Arminia gegen MainzZwei 2:0

Rundumbeobachtungen DSC14/15-14 – Arminia gegen MainzZwei 2:0

Rundumbeobachter von 2022: Jetzt ist es fast Weihnachten, 2014 wurde es allmählich Advent…als der DSC die Tabellenspitze besetzt und kein Gegentor kassiert. Bei Arminia gegen MainzZwei rollt s weiter.

Advent. Die Zeit winterlicher Romantik. Die Zeit der Besinnlichkeit. Die Zeit der Ruhe, der Hoffnung, der Stille, der Vorfreude.

Arminia gegen MainzZwei

Liebe WM-Touristen („WM“ für Weihnachtsmarkt)! Lest diese schönen Definitionen von „Advent“. Dann sperrt Euch selbst in Eure Keller ein und sagt Euch das 435.672mal laut vor. Da steht nichts – absolut GAR NICHTS – von Hektik, von Massentransportmittel-Überlasten und Lautstärke-Rekorde-beim-Proseccotrinken-im-Zug-brechen!!! Lasst Euch gesagt sein: Jedes noch so erbärmliche Kaff – Eures auch! – hat einen eigenen Weihnachtsmarkt mit immer denselben Fress- und Holzschrottbuden.

Arminia gegen MainzZwei

Und Glühwein geht so: Christkindl-Pulle plus eine bunte Dose von Ostmann plus Topf plus Campingkocher, gibt’s alles bei Aldi. Alles keine Gründe, den Zug zu nehmen. Und wer trotzdem zu „berühmten Weihnachtsmärkten“ will (zB nach Bielefeld oder Münster), der wähle einen Zeitpunkt, der nicht mit Wochenend-Rückreiseverkehr und Heimspiel (DSC und BVB) zusammenfällt. Und er tue das ruhig, still, vorfreudig und entspannt. Dass auch immer alle im Dezember in solch sinnlose Eile verfallen müssen. Man muss ja fast zufrieden sein, dass das Adventschaos noch 9.641 Menschen übriggelassen hat, die heute auf die Alm gehen.

Okay. Okay. Okay. Ruuuuhig, Schwarzweißblauer. Zum Thema. Heute geht es zum ersten Mal darum, die Herbstmeisterschaft zu verteidigen. „Deutscher Sportclub Allez“, „Forza DSC“, die Süd singt. Bis auf eine Dame hinter mir, die die erste Viertelstunde nichts besseres zu tun hat, als sich über irgendwelche Falschparker auszukotzen. Sie hört nicht mal damit auf, als Tom Schütz einen Freistoß sehenswert zum 1:0 versenkt.

Unglaublich: Alles liegt sich in den Armen, Jacques Offenbach und Lothar tröten ein Tor, und hinter Dir keift jemand was vom „Ordnungsamt rufen“. Mein Tip: Fahr‘ Zug! Jetzt!! Sofort!!! Zum ersten Mal ertönt „Spitzenreiter, Spitzenreiter!“ und ein ungeduldiges „Los jetzt!“, als Dennis Mast nach vorne prescht. Wir wären nicht wir, wenn wir schon jetzt in Euphorie verfallen würden. Das Spiel ist ziemlich lasch. Die kleinen Nullfünfer kommen ein paar Mal gefährlich nach vorne. Der DSC hat eine Kopfballchance durch Schuppan.

Nach einer halben Stunde taucht Sliskovic frei vor Schwolow auf und macht vor, wie „versemmeln“ geht. Die Vorlage kam von Patrick Pflücke, der auf Linksaußen sehr auffällig spielt, bei diesem Namen aber Torwart sein sollte. Achtung, Füße hoch: „Ich patrickpflücke mir die Bälle aus der Luft!“. Schnappatmung auf der Süd. „Lasst das Leute! Ich bin herzkrank und sensibel.“. In dieser Reihenfolge? „In dieser Reihenfolge.“ Ein bisschen Spitzenreiterdenke gibt es dann doch: „Alles gut, ist nur Mainz.“. Danach passiert auf dem Spielfeld eigentlich nix mehr. Mainz spielt flockig auf. Arminia ist hinten sicher und zeigt ein gutes Aufbauspiel, dat war‘s aber auch.

„Das wird ein Geduldsspiel, das wird ein Geduldsspiel, wir können froh sein, dass wir führen, und…“- „Ach, halt‘ die Schnauze“. Auf der Süd stolpert noch jemand die gelben Treppen herunter und schießt den Inhalt seiner just erworbenen Schale Pommes quer über den Block. Anerkennung der Umstehenden: „Das war super, das war elegant“. Richtig! Beim Pommes-Schießen zählt bekanntlich das am weitesten geflogene Kartoffelstäbchen. Hier sind ein paar hinter dem Zaun gelandet. Das zählt als Home Run!

Zur Halbzeit Gelegenheit, sich mal richtig rebellisch zu fühlen. Während Sebastian Wiese das Pausenprogramm macht und wir auf der Süd weniger frieren als befürchtet, veranstaltet mein Brötchengeber eine Weihnachtsfeier. Im Preußenstadion. Und ich konnte die ganze Woche erzählen: „Sorry, ich kann nicht, ich muss in ein richtiges Stadion.“. Gerüchten zu Folge wollten auch ein paar Osnabrücker nicht in den Taubenschlag.

