Arminia gegen RW Erfurt 3:0

Rundumbeobachtungen DSC14/15-10: Arminia gegen RW Erfurt 3:0

Rundumbeobachter von 2022: In Ostwestfalen herrscht Katzenjammer eine Woche nach dem Dresden-Spiel. Das Derby in Münster geht mit 1:3 verloren. „Das wichtigste Spiel des Jahres“ wird sogar rumgeheult. Stimmt übrigens nicht, das wichtigste Spiel des Jahres haben wir zuvor im Mai 2014 in der Verlängerung verloren. Jedenfalls ist Arminia vor dem 15. Spieltag Vierter, mit Erfurt kommt der Tabellenzweite auf die Alm.

Arminia gegen RW Erfurt

Was in drei Wochen nicht so alles passieren kann. Es wird Herbst. Arminia schießt in zwei Tagen 17 Tore. Arminia wird in mehrfacher Hinsicht Derbyverlierer. In Münster kann man offenbar weder gewinnen noch mit Anstand verlieren. Sehr uncool, wenn einen die taubentragenden Arbeitskollegen nicht nur auf die Niederlage, sondern auch auf die stechwütigen Hummeln in den Hintern einiger aus unserer Anhängerschaft ansprechen.

Aber jetzt mal nach vorne mit dem Blick: Wir arbeiten zur Zeit eine Reihe wichtiger Spitzen-Heimspiele ab. Beim letzten Mal Dresden, beim nächsten Mal Wehen, heute Arminia gegen RW Erfurt. Die Rotweißen sind die „Mannschaft der Stunde“. Die Mannschaft aus der thüringischen Landeshauptstadt kommt als Tabellenzweiter auf die Alm und bringt etwa 800 Fans mit. Insgesamt sehen 11.710 Zuschauer den Flutlichtkick. Ordentlich. Arminia ist mit 4:1:4:1 ziemlich offensiv aufgestellt. Kurz vor Anpfiff heißt es auf Block 3 noch poetisch: „Ich flehe den Fußballgott um Geduld an!“. War gar nicht nötig. Das Spiel geht ab wie eine geköpfte Propanflasche.

Arminia gegen RW Erfurt

Na guck – so ein Foto kommt raus, wenn man eigentlich nur einen DSC-Standard knipsen will, die Kamera zu spät auslöst und in einen Torjubel gerät. Um dem Tempo der ersten zehn Spielminuten gerecht zu werden, müsste man eigentlich ohne Punkt und Komma schreiben, aber dat is ja kein Leserkommentar bei Spiegel online auf Facebook hier, ne!? Also: In der zweiten Minuten klärt Erfurt „zur Ecke ins Seitenaus“ (Zitat MDR-Bericht).

Dick bringt die Ecke rein, Fabi köpft quer, Müller köpft ein, diesmal tritt er beim Torjubel nicht vor die Eckfahne, sondern vor die Werbebande. Schwolow entschärft einen Freistoß von Tyrala und einen Kopfball von Brandstetter. Dick bringt einen Freistoß von halblinks und Hemlein…siehe Foto. „Spitzenreiter, Spitzenreiter, Hey, Hey…“ schon in der 12. Spielminute.

Ein klassischer Einzelruf von der Südtribüne ist ja „WeiterWeiterWeiter!“. Und in dieser Saison haben wir öfter erlebt, dass Arminia nach einer Führung, noch viel lieber nach einer Zwei-Tore-Führung, die Offensive einstellt. Diese „WeiterWeiterWeiter!“-Thematik hat uns zum Beispiel das Derby gekostet. Also gibt es trotz „Spitzenreiter“ mahnende Stimmen auf Block 3: „Das kann nicht ewig so weiter gehen.“. Sehr poetisch. Und Quatsch. Nichts geht ewig so weiter. Schon gar nicht bei Arminia.

Mü37 zwingt Torwart Klewin mit einem Distanzschuss zu einer Glanzparade. Sonst geht es relativ unaufgeregt hin und her. Arminia denkt erstmal nicht an „WeiterWeiterWeiter“. Erfurt deutet mehrfach an, dass eine Menge Potential in ihrem Team steckt, aber sie zeigen auch, dass „doppelter Wirkungstreffer“ wörtlich zu nehmen ist. Ein Ball geht an die Latte. Insgesamt wird die Partie giftiger. „Keine Sorge, SchiRi, ich habe noch ein Cello im Keller“. Den Spruch rechne ich mal der melancholischen Jahreszeit zugute.

