Arminia gegen SV 07 Elversberg 2:0 – Rundumbeobachtungen von Jan-Hendrik Grotevent
Vier Niederlagen in Folge… das hatten wir seit Februar 2024 nicht mehr. Und ein volles Dutzend Gegentore dabei in die Maschen gekriegt in teilweiser höchst dämlicher Manier. Krise? Kopfsache in der Defensive? Kopfsache im Team?

Letzte Woche hatten wir ja festgestellt, dass vor allem defensive Sachen anders gemacht werden müssen. Oder, wie es in der Linie 4 zur Alm richtig angemerkt wird: „Wenn Arminia sich einfach nicht blöd anstellt, ist immer was drin.“. So einfach isses, so schwer isses. Und jetzt kommt Elversberg auf die Alm, der stärkste Sturm der zweiten Liga, der Spitzenreiter, spielstark, mit ganz viel euphorischem Schwung im Rücken. Es spricht so viel gegen die Blauen, das kann – in Umkehrung der Vorzeichen des Fürth- Heimspiels – eigentlich nur gut gehen. Also los, den Bock umstoßen.
Die Alm hat auf jeden Fall Bock. „Avanti Arminia!“ sagt die Choreo. Und Block 3 sagt zur Choreo: „Wir machen Choreo, um denen mal zu zeigen, wie sowas geht.“ Jau, das wird’s sein.

Es ist eine Premiere heute. Zum ersten Mal spielt Arminia Bielefeld gegen die SV 07 Elversberg. Elversberg gehört zur saarländischen 13.000- Einwohner- Gemeinde Spiesen- Elversberg. Der Aufsteiger von 2023 wird von seinen Anhänger durchaus charmant „Die Elv“ genannt. Hat was von Tolkien. Auenland oder Saarland, Hauptsache Provinz. Hey Gäste, nicht schmollen, wir Ostwestfalen wissen, wovon wir reden. Wir erklären Spiesen- Elversberg etwa so: „Wie Spenge. nur kleiner und irgendwo hinter Rietberg.“

Jedenfalls stellt die SV Elversberg in den ersten Minuten der Partie klar, warum so ziemlich jedes deutsche Sportmedium sie zur Zeit feiert: Mit viel Schwung und Spielfreude schnüren sie die Blauen in der eigenen Hälfte ein. Die starten mit einer Fünferkette und nicht nur die hat ordentlich damit zu tun, die Angriffe der Gäste weg zu verteidigen. Aber dabei hat Arminia das Publikum im Rücken. Jeder Zweikampf, jedes Ballrausbolzen kriegt mindestens ein „Jaaa!“ und Szenenapplaus.

Etwa nach elv.. ähm… elf Minuten wird Arminia lebendiger und kämpft auch mal in Gegners Hälfte. „Man sieht, die ham Bock!“, sagt Block 3, und man sieht es wirklich. Über den Kampf kommen sie ins Spiel- und wie! Taddel rennt rechts, spielt in die Mitte, Jonny Grodowski ist frei, feuert ab und JAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA!

Und da „Jonny“ beim Rundumbeobachter auf ewig mit dem Pony-Song assoziiert ist, ernenne ich diesen hiermit zu Grodowskis höchsteigener Torhymne:
Ausgeglichenes Match jetzt. Elversberg spielt. Arminia hat Bock, rennt, kämpft und spielt. Die Süd stimmt den Klassiker No Limit an. Und der passt. There’s no limit, wenn Arminia Bock hat. Die Süd singt „Vom Wahnsinn angetrieben!“. Und das passt als logische Steigerung auch. Fehlt nur noch… JAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA! Da kullert der Ball da drüben ins Netz!

Verdorrich nochmal, die HABEN Bock! Wie sie sich gegenseitig anfeuern und abklatschen! Und die Alm hat auch Bock! Wie die Ränge „Hey, Ohey, Ostwestfalen, Ostwestfalen, Hey, Ohey!“ brüllen! Und Block 3 hat auch Bock! Wie man dort für die wieder etwas zulegende SVE nur ein „Du Blindaaaa!“ übrig hat! Mit Spielen und brüllen geht es in die Pause.