Wenn wir schon von Osnabrück reden – An die Bremer Brücke fahren wir im Januar unter selbst verdienten Hochsicherheitsbedingungen. Nur 1.250 Tickets stehen uns zur Verfügung, die werden an Fanclubs, Auswärtsdauerkarteninhaber und Vereinsdauermitliedskarteninhaber vergeben und verlost. Bei dem Kontingent kannste nix richtig machen, nur am wenigsten falsch. Wer gleich was richtig machen will, der wählt Dennis Mast als Torschützen des Monats!

Gleich zu Beginn der zweiten Halbzeit hat Mainz eine Riesenchance. Aber die Bundesligareserve der Rheinhessen hat „Versemmeln“ verinnerlicht, zum Glück für unsere Blauen. 16 Meenzer sind auf dem Gästeblock. Wir halten fest: Selbst zu einem Freitagabendspiel der Zweiten im 300 Kilometer entfernten Bielefeld fahren mehr Nullfünfer mit als RindviechBrause Leipzig Mitglieder hat. Es folgt eine Menge Stocherei, Fehlpasserei und Einwerferei.

Oder um es mit den Worten der Arminia-Homepage zu sagen: „viele Passungenauigkeiten auf beiden Seiten“. Da sag‘ doch mal einer, dass Fußballsprache nicht diplomatisch sei. „Das Problem ist, dass der Klos…und der Ulm…und im Aufbau…und der Mast…“ – „Ach, halt‘ die Schnauze“. In der 66. Minute wird Fabi in die Zange genommen, SchiRi Kempkes zeigt auf die Kreide. Keeper Huth ist damit nicht einverstanden und sucht die konstruktive Diskussion mit dem Winkemann. Egal. Elfer, Ulm mit links, drin, Jubel, dat war’s.

UlmUlmUlmUlmUlmUlmUlmUlmUlmUlmUlmUlm – Über die ganze Alm, klingt cool! Befreite Stimmung. „Spitzenreiter, Spitzenreiter!“. Berengar holt aus Lungen und Stimmbändern alles und noch mehr raus: „SchwarzWeißBlau ist unsere Welt…“. Das Spiel quält sich da hin und freut sich darauf, Samstag ausschlafen zu können. Da es leider im Interwebs nicht getrommelt wird und es in der Halbzeit unterging, hier nochmal der Hinweis: Wer morgen keine Lust auf Weihnachtsmärkte hat, der fahre ins Ludwig-Jahn-Stadion zu Herford.

Die Mädels vom Herforder SV Borussia empfangen dort Turbine Potsdam (Tabellendritter der Vorsaison, nicht Vizemeister, lieber Sebastian Wiese!). Wer kommt, kriegt 22% Nachlass beim Eintritt, wenn er die Alm-Eintrittskarte von gestern vorzeigt. Turbine Potsdam spielt herrlichen Footy und wird den Herforderinnen wahrscheinlich derbe die Kiste vollhauen.

Und sie haben Deutschlands dienstältesten Fußballtrainer. Bernd Schröders 41 Jahre hat nicht mal Power-Ernst geschafft. Wer Europameisterinnen und U20-Weltmeisterinnen sehen oder einfach mal solidarisch mit einem ostwestfälischen Fußballbundesligisten ohne Möbelhaus sein will- Hin da! Zurück zum Spiel, das immer noch gähnt. Ein Freistoß von Florian Dick fliegt noch knapp am Knick vorbei.

Unser Standard-Spezialist war am Mittwoch mit seinen Kartentricks Showact im Fanshop. Angekündigt als „Magic Dick“. Ich habe ja nur darauf gewartet, dass irgendeinem bei Arminia die anglistische Fehlleistung auffällt und er die Ankündigung in einem Anflug von Rettertum in „Incredible Dick“ oder „Magnificient Dick“ abändert. Kannste nix tun bei dem Namen. Fragt mal Kaka. Immerhin, dämlicher als damals bei Gangzta-Rappa Christian Pander aka „Funky Pee“ kann’s eh nicht mehr werden.

Der Rest des Spiels ist so überflüssig wie ein Weihnachtsmarkt in Hiltrup im Juni. Erinnerungen werden wach an 2005, als Arminia in einem ähnlich spröden Spiel durch zwei Krupnikovic-Elfmeter mit 2:0 gewann. Der damalige Mainz-Trainer lässt sich heute gerne „Pöhler“ nennen. Auch der Trainer der aktuellen Mainz-Reserve ist nicht um Worte verlegen. Nach dem Hinspiel verkündete er, man werde die „Liga rocken“. Aus Arminensicht: Passt! Uns alle Punkte überlassen, andere (u.a. Wehen) ordentlich ärgern. Rock on! Bei den Blauen ist – mal wieder – der „Weg das Ziel“ (Nobby Nobbs). Passt auch! Zumindest zum Advent.

„Advent“ kommt vom lateinischen „Adventus“, „Ankunft“. Adventus Arminiae?

Ceterum Censeo Lohmannem debere hymnun compotiturum!

Alle Texte 2014/2015

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