Zurück auf den Platz, wo Frau Schneider wieder den Warpantrieb einschaltet, zwei Gegnerinnen stehen lässt und Josi Hampel anspielt, die ohne Probleme einschiebt. Spielzug von Blauinnen-Qualität. 2:0!
Blauinnen-Qualität ist aber immer noch Arminia-Qualität und Arminia wäre nicht Arminia, wenn es nicht doch nochmal spannend werden würde. Die 90 Minuten sind gerade durch, als Leverkusen das 2:1 erzielt. Aus einer Position, die dermaßen Abseits ist, dass der letzte Pass eigentlich eine Luftpost-Marke benötigt hätte. Im Hinspiel wurde uns bei ähnlichen Situationen geraten, uns „doch mal hierhin zu stellen, von hier sieht man das besser.“ Um den Anschlusstreffer heute besser zu sehen, hätten wir uns nach Werther stellen müssen. Wir zittern uns durch die Nachspielzeit, dann ist der Sieg auf’m Konto.
Anforderungen? Erfüllt. Merkmale? Blauinnen. Qualität? Joa, das Rausfahren zur Postheide gerechtfertigt wie immer. Hier gibt es übrigens die Highlights des Spiels. Nicht vergessen, schneiderseidank bei den ersten beiden Toren das Video auf Zeitlupe und sich selbst SchiRiseidank beim 2:1 nach Werther zu stellen. Wegen der besseren Sehqualität.
Das Wort des Tages ist „Alm“. Da spielen die Blauinnen nämlich nächste Woche gegen Gladbach. Kommet zuhauf!