Fabi hat’n Bart- Arminia gegen Osnabrück 1:1

Arminia gegen Osnabrück 1:1 – Rundumbeobachtungen von Jan-Hendrik Grotevent

Hmmmm….vier Tage überlegen….wat schreibste jetzt…

Derbytime! Leeres Haus, Arminia gegen Osnabrück, mit denen wir so viele schöne Erinnerungen verbinden. Küntzel, der vier seiner drei Arminentore gegen die Nachbarn erzielte…Zweitligaaufstieg, als die Fans sich in den Armen lagen und die Blauen fast zum Rathaus getragen haben…

Und da geht es auch schon los. Und es sieht gar nicht mal so schlecht aus, was der DSC da auf das Rasengeläuf bringt. Die Kirsche rollt gut durch die schwarzweißblauen Reihen. In Tornähe passiert nichts, bis zur 16. Minute. Fabi fällt. Wir sehen es nicht von der Süd genau, dafür in Zeitlupe. Eindeutig Elfmeter. Dieser Meinung ist auch Block…Block…? Einer von Block 3 macht ein kurzes, knackiges „JA!“.

Arminia gegen Osnabrück

Fabi läuft an und na ja, der hat’s nicht verlernt. Saisontor Nr. 17. Einer von Block 3 macht ein gediegen ausführlicheres „JAAA!“. Danach geht es weiter wie vorher. Arminia dominant, ohne wirklich nach vorne durchzudringen. Osna hinten sehr gut, nach vorne so gut wie überhaupt nicht. „ “ sagt Block 3. Währenddessen stellt ein Reporter vom Profifußball-Geldgeber fest, dass es „keine 50 Kilometer von Münster bis zur Alm“ sind. Häääää? Obwohl…Stimmt. Es sind keine 50 Kilometer von Münster bis zur Alm, sondern 80.

Einer von Block 3 redet mit sich selbst„Hat Fabi jetzt’n Bart?“ – „Keine Ahnung, aber Cedi Brunner hat wieder Haare“. Auf dem Platz passiert nix bis zur Pause.

Halbzeit. Noch’n Kaffee? Neeee, komm…

Zweikampf an der Mittellinie. Neuhaus so: „KEIN FOUL!“. Nilsson so: Doch Foul. Block 3 so: „…“. Harm Osmers pfeift Freistoß. Harm Osmers können wir übrigens nicht leiden, weil…hab‘ ich vergessen. „Wir hören, dass sich gleich bei Bielefeld was tun wird“, sagt der Geldgeber-Mensch. Das sportliche kann er nicht meinen, denn bei den Blauen tut sich auf dem Platz genauso viel (lies: wenig) wie vor der Pause. „Was ist mit Daniel Thioune?“ Der ist Trainer von Osna.

Es tut sich doch was bei Bielefeld, Soukou kommt. Durchgesagt von Sebi Wiese. Block 3 quittiert es mit „…“. Mit Daniel Thioune ist immer noch nichts (außer, dass er eben Trainer von Osna ist). Muss aber auch nicht, den der VfL kommt besser in die Partie. Arminia ist ziemlich passiv. Einer von Block 3 stellt fest: Jau, Fabi hat’n Bart. Der Geldgeber-Mensch freut sich über Soukou. „Er war vor Corona gut, mal sehen, wie er nach Corona ist.“.

Ja, da freue ich mich auch drauf. Nicht unbedingt nur auf Soukou, da weiß ich, was er drauf hat. Nee, auf „nach Corona“. Das ist nämlich noch lange nicht erreicht. Warum etwas schönreden, was schlicht nicht schön ist?

Dass der Profifußball den Laden wirtschaftlich am Kacken halten will – geschenkt, nachvollziehbar (warum das nicht ohne geht, ist ein anderes Thema in anderen Zusammenhängen). Dass wir Fans uns unseren Club in action und nicht insolvent wünschen – völlig klar. Dass wir alle uns gewohnte Rituale zurück wünschen – kein Ding, ist bei mir genauso. Dass so ziemlich alle Anbieter und sehr viele Nachfrager das alles so verklausulieren, dass ihnen die Heiligenscheine (kommt von „scheinheilig“) vor Übergewicht auf die Schultern krachen müssten – nervig, aber menschlich. Der Fußball kann ohne Fans, Fans aber nicht ohne Fußball, trotz immer wiederkehrender gegensätzlicher Behauptungen.

Es ist etwas anderes, wenn wir uns zusammen ein Champions League-Halbfinale gegen Barca mit Schipplock im Sturm ausdenken. Das ist wie eine Kolumne über Salomon Kalous Ausbildung zum Medienprofi, ein Artikel über den lauteren Steuerberater Uli H. oder ein Interview mit Christian Seifert über die Gemeinnützigkeit seiner Organisation: Komplett fiktional, wird nie so passieren.

Der CanCan mag zwar mit gruseligem Echo über den leeren Almbeton dröhnen, Sebi Wiese mag zwar Aufstellungen und Torschützen durchsagen für die Bälle, die rund um das Spielfeld liegen wie auf dem Trainingsplatz, und wahrscheinlich hat er auch Halbzeitinterviews zur Erbauung der Rasensprenger geführt. Und die Bezahlsender mögen alberne Stadion-Tonspuren einspielen.

Neenee, da gaukele ich nicht mit. Aber als Schreiberling, dessen Erzeugnisse von den Kuriositäten des Stadionerlebnisses und dessen Drumherum leben, kann und will ich nicht suggerieren, dass eine Geisteralm irgendwie „normal“ ist und einen Block 3 dazu erfinden, der nicht da ist. Das wäre auch jedem Almbesucher im Allgemeinen und den Block 3-Besuchern gegenüber respektlos.

Ich werde in Zukunft schauen, was man so neben „Hausfrauenkommentaren“ (Zitat einer Fortuna-Düsseldorf-Bloggerin) während des Spiels noch so rundumbeobachten kann…

Ach ja, Arminia gegen Osna…es endet so: In der Nachspielzeit kommt eine Flanke von links in Richtung Tegos Kiste (der lilaweiße Flankengeber weiß wahrscheinlich bis heute nicht, wie er den Ball so gefährlich erwischen konnte), es wird herumgestochert, Alvarez macht mit der letzten Aktion des Spiels das 1:1.

Tja, das ist Pech am Ende. Jaaaa, sie haben drum gebettelt, Arminia verliert ja nur gegen sich selbst, ich weiß. Aber wenn man bettelt, heißt das ja nicht, dass man das auch kriegen muss. Das weiß jeder, der schonmal „Papa, will ein Pony!“ gesagt hat. Hier gab’s ein Pony.

So denn. Als nächstes fahren wir zum sieben Punkte entfernten HSV. Mit Google Street View.

VAR (Visuell aufmerksamer Rundumbeobachter):

Rundumbeobachters neues Buch – bei Amazon, Thalia und im Fanshop. Hier gibt’s Leseproben

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