Unerwartetes (nicht?) tun- Arminia gegen Stuttgart 1:1

Arminia gegen Stuttgart 1:1 – Rundumbeobachtungen von Jan-Hendrik Grotevent

Stuttgart gegen Arminia – das war vor fast 25 Monaten die letzte Partie mit voller Stadionauslastung für beide Clubs. Arminia gegen Stuttgart – das ist die erste Partie mit Vollauslastung nach 25 Monaten. Die Alm ist ausverkauft. Die Schwaben bringen ordentlich Gefolge mit. Nett vor dem Spiel zu rundumbeobachten: Sehr viele gemischte Fangruppen rund um Lohmanns Acker, die freundschaftlich quatschen und zusammen ein paar Vorglüh-Pilsetten leeren. Das sieht man zwar vor jedem Spiel, aber wenn der VfB zu Gast ist, sieht man es besonders oft. Schön!

Damals 2020 wie heute 2022 geht es in der Partie um die erste Liga. Stuttgart ist im Aufwind, Arminia…äh…nicht so. Im Vorfeld sehen wir ja vor allem schwarz (weiß und blau sind verblasst) und erwarten eine Katastrophe. Dennoch brüllt jemand aus dem Gewühl vor dem Eingang Süd: „Beeilt Euch, ich will den Anstoß sehen!“. Der hat sich das entweder nicht überlegt oder die letzten Wochen fußballerisch auf dem Mars gelebt. Um was könnte man ihn mehr beneiden?

Arminia gegen Stuttgart

Im Spiel haben die Schwaben die erste riesige Gelegenheit, aber die Blauen wollen. Die Kugel läuft ganz ansehnlich durchs Mittelfeld. Wimmsi und Serra legen ein paar nette Antritte hin. Allerdings- die letzten Pässe klappen nicht. Block 3 wartet auf einen Torschuss. Und hat gute Laune. „Bie-le-feld! Bie-le-feld!“. Heute auch wieder mit aktiver Fanszene.

Wir warten auf einen Torschuss. Die Blauen spielen sehr engagiert, aber wenig durchschlagskräftig. Das haben wir erwartet. „Man, in der Landesliga oder Kreisliga oder sowas lernt man, dass man auch mal draufschießt“, röhrt Block 3 und belegt damit einmal mehr seine Weisheit. Nee, echt. Block 3 ist weise. Man muss das nur einordnen und qualitativ analysieren. Auch wenn’s manchmal kryptisch wird. „Rote Saaaaaaau!“. …wat?

Erste Ecke für Stuttgart. Abgewehrt. „Das war nicht so gut, nochmal!“, witzelt Block 3. Und erwartet scheinbar eine bessere Stuttgarter Ecke. Dass der Video-SchiRi eingreift, erwartet Block 3 nicht. Das haben wir alle nicht mitgekriegt. Jedenfalls: Elfer, Sasa Kalajdzic verwandelt zum 0:1.

Zynisches Hurra. „Erster richtiger Torschuss von Stuttgart“, mault Block 3. Arminia-Pech. Die letzten vier Gegentore durch Elfmeter, das ist doch bestimmt auch wieder so’n Rekord, den wir exklusiv nur für uns erwarten, oder?

Jedenfalls verlieren die Blauen erstmal den Faden. Stuttgart übernimmt das Kommando und lässt dem ersten richtigen Torschuss ein paar mehr oder weniger richtige folgen. Wir warten auf Einsatz, wir warten auf Torgefahr, wir warten auf Torschüsse. Das schlägt etwas auf die Atmosphäre. „Arminiahaaa…“ – „Bie-le-feheeeeld!“ hat diesen Tapfer bleiben-Unterton…Ihr kennt den. Man hat wenig Hoffnung, reißt sich aber zusammen und zieht durch. Ist so wie früher verkatert und unvorbereitet in die Klausur.

Halbzeit (fast). „Komm, lass Stuttgart das 2:0 machen, dann ist das gegessen und wir können die zweite Hälfte zur Fressbude.“. Gute Idee, ich hab eh Hunger. Und die Pommes sehen heute richtig gut aus. Also 45 Minuten plus Nachspielzeit Abfressen…Aber Stuttgart macht das 2:0 nicht. Gleich zweimal hintereinander nicht. Kein Abfressen. Selbst wenn es schlecht läuft, läuft es nicht gut.

Wir warten auf Einsatz, wir warten auf Torgefahr, wir warten auf Torschüsse. Immerhin: Die Moral stimmt wieder bei den Blauen. Kampfbereitschaft ist da. Der VfB will sich die Butter nicht vom Brot nehmen lassen und hält dagegen. So sieht die Alm eine Viertelstunde lang Ballgestocher, das so übel ist, dass sich ein Flipper dafür geschämt hätte. Als Ball hätte ich „Lasst mich in Ruhe“ gesagt.

