Arminia gegen Sandhausen 1:1 – Feuerwerk (ungezündet)

Arminia gegen Sandhausen 1:1 – Rundumbeobachtungen von Jan-Hendrik Grotevent

Arminia gegen Sandhausen. Das ist eine Paarung, die in der Geschichte des Weltfußballs heute zum 21. Mal stattfindet. Obwohl sie bereits in drei unterschiedlichen Wettbewerben stattfand, wir sie in der Geschichte des Weltfußballs wohl nie über den Status einer Klo- Kritzelei hinauskommen.

Arminia gegen Sandhausen

Das soll sich nicht respektlos lesen und ist auch keinesfalls so gemeint, aber bei diesen drei Wettbewerben sind Champions League, Bundesliga oder ähnlich tolle Sachen nicht dabei. Und darüber hinaus hat diese Paarung die Angewohnheit, meist ziemlich grau auszusehen. Und wenn sie tatsächlich mal bunt daher kommt, kriegt es niemand mit. Arminia gegen Sandhausen ist etwas, das sein muss und einfach passiert. Wenigstens scheint heute die Sonne.

Gleich geht’s los und Block 3 arrangiert sich. „Geht’s? Kannste so gucken?“ – „Ja, alles gut.“. Diese Antwort ist jedes Mal beruhigend. Denn was will man machen, wenn die Sicht für kleinere Neben- oder Hinterleute mal nicht gut ist? Sich im Menschengewühl der Südtribüne so lange nach vorne, hinten, links, rechts, oben, unten stellen bis es passt?

Im Gegensatz zu Block 3 spielt Arminia auf der Wiese nach vorne, hinten, links, rechts, oben, unten. Aber es sieht schon ganz nett aus, was unsere Blauen da so kicken. Schnelles Passspiel, Zweikampfstärke, das eine oder andere schlaue Zuspiel. Im Gegensatz zu Block 3 passt es aber nicht. Lies: Ein Tor fällt erstmal nicht. Bazee, Kunze, Lannert, Becker, Corboz oder wer sich nicht noch alles versucht (gefühlt alle außer Kersken), der finale Fangschuss passiert noch nicht.

Aber der flotte Kick macht gute Laune und infolgedessen auch gute Stimmung. Jede gelungene Aktion geht die Alm begeistert mit. Und die West steht auf und der Wechselgesang donnert. „ARMINIJAHAAA…“ – „…BIE-LE-FEHEEELD!“

Der SVS hat die bekannten 35 Fans vom Hardtwald mitgebracht – Leute, die der Rundumbeobachter ehrlich (!) bewundert. Der Großteil kommt etwas verspätet und hängt etwas hektisch den großen Banner auf. Das Ergebnis findet die Anerkennung von Block 3. „Was steht da?“ – „Ich glaub’, da steht Sandhausen“. Na ja, Nö… zu lesen ist…

…SANSEN. Und gegen Mitte der ersten Halbzeit entschließt sich Sansen, mal selber ein paar Torchancen nicht zu nutzen. Okay, eigentlich ist es Jonas Kersken, der innerhalb weniger Minuten dreimal spektakulär fliegen und retten muss. „Hoffentlich hält der immer so“. Bibbert Block 3 während der Kersken- Show. Ja, bitte. Ein 0:1 hätte noch gefehlt. Nee, wirklich. Ein Rückstand ist das einzige, was bei dem ungezündeten Arminia- Feuerwerk des ersten Spieldrittels noch fehlt.

Ungezündetes Feuerwerk- das passt. Ein Feuerwerk, das am Boden aufgebaut und arrangiert ist, wirkt schon beeindruckend. Aber irgendwie ist es nichts, wenn die Lunte nicht gezündet wird. Und irgendwie wirkt Arminia wie jemand, der sich nicht traut, das Streichholz an die Lunte zu halten und das Feuerwerk zu zünden. Lies: Tore schießen. Zögerlich vorm Tor, lieber nochmal abspielen, zu viel nachdenken anstatt einfach mal einen auf die Kiste des eher unkonventionell agierenden Sandhäuser Schlussmanns zu brennen.

Machen die Blauen aber nicht, sondern belassen es beim nett aufgebauten, ungezündeten Feuerwerk. Bis vor dem Tor sieht das weiterhin sehr ansehnlich aus, aber die Begeisterung der Spektantenschar lässt nun auch bei guten Aktionen merklich nach. Wir wollen doch lieber das Feuerwerk sehen. Wir wollen die Führung. Aber, wie Block 3 sagt, „Es ist immer irgendein Fail“. Und so geht es schließlich mit einem 0:0 in die Kabinen.