Halbzeit. Guckt mal. Es regnet. Schüttet. Gallert. Kübelt. Pisst. Meimelt. Wenn die Eskimos 200 Worte für Schnee haben, haben die Westfalen 200 Worte für fiesen Nieselregen.

Die Süd eröffnet die zweite Dreiviertelstunde mit „Auf geht’s Arminia, Kämpfen und Siegen!“. Und passt auch wieder. „Kämpfen und Siegen“ war das Rezept zur erfolgreichen ersten Hälfte. Und es ist wichtig, das auch für die zweite Hälfte aufzugreifen. Schwebt doch das in den letzten Wochen wieder aufgetauchte Gespenst der zwei unterschiedlichen Halbzeiten, von Dr. Arminia und Mr. Bielefeld in den schwarzweißblauen Köpfen.

Haben sie noch Bock? Stoßen sie den Bock um? Oder bauen sie ihn doppelt so hoch wieder auf? Nun, hinten gibt es jetzt ein paar riskante Pässe, die unangenehme Schalke- Erinnerungen hervor rufen.

Aber Arminia hat Bock. Die Querpässe vor und mit Kersken sind schnell erledigt. Gut so, denn Elversberg übernimmt die Spielkontrolle. Doch Arminias Defensive steht heute. Es gibt eine Lücken für Anspiele in die Spitze. Die Angriffe werden nach außen abgedrängt, wo sie versanden. Und die schwarzweißblauen Verteidiger präsentieren sich heute enorm zweikampfstark.

Alles, was kommt, fighten die Blauen weg. Kopfball Elversberg…Pfosten, ooouuuh… Glück gehabt. Aber das Glück hat Arminia sich verdient. Als Kniat die Defensive weiter verstärkt gehen (ach was) noch mehr Spielanteile an die SVE. Die Alm spürt es und feuert die Blauen an. Jeder der seltenen Nadelstiche aus dem Bollwerk raus wird mit „Bie-le-feld! Bie-le-feld!“ gefeiert.

Gefühlt hat die SV Elversberg 435 Prozent Ballbesitz. Aber außer ein paar „Und Tschüss“ (Block 3) kommt nix dabei rum. Und wenn Kniat und Corboz bei ihren Seitenlinien- Spontankonferenzen lachen, weiß man, dass da gerade ein Plan aufgeht. „Forza Forza Forza DSC!“, brüllt die Süd. Und auch hier wieder: Passt! Arminia ist die Kraft. Auf dem Platz und auf den Rängen. „Jaaa!“ und Applaus bei den Zweikämpfen, „Jawoll!“ wenn ein Elversberger Pass im Aus oder in Kerskens Armen landet.

Fünf Minuten Nachspielzeit… da passt selbst der Zwöl- Minuten- Blackout von Paderborn mit drei Gegentoren nicht mehr rein. Außerdem hat Arminia Bock und… trotzdem ist Block 3 angespannt. „Maaaann Schlußpfi…LOS! GEH! JAAAAAAAAAAAA!“- da hat ein wunderbarer Konter den Alpdruck aufs beste genommen…

…sollte man meinen. Die Anzeigetafel sagt: Videocheck wegen Ball im Aus. Der SchiRi sagt „Abseits“. Die Anzeigetafel sagt dann als nächstes: „3:0“ (hätte der Rundumbeobachter noch am liebsten genommen). Alles herrlich transparent mit dem VAR.

Sei’s drum. Kanias Tor wird kassiert und so geht der Rest der Nachspielzeit so vorüber wie die 25 Minuten zuvor. Mit Elversberger Ballbesitz und ganz viel „Und Tschüss“ dabei. Heimsiiiiiiiieg!

Na also! Bock haben, Kämpfen, Siegen! So einfach geht das! Vor allem, wenn es gerade mal wieder schwer zu werden drohte.
Empfehlung: Die „Fußballfibel DSC Arminia Bielefeld“ mit jeder Menge schwarzweißblauer Lagerfeuergeschichten. Das Buch gibt es bei Thalia. Oder bei amazon. Oder im Fanladen. „90 Minuten Arminia“ habt Ihr schon…?



