Arminia gegen Leverkusen U23 2:1 – Rundumbeobachtungen von Jan-Hendrik Grotevent
Arminia Bielefeld gegen die U23 von Bayer Leverkusen. Dat war die Überschrift, darum geht’s. Dat is dat Spielfeld…

Dat sind die…nee, dat sind nich die Blauinnen.

Wo sindse denn? Kommse auch mal raus?

Aaaah ja. Dann könnwa ja los.

Zu Beginn der „Postheide- Ära“ sah es lange so aus, als würde ein Fluch auf der Spielstätte in Senne liegen. Lange Zeit wurden Spiele unglücklich verloren. Der erste Sieg passierte tatsächlich vor einer Weihnachtsfeier und der nächste ließ dann auch etwas länger auf sich warten. Punkte wurden auswärts geholt.

Heute ist das andersrum. Fünf Heimspiele hat Arminia bisher in dieser Spielzeit absolviert. Und alle fünf gewonnen. Tatsächlich liegt die letzte Heimniederlage der Blauinnen schon ein knappes halbes Jahr zurück. Und die kann man auf die Witterung schieben. Dafür stehen den Heimpunkten allerdings gerade einmal vier Auswärtspunkte gegenüber. Heute, gegen den Nachwuchs des Bundesliga- Vierten, kann es statistisch gesehen eigentlich nur einen Heimsieg geben. Steht die U23 von Bayer Leverkusen doch geradezu symbolisch für die unterschiedlichen Heim- und Auswärtsgesichter der schwarzweißblauen Mädels: Sowas zuhause, sowas auswärts. Und jetzt könnwa aber wirklich mal los, die meisten haben die Überschrift schon wieder vergessen.

Die Blauinnen wollen gleich mal keinen Zweifel daran lassen, dass die Weste heute weiß bleiben soll. Das erste Fünfzehntel bis zum ersten Neuntel des Spiels agieren die Damen ziemlich energisch. Gleich beim ersten schwarzweißblauen Angriff müssen sich alle Leverkusenerinnen in den Ball schmeißen, um einen frühen Rückstand zu verhindern.

Und der nächste Abschluss im Strafraum geblockt. Nun zeigen sich auch die Gäste. Sie versuchen es mit Distanzschüssen, von denen einige knapp am Tor- Lisa- Tor vorbeizischen. Die Blauinnen stehen weiter auf dem Gaspedal. Der Einsatz stimmt. Ein Beispiel: Schon aus früheren Tagen kennt man die gesprungene Preußsche Kampfschraube:
…heute wird der eine oder andere Zweikampf von Preußschem Indianergeheul eingeleitet.

Schwarzweißblaue Feldüberlegenheit. Postheide- Wucht. Anders als Auswärts, wo Spielfeldränder deutlich weniger Zugriff erleben mussten. Diese Diskrepanz führt dazu, dass der Spielfeldrand heute (außer, dass er auf ein Tor wartet) nicht wie üblich meckert, sondern völlig desorientiert daher sabbelt. „Das ist mein Kumpel! [gemeint ist ein Flugzeug, das über die Postheide brummt].“ – „Nein, das ist Celine [gemeint ist Preußsches Indianergeheul]“. „Wo spielt überhaupt Leverkusen?“ Hier vor Deiner Nase, Maulwürfchen.

Distanzschuss Leverkusen, der nächste. Tor- Lisa muss ihn am Pfosten vorbeigriffeln. Sowieso investiert Bayers U23 jetzt mehr ins Spiel, versucht es immer wieder aus der Distanz, kommt aber spielerisch nicht durch – was auch an der ordentlichen Arminia – Defensive liegt. Auch sowas, was man Auswärts nicht ganz so oft sieht.

Dann hat das Warten ein Ende. Von der linken Seite gibt es Freistoß für die Blauinnen. Lisa Lösch haut die Pille flach auf den kurzen Pfosten. Damit rechnet keine Torhüterin (zumindest nicht die Leverkusenerwelche)… der Rest ist Jubel. 1:0!

