Arminia gegen Sandhausen 4:1

Rundumbeobachtungen DSC14/15-3: Arminia gegen Sandhausen

Rundumbeobachter von 2022: Hachja…wie oft haben wir seit 2015 das Bild vom umgestoßenen Knoten oder vom geplatzten Bock bemüht? Damals im August 2014 war es jedenfalls so. Der Knoten platzte bei Arminia gegen Sandhausen im Pokal. Das 4:1 bildete den Auftakt zur Gänsehaut-Pokalsaison, Klos schoss ein Tor des Monats. Heute verklären wir das Match ja gerne, tatsächlich fand es vor einer Minuskulisse statt, da viele von uns nach dem miesen Saisonstart mit Schmollen beschäftigt waren.

Du bringst eine planlose Leistung in den ersten vier Spielen? Du bringst eine planlose Leistung in den ersten vier Spielen und bist selbstkritisch? Du bringst eine planlose Leistung in den ersten vier Spielen, bist selbstkritisch und sowohl mit Leistung als auch Selbstkritik unzufrieden? Du bringst eine planlose Leistung in den ersten vier Spielen, bist selbstkritisch und sowohl mit Leistung als auch Selbstkritik unzufrieden und mal wieder mit dem immer wiederkehrenden Phänomen „Fallhöhe“ (Sebastian Schuppan) konfrontiert?

Arminia gegen Sandhausen

Herzlichen Glückwunsch, Du bist Armine! Das erkennst Du zum Beispiel auch daran, dass Du zum dritten Mal in Deinem Leben ein Heimspiel gegen den SV Sandhausen erlebst, und alle drei waren in unterschiedlichen Wettbewerben- Dritte Liga, Zweite Liga, DFB-Pokal. Auch wenn die Ansetzung nicht unbedingt das Prädikat „Pokalkracher“ verdient hat, kommt es zu einem guten Zeitpunkt. Bietet es der Mannschaft doch Gelegenheit, sich auszuprobieren und sich zu finden.

Ein Spiel mit Testcharakter, das außerdem ein bisschen Geld in das schwarze Loch spült, das mal Arminias Vereinskasse war. Eigentlich eine tolle Sache. Das sehen allerdings nicht alle so, 7.305 kommen auf die Alm, davon etwa 100 vom Hardtwald. Vor dem Spiel noch in den Fanshop. Wie jetzt? Keine Sonderschals? „Arminia Bielefeld gegen SV Sandhausen – 1.Runde DFB-Pokal 2014/2015 – ICH WAR DABEI“?

Arminia gegen Sandhausen

Neues Outfit für die Alm. Vor zehn Jahren wurde sie umbenannt bzw. vermarktet, heute darf unser Tempel noch nicht mal mehr „Schüco-Arena“ heißen. Der DFB sagt: „Ist mein Wettbewerb“, hängt die Namenstafeln der Alm zu, taucht unsere Werbebanden in modisches Grün und präsentiert seine eigenen Premium-Superduper-Deluxe-Wasauchimmer. Was ist noch überflüssiger als der E-Post-Brief? Werbung für den E-Post-Brief!

Auch die Anzeigetafel flimmert im corporate design des Wettbewerbs. Mit dem Anstoß springt Christian Müller der Ball vom Fuß. „Ouououh“, raunt es zum ersten Mal über die spärlich besetzten Ränge. Bis auf hinten links, da brüllt einer „Toooor!“. Die Blauen beginnen recht schwungvoll, ohne besonders viel Druck zu entwickeln. Nach zehn Minuten nimmt der Zweitligist aus dem Württembergischen bei mehreren Freistößen rund um Arminias Strafraum das Heft in die Hand, ist aber kein Problem für Schwolow & Co.

Arminia gegen Sandhausen

„Sandhausen ist Zweitligist? Echt?“. Ja. Was’ne Frage. Der SVS – im ganzen Land, in jedem Stadion wohlbekannt. Die Blauen mühen sich redlich, agieren aber oft umständlich. „Abschlieeeeßen!“, donnert es von Block 3, als sich mal wieder einer fest dribbelt, „Mann, hab’mal Eier!“. Das Spiel wird immer öder. Tapfer singen wir unsere Chants runter. Bis unsere beiden Außenverteidiger eine gute Idee haben. Florian Dick schlägt einen langen Ball in den Strafraum, von-Heesen-Lookalike und Fallhöhenphilosoph Schuppan läuft, von allen Sandhäusern unbehelligt, durch und köpft mit Überlegung ein.