Halbzeit. Bekanntlich sind die Wurstbuden auf der Alm eine Goldgrube an Kommunikationspointen. Heute fragt jemand ernsthaft, ob das Brot extra kostet. „Näää, aber die Pappe kostet fuffzich Euro!“. Der zeitparallel in der Oetkerhalle auftretende Hagen Rether hätte jetzt gesagt: „Das ist nicht zynisch. Wurst im eigenen Darm, das ist zynisch!“. Aber schmeckt gut.

In der zweiten Halbzeit sind beide Mannschaften aktiver. Arminia hat die erste Halbchance, als der rackernde, heute aber etwas glücklose UlmUlmUlm im Strafraum abgedrängt wird. Auch die Giftigkeit setzt sich fort. Beide Teams gehen teilweise ziemlich heftig in die Zweikämpfe, am Ende stehen drei Kartons für Arminia und eine für Erfurt zu Buche. „Trotz des Schiebers habt Ihr keine Chance!“. Block 3 hat es aber auch mit der Poesie heute. In der 62.Minute liegt der Ball in Arminias Netz.

Der SchiRi zeigt zur Mitte. Salger protestiert beim LiRi, der (nochmal?) die Fahne hebt. Daraufhin nimmt der SchiRi den Treffer zurück. So hat es zumindest von Block3 ausgesehen. Die Entscheidung war wohl letztendlich korrekt, aber die Linie des SchiRis schlingert, zum Nachteil beider Teams. Bei dem schon erwähnten Tykala-Freistoß in der ersten Halbzeit hat er das Freistoßspray benutzt, danach nicht mehr, obwohl es reichlich Freistöße gab. Vielleicht muss er sich die Dose über die Saison einteilen. Oder er hätte besser wirklich im Keller Cello gespielt.

Erfurt hat jetzt mehr vom Spiel, ohne gefährlich zu werden. Auch steht die schwarzweißblaue Defensive sicher. Nerviges Highlight der zweiten Halbzeit: Die elektronische Bande links unten vor Block J. Da guckste auf Spielfeld, auf einmal blitzt es gelb von links, Du denkst Dir „Häh?!“, guckst rüber und lernst, dass eine Bäckerei Arminia sponsort. Mü37, bei Deinem nächsten Torjubel könntest Du eigentlich… Egal, die Süd ist an der frischen Luft und gut gelaunt. „No Limit“.

„Ey, guckma, dat is mein Gut-für-die-Hüften-Tanz.“ Ich beschließe, mich lieber nicht umzudrehen. „Spitzenreiter, Spitzenreiter!“. „Erfurt ist Scheiße, Erfurt ist Scheiße, eine Bombe und Erfurt is wech…“. Gut, damit hat sich das mit der Poesie auch erledigt. „ARMINIAHAAAAAAA!“- „BIEEELÖFÄHÄÄÄÄÄLD!“. In Der 86. Minute läuft der eingewechselte Paco auf die Kiste zu. Diesmal spielt er ab. Auf Mast, genau. 3:0.

Ein dreckiger Pfiff aufs Derby, Arminia gewinnt das nächste Spitzenspiel und ist – Hey! Hey! – Spitzenreiter. Nobby Nobbs sagt zu Radio Bielefeld, dass es schön sei, Freitagsspiele zu gewinnen. Ich für meinen Geschmack finde Samstagssiege auch ganz nett. Alle 20.000+, die ein Dienstagsspiel sehen wollen, seien darauf hingewiesen, dass Arminia in Ligaheimspielen ziemlich stark ist. Sollte doch Grund genug sein, zum nächsten Ligaheimspiel wiederzukommen. Nächste Woche muss zum ersten Mal die Tabellenführung verteidigt werden. Daher, und weil die Kamerabatterien das ganze Spiel über schwächelten und in der 80. Minute endgültig ihren Geist aufgaben, zum Schluss ein Foto von der Kieler Förde:

Im übrigen wurde ich darauf hingewiesen, dass es bereits eine ganze CD mit Lohmann-Songs gebe. Dessen bin ich mir bewusst und „randale“ ist eine wunderbare Kapelle. Aber eine HYMNE ist keine SONG! Oder könnt Ihr Euch „EinBalleinSchußeinSchreieinTor“ vorm dem Spiel vorstellen? Mit Schal hoch? Eben. Hymne. Für. Lohmann. JETZT!

Alle Texte 2014/2015

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