Arminia gegen SF Siegen 4:2 – Rundumbeobachtungen von Jan-Hendrik Grotevent
In der Liga sind die Reifen ab – da bleibt nur noch der Pokal. Und da winkt das Finale!
Also haben sich ein paar Fans gedacht, das Spiel Arminia gegen SF Siegen zu einem besonderen zu machen. Das Match ordentlich angetrommelt und am Karfreitag Fahnen gebastelt, um die Stehtraverse der Postheide schwarzweißblau zu machen.
Hat Spaß gemacht, wir wurden zu Experten in Plastikstöcken und Farbvarianten.
Und es lohnte sich!
Zurück zum Thema. Es bleibt also als Letztes noch der Westfalenpokal als Saisonversüßung für die Blauinnen. Fahne oder Tüte quasi.
Was erwarten wir von dem Spiel, wenn die letzten Leistungen alles andere als mitreißend waren? Und wenn die Kerls 2:2 gespielt haben? Normalerweise ist es ja so, dass Männer und Frauen die gegenseitigen Ergebnisse eines Spielwochenendes rausreißen müssen. Heißt das nach einem 2:2 der Blauen nicht folgerichtig, dass die Blauinnen in die Verlängerung müssen? So wie wir beim Fahnenbasteln? Mehr Arbeit als gedacht? Jedenfalls geht Coach Tom mit entschlossenem Blick zur Bank. „Heute aber!“, sagt er. Na denn haut rein!
Und zu Beginn des Matches ist festzustellen: Motiviert sind sie, unsere Mädels. Die ersten Minuten werden in der Fußballberichterstattersprache in der Regel mit „Sie finden sich rein“ bezeichnet. Wobei meist offen bleibt, „wie“ gefunden wird und „wo rein“. Und genau das ist die Herausforderung für Arminia. Die Mädels sind lebendig, rennen viel, wissen aber nicht, „wo rein“ in den Siegener Strafraum und „wie“ sie das finden sollen. Die Sportfreundinnen? Halten kämpferisch voll dagegen, tun aber nicht viel nach vorne.
Viel läuft über die wild über das ganze Spielfeld rennende Lena Meynert. Und so allmählich kommen die Blauinnen näher. Die Anspiele sind etwas zu lang…noch! Zwei Ecken hat sich Arminia bereits erspielt. Um nochmal die Fußballberichterstattersprache zu bemühen: „Zählbares kommt nicht bei herum.“. Stimmt. Außer, wenn man Ecken zählt.
Dann aber die 30. Minute: Jana Radosavljevic flankt in den Strafraum, wo Susi Werner sich freigelaufen hat. Susi köpft aufs Tor, die Torfrau kann den Ball spektakulär mit einer Faust abwehren. Jana hat aber aufgepasst und ist durchgelaufen. Ball ist frei, Jana versenkt. YEEEEAH! Die erste fette Chance sitzt! Fahnöööön!
Kurz darauf verletzt sich Susi…sieht nicht gut aus. Während unsere Nummer 9 draußen behandelt wird, rennt Lena Meynert weiter trotz wohlmeinender Hinweise der Mannschaftskameradinnen: „Wir sind einer weniger“ – „Ich weiß, aber…“. Maddy McCracken kommt für Susanne Werner ins Spiel. Alles Gute Dir, Susi!
Eine Minute vor der Halbzeit gibt es Freistoß von der Strafraumgrenze in zentraler Position. Wieder eine Aufgabe für Jana. Die trifft die Unterkante der Latte, die Torfrau macht den Pipl…steht ungünstig und Arminia geht mit einem (wie wir sehen werden: Vermeintlich) beruhigenden 2:0 in die Pause.
Halbzeit. Special rules of Postheide: Wenn man den Kaffeebecher selber wegschmeißt, braucht man keinen Pfand bezahlen. So stelle ich mir doch’ne perfekte Autoversicherung vor.
Es dauert ein knappes Viertelstündchen, bis es Anlass zum Jubeln gibt. Maddy McCracken wird freigespielt, geht an der Torfrau vorbei und schiebt ins leere Tor ein. Jawoooooll! …Finale? Die Mädels sind nicht die Kerls und die Sportfreundinnen aus Siegen sind nicht Eintracht Braunschweig…oder? Finale?…Finale?
Die Sportfreundinnen sind natürlich nicht Eintracht Braunschweig. Aber sie zeigen eine ähnliche Kampfmoral. Und die Blauinnen sind auf jeden Fall Arminia Bielefeld. Nach einer Ecke fällt das 3:1. Und um uns richtig das schwarzweißblaue Klischee zu geben, sieben Minuten später das 3:2. Aaaaaaargh!
Immerhin behalten die Mädels die Köpfe oben und spielen weiter nach vorne. Aber die Sportfreundinnen haben Oberwasser und greifen an. Einen Ball ans Gestänge, einen Angriff können Rieke Barkhausen & Co. nur mit letztem Einsatz von der Linie fischen. Huiuiui, 3:2 und noch so viel Spiel übrig…ist fast wie beim Fahnenbasteln. Soviel Stoff und so wenig blauer Sprühlack…
…bis man dann herausfindet, dass Textilfarbe die Sache ans Zielbringt. Um vom bemühten Fahnenbastelbild zurück zur Schlussphase des Spiels zu kommen: Bei Arminia heißt die Textilfarbe Naryis Charradi Mohamed. Die vor kurzem in den Kader der ersten Mannschaft berufene „Nachwuchskraft“ kommt kurz vor Ende der Partie im Strafraum an den Ball und schließt überlegt ab. Erstes Tor in der ersten Mannschaft- und so ein Wichtiges!
Das 4:2 macht nämlich den Deckel drauf! Arminias Frauen stehen im Finale des Westfalenpokals- dort wartet der VfL Bochum. Holt Euch dat Dingen, Ladies!
Applaus gibt es für den 10.April 2023. Dick im Kalender anstreichen und niemals vergessen. Es ist ein historischer Arminia-Tag. Ein Ostermontag, zwei Finaleinzüge! Wird nicht allzu oft nochmal passieren.
Vielen Dank an Ereb Ágilus und Sören, dass ich ein paar ihrer Bilder einbauen durfte!
Für zeitloses Lesevergnügen ist die „Fußballfibel DSC Arminia Bielefeld“ empfohlen. Da stehen viele Lagerfeuergeschichten drin, auch über die Blauinnen. Die Fibel gibt es bei Thalia. Oder bei amazon. Oder im Fanladen. „90 Minuten Arminia“ habt Ihr schon…?