Arminia gegen St-Pauli – Rundumbeobachtungen von 2017
Keine Annehmlichkeiten auf der Alm bei Arminia gegen St-Pauli. Es gibt nur Abstiegskampf pur. Eigentlich hat Arminia ja vorher schon verloren. Die gastierenden Kiezkicker haben den Abstiegskampf angenommen, die Blauen …nicht so. “Eher gewinnen die in Hannover”, ist der Tenor im Gewühl vor dem Eingang Süd. Und Waffeln gibt es auch nicht. Kann man da überhaupt noch Hoffnung haben?
Hoffnung hin und her, das Spiel steht nunmal so im Kalender. Eine “große Überraschung” hatte Kramny für die Startaufstellung des DSC angekündigt. Na ja, eigentlich nicht Kramny, sondern die ach so gut informierten vier großen Buchstaben. “Vielleicht spielen sie ja in rot”, ist Block 3 erwartungsvoll. Tatsächlich sind Brandy, Börner und Hartherz in der Startelf, Arminia beginnt in 4-4-2. Schon überraschend. Nicht so groß wie die vier Buchstaben, aber immerhin.
St. Pauli hat nach sechs Minuten ein Abseitstor erzielt. Zu Arminias Spielouvertüre meint Block 3: “Sie sind in den ersten acht Minuten präsenter als in 90 Minuten in Berlin”. Das stimmt, allerdings hätte dazu auch nur das Warmmachen gereicht. Einigen wir uns zu diesem frühen Zeitpunkt darauf: Arminia ist aufm Platz (in Blau, nicht in rot). Eine Viertelstunde ist rum, und Hesl rettet im 1:1 gegen Bouhaddouz. So, das waren zwei Schockmomente, los jetzt, macht auch mal was, you boys in blue!
Defensiv stehen die boys in blue okay. Der zurückgekehrte Börner stabilisiert die Verteidigung merklich. Auch Nebenmann Behrendt liefert eine solide Leistung. Und vor der Viererkette? Tja, da passiert nicht wirklich was. Arminia tut nix, St.Pauli auch nicht. Die Tribünen wissen nicht genau, was sie tun sollen, versuchen es aber mit Gesinge.
Block 3 findet einige Bezeichnungen für das Gebolze auf dem Spielfeld: ”Zu doof zum Scheißen”, “Was für ein Mist”, “Wie die letzten, ey!” (Nö, wie die Vorletzten, höhöhö…). Etwa in der 40.Minute erkämpft sich Arminia einen Einwurf auf rechts Mitte der Paulianer Hälfte und die Alm applaudiert. Das sagt genauso viel über die Performance auf Hybridrasen aus wie das Statement: “Ist Halbzeit? Endlich”.
Halbzeit. Auf verteilten Flyern werben Julian Börner und Christoph Hemlein für eine Versicherung. Börner für Haftpflicht und Unfall (“Ich war doch nicht eher am Ball”), Locke für Herzrisikotherapie (“Ich bin saueeeeer!”) und ebenfalls Haftpflicht (“Der hat angefangen!”). Oder nicht?
Die zweite Hälfte geht ähnlich zerfahren weiter. “Dafür habe ich mir’ne Dauerkarte geholt?”. Block 3 bangt auch um diese Zukunft. Dafür haben andere Topspielzuschlag gezahlt? Na ja, das es kein Topspiel wird, weiß man vorher nicht. Die Unzufriedenheit steigt, es fehlt eigentlich nur noch das Gegentor. Der Gast vom Millerntor tut uns den Gefallen in Person von Christopher Buchtmann.
Erstmal stiller Frust. Wat willste machen, es sieht im Moment werder nach Punkten noch nach Klassenerhalt aus. Trotzdem feuert die Süd an. Und die Blauen werden etwas wacher. Sie schmeißen etwas mehr Kampf aufs Hybrid und holen ein paar Ecken raus. Ab der 65. Minute ist aber wieder Schlaf und Schlafgesang am Start. Die Pauli-Fans singen durch.
Und ich denke daran, dass ich wahrscheinlich gerade einen formidablen Feuerwehreinsatz in meiner Straße verpasse. Nachbars Katze saß bei meiner Alm-Abreise in einem Baum und maunzte nach Abstiegshilfe. Auf der Alm schaffen wir das alleine. Bis auf Fabi Klos, der rennt, der schuftet, der rackert, der schimpft auf alles im Blickfeld. “Vielleicht ist der Rasen zu gut”, erinnert man sich auf Block 3 an ein altes Erfolgsrezept. Obwohl…gut?
…zum Hybridrasen kommt heute Hybridschlamm, demnächst vielleicht Hybridhügel von Hybridmaulwürfen. St. Pauli spielt ein paar Angriffe aus. Die dickste Chance der Kiezkicker hat Sahin, aber Hesl hält die Blauen im Spiel. Und die Schlussphase haben wir noch vor uns…
…und auf einmal wacht Arminia auf. Spätestens mit der Einwechslung von Versicherungswerbeikone Hemlein stellt der DSC auf Hybridfressen. Kurz vor Schluss hat der eingewechselte Staude den Ausgleich auf den Quanten, aber FCSP-Keeper Heerwagen kriegt den Handschuh hoch. Miiiiist! Auch die Ränge werden wieder wach. Irgendwo zwischen Trotz und Verzweiflung reißt sich alles, was Arminia heißt, nochmal zusammen. Nachspielzeiten sind das Thema des Fußballwochenendes.
Drei der fünf Minuten sind um, als ein Ball aus dem Fünfer gestochert wird. Schuppan schießt, Heerwagen wehrt kurz ab – und wenn Klos will, dann lässt er sich nicht umschmeißen. Ein ebenso spontaner wie kaum noch erwarteter Glücksmoment – Klos fällt über die Eckfahne her, die Mannschaft fällt über Klos her, Block 3 fällt über Block 3 her. Denn is Ende.
Huch, wir leben noch. Auf dem Weg zur Linie 4 hat ein unvermeidlicher Meckerkopp den Käpt’n im Visier: “Ey, der Klos…kann nix, ist nur am Meckern, das soll der mal abstellen und Leistung bringen.”. Gehe mit gutem Beispiel voran, mein Lieber und stell’ ab. Klos hat das ganze Spiel gefighted, da ist er im Kampfmodus. Und im Bezug auf seine Mannschaftskameraden im Wutmodus – nachvollziehbar. Hat er nachher auch in Interviews klar gemacht.
Wenn demnächst Flyer für Lebensversicherungen verteilt werden, gehört da Fabis Visage drauf. Und sonst: Reicht es mit einer solchen Gesamtleistung, dass die Lebensversicherung nicht ausgezahlt werden muss? Nein. Sollen sie also so kämpfen wie Klos? Unbedingt. Sollen sie das ein ganzes Spiel lang? Definitiv. Was denn sonst und wie denn sonst?
Der goldene Klops des Tages geht an:
Den SchiRi. Auf beiden Seiten Fouls übersehen, ein paar Mal die falsche Richtung nach Zweikämpfen…Kann man geben, muss man nicht, tut man nicht…Ein richtiges Abstiegskampfspiel wäre unter so einer Leitung aus dem Ruder gelaufen und mit vielen Verletzungen geendet.