Und wie schon so oft, wenn die Blauinnen zum Prozess antreten, ist der Prozess kurz. Ein paar Minuten später gibt es Freistoß von links. Diesmal bringt Lisa Lösch ihn hoch herein. Kiki Lazic wuchtet das Spielgerät zum 2:0 in die Maschen. YEEEAH! Zur Pause eine Zwei- Tore- Führung! Mal wieder sehr effektiv, unsere Mädels! Wie im letzten Heimspiel!

Halbzeit. Heute gibt es was zu feiern. „Wenn ich meine Augen verbinde, und die Mädels gehen an mir vorbei… die höre ich raus. Da knacken alle Knochen.“ So würdigt der Spielfeldrand die heutige Jubilarin. Grit Bender absolviert ihr 200. Spiel für Arminia. Elf Jahre ist sie jetzt bei den Blauinnen. Verteidigerin, Spitznamen- Erfinderin, Maulfechterin, Rundumbeobachtungen- Leserin… LEGENDE! Da der Rundumbeobachter es nicht bei einem Zitat über knackende Knochen belassen möchte, bekommt sie noch einen Extra- Beitrag. Einen sensationell guten gibt es schon beim Kollegen Ereb Agilus. Auf die nächsten 200, Grit!



Die zweiten Fünfundvierzig beginnen mit einer gewissen schwarzweißblauen Feldüberlegenheit. Leverkusen investiert etwas mehr. Aber die Blauinnen passen auf und lassen kaum etwas zu. Außer den bereits erwähnten Distanzschüssen, von denen wieder zwei knapp ihr Ziel verfehlen. „Lass’ die machen, wir führen 2:0.“, genießt der Spielfeldrand die Novembersonne. Hm… machen lassen… bei Distanzschüssen ist es stochastisch so, dass man es nur oft genug versuchen muss, bis einer sitzt.

Also besser nicht machen lassen. Und so legen die Blauinnen wieder ein paar Kohlen nach. Celine Preuß setzt sich (diesmal ohne Indianergeheul) auf rechts durch und spielt scharf flach rein, leider rutscht Anna Czekalla weg… Schade. Mit dem dritten wäre der Deckel druff.

So heißt es warten- entweder auf den Sieg, auf ein drittes Tor, auf die Linie 94, was auch immer. Die Blauinnen halten Leverkusen weg. Der Junior- Werkself hat zwar spielerisch eine Menge auf der Schleuder, irgendwie fehlt ihnen heute aber der Biss- Man sieht, dass sie mehr können, aber irgendwie nicht tun. Schieben wir es mal auf die gute Defensivarbeit der Blauinnen. Tun wir nicht zu Unrecht.

Worauf wir übrigens nicht warten, ist, dass sich die oben genannte Stochastik als belastbar erweist. Tut sie dann aber doch. 90 Minuten sind gespielt, als Leverkusen den nächsten Distanzschuss abfeuert und Pamela Jahn und Tor- Lisa vergeblich hinterher hechten.

Nur noch 2:1. Eieieieiei,… die Leverkusenerinnen motivieren sich nochmal. Das wird jetzt noch eine gaaaanz brenzlige Nachspielzeit… Nee, wird es nicht. Sechstes Heimspiel, sechster Heimsieg!

Auswärts geht es jetzt nach Recklinghausen. Da war es immer matschig. War die Postheide heute auch. Vielleicht sorgt das für einen Heimspiel- Effekt. Symbolisch für Effektivität, Kampfgeist und Taktik. Ich werde rundumbeobachten.
Für zeitloses Lesevergnügen ist die „Fußballfibel DSC Arminia Bielefeld“ empfohlen. Da stehen viele Lagerfeuergeschichten drin, auch über die Blauinnen. Die Fibel gibt es bei Thalia. Oder bei amazon. Oder im Fanladen. „90 Minuten Arminia“ habt Ihr schon…?