Befreiter Jubel und ungewohnte Freude. Zwar lässt der obligatorische Spruch „Gegen Haaallle hamse aba aaauch gefüüüührt…“ nicht lange auf sich warten, dennoch fallen beim 1:0 hörbar ein paar Kiesel von der Seele. Der Support wird lauter, und auch die Mannschaft erhöht Tempo und Druck. Der Halbzeitpfiff kommt mitten in eine Drangphase.

Nachdem die Pflichtbratwurst schon vor dem Spiel verköstigt wurde, ist die Futter-Mission für die Halbzeit klar: Der neue hippe Happen! Von Helge Schneider besungen, in Köln „Halber Hahn“ genannt, vergesst Currywurst und Pommes Schranke, vergesst die Frikadelle, vergesst auch alle Bielefelder Kulinarien wie Pumpernickel, Schinken, Korn und Pudding – The Fraß of the time is: KÄSEBRÖTCHEN! Vertilgt by Nobbs himself! Auf der Derby-Pressekonferenz! Und vorher und nachher wohl auch, denn heute sind nirgends Käsebrötchen zu finden. Alle weg! Hat Nobby NobbsNobbs alle gefuttert!

Sowieso, wenn es im REWE am Buddenturm mal wieder keine entrahmte Milch gibt, wenn es keine Sitzplätze mehr im Bus gibt, wenn der Onlineshop den Wunschartikel nicht mehr auf Lager hat- Das war alles Meier! Und wenn der es nicht war, war’s Arabi!! Oder Uhlig!!! Zumindest irgendjemand und der gehört sofort irgendwo rausgeschmissen!!!!

Hach ja, es geht doch nichts über einfache Lösungen. Und die einfachste ist die, dass die Jungs sich auf dem Platz finden und ein bisschen Erfolg haben. Nach zehn Minuten Langeweile tun sie genau das. Es folgen: Acht Minuten Juchu-Trara! JUCHU-TRARA! Im! Zusammenhang! Mit! Arminia! Erst schlägt Dick eine Ecke zentral an die Strafraumgrenze, da steht der Fabi und… „Granate“ ist Euch ein Begriff? „Tor des Monats“ auch? Gut!

Dann wieder Florian Dick (wenn es läuft, läuft es). Er zirkelt einen Freistoß nah der linken Eckfahne flach ins lange Eck. Und dann wird Mü37 von Klos auf halbrechts freigespielt und haut den Apfel in den Korb. Wahnsinn! Die Truppe im Rausch, die Ränge im Rausch. Endlich, endlich wieder eine dominante Arminia auf der Alm.

Vier Tore in einem Heimspiel gab es zuletzt in der Zweiten Liga gegen Fürth, und da waren wir vor dem Spiel Weihnachtsgeschenke kaufen. In der 72. Minute fahren wir zum ersten Mal nach Berlin. Arminia verwaltet nachher das Ergebnis. Während die West steht und die Süd den ewigen Derbygegner doof findet, rennen die Sandhäuser nochmal an, der eingewechselte Lukas Kübler köpft das 4:1. Is‘ Wurst. Und Käsebrötchen.

Feiern zum Schlusspfiff. Nach fünf Monaten endlich wieder ein Heimsieg. „Was habe ich denn da gerade gesehen?“. „Das kann nicht wahr sein, das kann nicht wahr sein…“. „Das glaube ich nicht, Viiiier zu Eins!!“. Effekte eines offenbar unverhofften Erfolgserlebnisses. Hat sich die Mannschaft gefunden? Wird der Sieg sie beflügeln? Dazu Beobachtungen aus dem Spiel: Christian Müller dribbelt sich in der ersten Halbzeit noch mehrfach im Sandhäuser Strafraum fest oder legt quer. In der zweiten Halbzeit pfeift er auf den nahen Gegenspieler und haut einfach drauf (und rein).

Abstimmungsprobleme in der Defensive werden von einem aufmerksam zurückeilenden Mitspieler ausgebügelt. Das sind die Fortschritte, auf die man hoffen musste. Wir können jetzt einen Sonderschal drucken: „Knoten (vielleicht) geplatzt – ICH WAR DABEI!“- den kann man als Armine sowieso immer wieder mal verwenden. „Das war ein Sieg für die Moral.“. Kann sein, werden wir sehen. „Mann, tut das gut“. Und das stimmt auf jeden Fall! Hoffentlich…Vielleicht…in mehrfacher Hinsicht.

Im übrigen bin ich der Meinung, dass Lohmann eine eigene Hymne bekommen sollte! Der mag gar keine Käsebrötchen!

Alle Texte 2014/2015

Teilen:

Facebook
Twitter
LinkedIn
Reddit
Telegram
WhatsApp
Email

Auch cool:

Cookie Consent mit Real Cookie Banner