Arminia gegen Regensburg – Rundumbeobachtungen von Jan-Hendrik Grotevent
Donauwoche bei Arminia. Die Reise nach Ulm war übersichtlich erfolgreich, nun steht Arminia gegen Regensburg an. Wie sind die Chancen? Nun, man weiß, dass der SSV Jahn nach dem gemeinsamen Abstieg ähnlich heftig umbrechen musste wie der DSC und daraus folgt, dass man als Almbesucher die Blauen kaum einschätzen kann und Jahn Regensburg überhaupt nicht. Also sind die Chancen…tja.
Erstmal ist die Lautsprecheranlage auf der Süd kaputt, so dass Block 3 und Nachbarschaft bei der Mannschaftsaufstellung auf Lohmanns Gestik angewiesen sind. Bei der Hymne muss Block J den Takt vorgeben. Ja, war genau so erfolgreich, wie man sich das jetzt vorstellt. Das nächste was kaputt geht, ist der Ball, der auf Anweisung des SchiRis in die Alm-Katakomben verfrachtet wird. Von einem DSC-Bediensteten, der sich dabei bewegt, als würde er ein Stück Atommüll schleppen. Aber Schluss mit den kaputten Sachen, auf ins Spiel!
Obwohl…das Spiel der Blauen wirkt auch erstmal kaputt. Spieler und Trainer von Jahn Regensburg können Arminia offensichtlich besser einschätzen als die Almbesucher und stellen vor Kerskens Strafraum die Weg zu. Damit drehen sie kurzerhand die ausgelobte schwarzweißblaue Hoch-draufgehen-Taktik um und darauf hat Schwarzweißblau erstmal keine Antwort-Taktik.
Querpässe vor dem eigenen Tor, immer bedrängt von Regensburgern. Das geht ein paar mal fast schief, einmal fast richtig schief, immerhin nicht komplett schief. Das sorgt für Schnappatmung im Publikum. Die Alm trägt den Ballast eines Doppelabstiegs mit sich herum und äußert schon nach fünf gespielten Minuten ihren Unmut. Auf Block 3 wird die edle Debatte geführt, ob man sein Team denn schon so früh auspfeifen dürfe. Oder ob man überhaupt auspfeifen dürfe. Ob noch jemand ein Bier will. Welcher Trainer denn eine solche Taktik spielen lässt. Nun, Mitch Kniat. Der letzte Coach, der so hat spielen lassen, war übrigens Uwe Neuhaus.
Amos Pieper hat damals über diese Taktik gesagt, dass man eine Schnappatmung in Kauf nehmen könne, wenn man denn aus dem kurzen Spielaufbau zehn Chancen kreiere. Da ist was Wahres dran, nur: Heute endet Arminias Spielaufbau an der eigenen Strafraumgrenze. Und nach zwölf Minuten denn auch die Führung für den Jahn. „Verdient“, stellt Block 3 vorne links fest. „Unnötig“, stellt Block 3 vorne rechts fest. Und hat mit beidem recht.
In dieser noch so jungen Spielzeit gab es zweimal hintereinander Westfalen und zweimal hintereinander Donau. Dem Sportclub der Ostwestfalen scheint die heimische Landsmannschaft eindeutig mehr zu liegen. Wo ist die Wutzerei, wo ist „Über Kampf ins Spiel?“ Das fragt sich Mitch Kniat auch und gibt Lannert ein paar Anweisungen…
…(„geht etwas höher mit den Außen und setzt die mal ein. Lange Bälle nur, wenn tatsächlich jemand vorne ist. Sonst gibt’s kein Eis zum Nachtisch!“). Danach kommt Arminia mehr ins Spiel (auch, weil Regensburg nach der Führung die vorderste Linie um ein paar Meter zurücknimmt). Und zeigt die in dieser noch so jungen Spielzeit bereits mehrfach gelobte Effektivität. Als die Blauen zum ersten Mal ernsthaft im Strafraum des Jahn sind, donnert Gohlke den Ball in die Maschen. Erleichtertes JAAAAAAAAAAAAA!
Darauf folgt…tja, darauf folgt…stellen wir es mal so dar: Arminia spielt wenigstens nicht mehr nur Innenseiten-Querpässe rund um den eigenen Strafraum. Das Spiel plätschert mal in die eine, mal in die andere Richtung. Wie das Wellenbad in Gütersloh. Nicht ohne Bewegung, aber ein leichter Hang ins Träge. Das trifft in dieser Allegorie auch auf die Unterstützung von den Rängen zu. Ausnahme ist eine entnervte Stimme von Block 3, die „Ihr könnt nach vorne spiel’n, Ihr könnt nach vorne spiel’n“ in die Spätsommerluft singt. Es plätschert, es döst. Wie eben ein früher Sonntagnachmittag, nur eben mit Fußball dabei. Frage auf Block 3: „Spielanalyse bisher?“. Schweigen.