Halbzeit. Was is’n das hier auf einmal so leer? Kennt man so gar nicht. Ungewohnt und tausend Gedanken gehen einem durch den Kopf. Da hat jemand hingekübelt, umgeht den Fladen großräumig… Die Kleinen können gucken… Man hole ein paar Liegestühle…

Vermutlich bin ich wieder der einzige, dem das auffällt, aber es gibt diese Phase nach Wiederanpfiff, wo das ganze Publikum noch mit dem Kopf in der Halbzeit ist. Bei den sensationellen Erlebnissen beim Nahrungskauf oder der Nahrungsentsorgung. Oder beim Weghören beim Halbzeitprogramm (was heute schade wäre, da sind nämlich die Blauinnen, die nächste Woche auf der Alm im DFB- Pokal antreten). Das äußert sich so, dass unten das Spiel wieder läuft, das Stadion aber noch unbeteiligt vor sich hin blubbert.

Das hört erst mit dem ersten Torschuss auf, der dann höflichen „Er hat es wenigstens versucht“-Applaus hervorruft. Aber der die Leute dann auch wieder fokussiert. Für die Statistik: Diesen Torschuss versucht Arminia heute in der 51. Minute.

Die Stimmung hat bis hier eine leichte Abwärtskurve. Vom begeisterten Mitgehen der Aktionen über Mitgehen der Aktionen über „Er hat es wenigstens versucht“-Applaus bis jetzt, ein Zustand der schläfrigen Aufmerksamkeit. „Egal, ob Du das Spiel gewinnst oder verlierst, wir alle stehen 90 Minuten hinter Dir“ – das Lied mag zwar inhaltlich richtig sein, in Endlosschleife wirkt es aber nicht gerade wie ein Aufputschmittel. „Macht mal ein anderes Lied“, mault Block 3, „Wir liegen nicht 3:0 zurück“. Nein, wir haben ein Feuerwerk, das nicht zündet. Wir liegen 0:0 zurück.

Die Stimmung erholt sich aber wieder. „Arminia Bielefeld, Ey-Oh!“. Das macht Laune, vor allem das „Ey-Oh!“, das man gefühlt an jeden Chant dranhängen kann. Und Block 3 bringt den Block 3- Klops des Tages. Verletzungsuterbrechung im Strafraum gegenüber: „Wer liegt vorne?“ – „Es steht 0:0“. Ey-Oh!

Wie immer in zähen Spielphasen macht Block 3 Block 3-Sachen. Wie zum Beispiel Fruchtzuckerplörre aus Aluminiumtüten zu süffeln. „Ist erlaubt. Glaube ich. Bin mir fast sicher *schlüüürf*“. Hach ja, sich einmal verrucht fühlen angesichts der Stadionordnung. Mittels Capri Sonne.

Und Arminia passieren Arminia- Sachen. Wat mut dat mut. Heute mut es nach einer Ecke, das 0:1. Dem Rundumbeobachter wurde nach dem Spiel zugetragen, dass es die Ecke nicht hätte geben dürfen, sondern Abstoß. Habe ich nicht mitgekriegt, aber es würde zum SchiRi passen. Der hatte vorher bei ein paar Einwürfen, Abstößen und harmlosen Freistößen durchaus ein paar Schwierigkeiten, die richtige Spielrichtung zu finden. Block 3 dazu: „Mach mal in unsere Richtung falsch.“

Und nun? Grau? Oder eine Heldengeschichte? Mizuat, der eingewechselt wird und mit seiner ersten Ballberührung den Ausgleich erzielt? Nee, den schaufelt der Sandhäuser Keeper weg. Isaiah Young, dessen Koffer noch im Foyer der Geschäftsstelle rumstehen? Wir sehen es nicht genau, aber es ist tief in der Nachspielzeit, als es im Strafraum gegenüber Gewühle gibt, irgendwer schießt und wir uns JAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA! in den Armen liegen. Tatsächlich, Isaiah Young! Zwölf Minuten nach seiner Einwechslung! Ausgleeeeeich!

So eine halbe Heldengeschichte. Jetzt haben die Rundumbeobachtungen zu Arminia gegen Sandhausen tatsächlich die Chronologie verlassen. Also kurz noch die Viertelstunde zwischen 0:1 und 1:1: Arminia versucht es spielerisch und nicht mit der Brechstange, was der Spielbericht des DSC heftig feiert- und was man auch anerkennen darf. Zum Erfolg der Bemühungen sagt Block 3: „Maaaan, immer ein Bein dazwischen“. Bis dann halt der Ausgleich fällt.

Jetzt, wo wir wieder in der Zeitschiene sind: Arminia bemüht sich nochmal ein paar Sekunden, es passiert aber nichts mehr. Und wenn das Feuerwerk auf dem Platz bestenfalls so halb gezündet hat, diese letzten Sekunden ist wenigstens die Stimmung nochmal richtig explodiert.

Vier Spiele, acht Punkte, ungeschlagen. Wie lautet nicht die alte Weisheit? „Ey-Oh!“

Fotos zum Spiel

Empfehlung: Die „Fußballfibel DSC Arminia Bielefeld“ mit jeder Menge schwarzweißblauer Lagerfeuergeschichten. Das Buch gibt es bei Thalia. Oder bei amazon. Oder im Fanladen. „90 Minuten Arminia“ habt Ihr schon…?

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