Wir warten auf Einsatz, wir warten auf Torgefahr, wir warten auf Torschüsse. Wir warten auf…irgendwas. Und es passiert das Unerwartete. Der Ball wird von links (also: Block 3- links, Arminias rechte Angriffsseite…Ihr versteht schon…) hereingegeben, verlängert…und: EXPLOSIOOOOOON! Bierdusche! Blaue Flecken! Massenumarmung! Nach gefühlt 35484764876 Minuten endlich wieder ein Tor feiern! Mann, was gönne ich es, gönnen wir es uns! Mann, was gönne ich es, gönnen wir es Florian Krüger!

Die Moral ist wieder oben, die Alm feuert an. Und auch die Blauen hängen sich rein. Ohne allerdings wirklich torgefährlich zu werden. „Konzentriaaaaan!“ ist die lautstarke Forderung von Block 3, der damit einmal mehr seine Weisheit unterstreicht. Apropos: 72. Spielminute. Jetzt kapiert der Rundumbeobachter „Rote Saaaaaaau!“. Es heißt eigentlich „Rot, die Saaaaaaau!“ und ist eine Schlussfolgerung von „Der hat schon geeeelb!“. Qualitative Analyse von „Rote Sau“: Haken dran. Block 3 weise.

Stuttgart ist weiterhin bei Kontern extrem gefährlich. Als die Schlussviertelstunde eingeläutet ist, vermeiern die Schwaben eine Torchance, bei der ein Flipper heulend zusammengebrochen und der Ball sich am liebsten ein One-Way-Ticket nach Neuseeland gebucht hätte. „Mit soviel Glück müssen wir das jetzt eigentlich gewinnen!“, erwartet Block 3. Tun wir aber nicht.

Stuttgart gegen Arminia – das war vor fast 25 Monaten die letzte Partie mit voller Stadionauslastung für beide Clubs. Damals wie heute geht es in der Partie um die erste Liga. Damals wie heute endet es 1:1. Schwer einzuordnen, das Match. Angesichts der Torchancen hat der VfB Arminia den Punkt geschenkt. Angesichts des Spielverlaufs war die Moral der Blauen deutlich besser als zuletzt. Es ist ironisch, dass dieser merkwürdige Punkt den DSC auf Platz 16, vielleicht sogar Platz 15 hievt. „Wichtiger Punkt“, schreibt Arminia selbst. Toll. Wichtig sind alle geholten Punkte.

Hat Arminia gegen Stuttgart etwas Erwartetes oder Unerwartetes (nicht) getan?Was sollen wir erwarten? Was können wir erwarten? Es kommt darauf an, den Abstiegskampf zu verstehen. Und eigentlich ist das simpel: Setze die Mittel ein, die Du hast, um ans Ziel zu kommen. Hier ist, so komisch sich das im ersten Moment liest, der FC Augsburg zu nennen. Die haben es begriffen. Auch wenn Deine Mittel nur einfache und fiese Mittel sind, setze sie ein und besiege die direkte Konkurrenz. Hinsichtlich der Kampfmoral scheint Arminia es auch begriffen zu haben, jetzt müssen sie nur noch die sportlichen Mittel richtig einsetzen. Ganz…einfach…oder…!!???! Tut was (nicht?) Erwartetes und bleibt drin!

Aber all das tritt angesichts der Verletzung von Fabi Klos in den Hintergrund. Nein, der Sanitätsdienst hat nicht versagt. Es geht darum, den Verletzten am Unfallort soweit stabil zu haben, dass er transportiert werden kann. Wie schnell eine Trage da ist, spielt da eine untergeordnete Rolle. Wenn tatsächlich ein intensiverer Einsatz der Sanis notwendig gewesen wäre, wären sie auch schneller dagewesen. Ja, auch mit Trage. Trotzdem ist ist die Geste von Sasa Kalajdzic wirklich groß. Er pfeift auf Abstiegskampf, Tabellen, Nachspielzeit und tut, was er tun kann, um einem Verletzten zu helfen. Und das ist einfach nur fantastisch! Lasst uns alle wie Sasa Kalajdzic sein, wenn wir Unfallzeuge werden! (Und nicht rumstehen und nach Tragen rufen) Das Bild des Tages:

Das Wort des Tages wiederum ist: „Fußballgott“. Sei tapfer, bleib‘ tapfer! Gute Besserung!

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