Arminia gegen SGS Essen U21 3:1 – Rundumbeobachtungen von Jan-Hendrik Grotevent
Es sind noch ein paar Tage bis Frühlingsanfang und Ostwestfalen- Lippe befindet sich in der meteorologischen Übergangsphase zu dieser bzw. in diese herrliche Jahreszeit. Heißt: Wenn es nicht regnet, ist nur in der Nacht, im Schatten und im Wind eklig kalt. Um es im ostwestfälischen Idiom auszudrücken: „In der Sonne geht’s.“ Und beim Gastspiel der Zweitvertretung der Sportgemeinschaft Essen- Schönebeck auf der Postheide ist Sonne satt.

Na ja, Schatten und kalten Wind gibt es auch in Windflöte. Und die Junior- Ausgabe des Essener Bundesligisten ist ein Angstgegner der Blauinnen. Der letzte Sieg ist knapp dreieinhalb Jahre her und beim letzten Heimsieg haben noch Maxi Birker und Pocke Bochra für die Blauinnen eingenetzt.

Und die SGS macht in den ersten Minuten des Spiels ordentlich Wind. Die ersten gefährlichen Szenen gehören den Gästen. Die Blauinnen verteidigen tapfer, stellen die Füße rein, drängen ab, auch Tor- Lisa muss ein paar Mal eingreifen. Harte Startphase für Arminia. Um es im ostwestfälischen Idiom des Spielfeldrands auszudrücken: „Ouh. Gefährlich.“

Und die Offensive der Blauinnen? Muss sich erst ins Spiel finden, macht das aber und besser und besser. Mehr und mehr gleichen sich die Spielanteile aus und die erste wirklich große Chance des Spiels haben dann auch die Blauinnen, als die Essenerinnen einen Kopfball so gerade von der Torlinie kratzen können. „Denn habe ich schon drin gesehen“, jammert der Spielfeldrand, „Och, wie schade…“ (Ob wir mal eine Phrase wie „Och, wie schade“ von Block 3 hören? Lustig wäre es ja…).

Irgendwann haben die Blauinnen verdient, dass sich die Mühe auszahlt und das passiert nach 22 Spielminuten. Marie Bärenwaldt kommt rechts an den Ball, flankt herein und die durchgelaufene Jocy Hampel köpft ein. JAWOLLA! 1:0!

Und manchmal zahlt es sich gleich doppelt aus. Anna Czekalla hat ihren Startelfplatz nach einem starken Spiel in Kleve mehr als verdient. Kurz nach dem 1:0 schickt Hannah Wehmeyer sie mit einem Zuckerpass in den Strafraum, Schagalla rast der Gegenspielerin davon und versenkt. 2:0!

Nach dem starken Essener Beginn das Spiel nicht gedreht, sondern erobert! Was eine kurze Beratung der taktisch wohl etwas durcheinander gebrachten SGS U21 hat. Ja, U21, so heißen die heute. Im Hinspiel und beim letzten Postheide- Gastspiel noch U20. U23 auch schonmal und als Birker und Bochra gegen sie trafen „2. Frauen“. Spricht ja für die SGS, wenn sie ihre Jahrgänge so flexibel gestalten können. Kann aber auch gegen den Rundumbeobachter sprechen, weil es dem zu blöd ist, jedes Mal nach dem richtigen „U“ suchen zu müssen und er sich da vertut. Vorschlag zur Güte: Für den Moment nennen wir sie: SGS Essen 0:2.

Halbzeit. Der Rundumbeobachter hat sich schon gefreut, den Bildschirm in der Cafeteria mit dem Roboter- Livestream im Halbzeit- Gag zu thematisieren, Cafeteria gleich VIP- Raum nur ohne Schampus und so. Dann allerdings wird er erwähnenswert angesprochen. „Wie lange dauert eigenlich die Viertelstunde Pause?“. Ernsthaft. Packt ein, Block 3, Alm. Postheide, Linie 4 undsoweiter, die dämlichste Frage der Saison ist gefunden. Da geht nix mehr drunter.

Die zweite Hälfte beginnen beide beteiligten Fraktionen mit viel Schwung. Oder präzise: Mit schnellen Bällen in die jeweils gegnerischen Strafräume, wo dann in Massen auf das Spielgerät eingestochert wird.

Über den folgenden Verlauf der zweiten Halbzeit hätten die Stream- oder TV- Sülzbirnen sicher gesagt „Für den neutralen Zuschauer schön anzusehen“. In diesem Fall gilt die olle Phrase nicht nur für die neutralen Zuschauer, sondern auch für die zuguckenden Arminen. Denn deren Mannschaft führt mit 2:0 und spielt weiter nach vorne – Toll! -, die SGS Essen sucht aber ebenfalls ihr Glück in der Attacke – Ui!. Und Toll! plus Ui! ergibt unterm Strich auch wieder neutral.

Jedenfalls geht es hin und her. Ein Freistoß von Essen zischt knapp am Gehäuse vorbei. Eine scharfe Flanke von Celine Preuß kann die Essener Torfrau so gerade klären. Rieke Barkhausen und Phine Ebert schlagen den Ball von der Torlinie. Jocy Hampels Kopfball geht an den Balken.

Freistoß für Arminia. Der Ball kommt herein, im Strafraum wird gestochert, bis der Ball im Netz landet. Jocy war es, die am effektivsten gestochert hat. 3:0! Bevor Gefahr aufkam, dass sich nicht nur Toll! und Ui! im Publikum neutralisieren sondern auch das Ergebnis, machen die Blauinnen die Kiste zu. Daran ändert auch das 3:1 nichts mehr, das die SGS ordentlich herausspielt.

Es sind noch ein paar Tage bis Frühlingsanfang und Ostwestfalen- Lippe befindet sich in der meteorologischen Übergangsphase zu dieser bzw. in diese herrliche Jahreszeit. Heißt: Die Blauinnen haben die tristen Spiele des Spätherbstes und Frühwinters hinter sich und legen einen nett anzuschauenden Fußball hin. Auch, wenn es tabellarisch um kaum noch etwas geht. Aber um es im ostwestfälischen Idiom auszudrücken: „In der Sonne geht’s.“

Für zeitloses Lesevergnügen ist die „Fußballfibel DSC Arminia Bielefeld“ empfohlen. Da stehen viele Lagerfeuergeschichten drin, auch über die Blauinnen. Die Fibel gibt es bei Thalia. Oder bei amazon. Oder im Fanladen. „90 Minuten Arminia“ habt Ihr schon…?