Erst nach einer halben Stunde wird die Alm wieder wach, als Yildirim von der Strafraumgrenze abzieht, Jahn-Keeper Gebhardt die Fingernägel noch dran kriegt und das Spielgerät an den Pfosten klatscht. Aaaaargh! Aber das weckt die Alm auf, die Stimmung wird wieder lauter. Freistoß von halblinks, Block 3 ist erwartungsfroh. „Pass auf, der fällt eklig hinten rein.“. Tut er leider nicht, Torwart Gebhardt fällt brillant vorne vor.
Halbzeit. „Ey, an der Bierbude stinkt es nach Chlor wie im Hallenbad.“ Besser als umgekehrt. …oder?…hm…
Block 3 nutzt die Zeit, in der die Regensburger auf die Arminen warten, um Block 3 zu loben. „Ist echt schön hier, man sieht echt alles genau.“ Siehe auch: Urteilssicherheit bei Abseitsentscheidungen vor der Nordtribüne. Aber genug des Eigenlobs. „Jetzt bin ich wach, Ihr könnt anfangen!“
Bis zur 60.Minute hat Arminia aber nicht wirklich angefangen, von ein paar wenigen halben bis Zwei-Drittel-Möglichkeiten abgesehen. Ein paar Kilometer weiter südlich haben die Blauinnen aufgehört und Recklinghausen 2:1 besiegt-immerhin. Hier auf der Alm ist Block 3 latent unzufrieden mit Arminias Aufbauspiel und macht den Kaleun vor Gibraltar:
Jahn Regensburg hat gefühlt 300 Ecken im Spiel. Ähnlich wie beim Führungstor des SSV sind die Meinungen zu dessen Standrads auf Block 3 geteilt: „Brandgefährlich“ heißt es vorne links. „Die können auch nichts“ heißt es vorne rechts. Und beide haben…nee, diesmal ist es eindeutiger. Abschlussstark ist Regensburg nicht. Und angesichts einiger gefährlicher Nadelstiche der Gäste sollte keiner darüber traurig sein.
16.270 Spektanten sind auf Lohmanns Wiese. „Sieht gar nicht mal so voll aus“, giftet Block 3. Waren die über 20.000 gegen Bochum und gegen Münster etwa Gästefans? Oder, noch viel schlimmer, Erfolgsfans?b Kann eigentlich nicht sein, wo Arminia in Bundesligazeiten doch (wurde mal auf Block 3 behauptet) 250.000 Dauerkarten zu Bundesligazeiten hätten verkaufen können. Vielleicht haben die Ostwestfalen heute beim trägen Dahinplätschern des Sonntags einfach vergessen, das Spiel dazu zu nehmen.
Dann hat der Jahn eine riesige Nachschusschance, die die plätschernde Stimmung je wieder aufweckt. „Kann man so machen“, wertet Block 3 den Fehlschuss. Und betont damit, dass „brandgefährlich“ und „können nichts“ doch nicht so weit auseinander liegen. „Was haben die aufm Trikot?“ – „Netto“ -“Und hinten?“ – „Auch Netto“ – „Was ist der Unterschied zwischen dem Netto vorne und dem Netto hinten?“. Hinten ist Netto für Kassenpatienten…?
Mizuta-Latte-AAAAAARGH! Jetzt ist die Stimmung wieder lebendig und Arminia zieht in der Schlussphase auch nochmal die Zügel an. Tempo unten, „Bie-le-feld! Bie-le-feld!“ und der Immer-dabei-Gänsehaut-Gesang oben. Block 3 sagt die Chancen voraus. Und die Tore, die dabei herausspringen. Nur, um die Prognosen von einem Einwurf zum nächsten wieder anzupassen. Und schlussendlich auf die nächsten Spiele zu vertagen. Denn trotz höheren Tempos am Schluss, mehr Kampf und noch mehr Einwürfen, ernsthaft in Tornähe kommen die Blauen bis zum Schluss nicht mehr.
Vier Punkt aus vier Spielen. Mehr als ein Unentschieden hat der Spielverlauf nicht hergegeben.Wat sacht Block 3? „Nehmwa wohl so.“ Hamwa’ne Wahl?
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