Arminia gegen Union Berlin 1:1 – Verhinderte Selbsthinterntreter

Arminia gegen Union Berlin – Rundumbeobachtungen von Jan- Hendrik Grotevent

Dass es beim DSC jede Menge lustige Nebensächlichkeiten gibt, sollte mittlerweile bekannt sein. Nun gibt es eine neue. Haben die Ordner am Eingang Deine Tasche kontrolliert, kriegt das Schleppbehältnis ein Bändchen. Neue Mission für diese Saison: Kontrollbändchen sammeln und stolz am Taschenriemen tragen wie Intschu-Tschuna die Skalps am Gürtel.

Die DSC-Arminis haben einen Aktionsspieltag und präsentieren sich während der Hymne im Mittelkreis. Macht nicht nur ein bisschen Gänsehaut!

arminia gegen union berlin

Kaum ist das Match angepfiffen, ist es auch schon wieder unterbrochen. Edu und Ken Reichel (Block 3: „Wieder 0:6 verlieren, ey!?“) rasseln mit den Rüben zusammen. Wenn das Match nur ein paar Sekunden dauert, können wir nicht nochmal ganz von vorne anfangen? Dann läuft es vielleicht anders…nur so’ne Idee…

Denn erstmal passiert nix. Bis auf zwei Das-war-Elfer-Szenen, einmal Hand, einmal Zweikampf, bei denen es bei Szenen blieb. Der SchiRi hat sich übrigens vor dem Spiel konsequent außerhalb des Platzes warm gemacht. Dabei machte er die Übung, die amerikanische Fitness-YouTuber „Buttkicker“ nennen. Sich selbst in den Pöter treten. Hätte der Mann in Schwarz während des Spiels auch öfters machen können.

Sowohl Arminia als auch Union Berlin rennen taktisch voreinander her und aneinander vorbei. Die zündende Idee fehlt bis hierhin. Erster Torschuss der Blauen in der 21. Minute. Die Alm reagiert mit einem verspäteten „Ooouh!“, denn obwohl die Chants gut schallen, sind viele auf der Süd mit Nebenerscheinungen des Kicks beschäftigt. Zum Beispiel: Was hat Hartherz da mit seinem kernigen Bolz ins Seitenaus umgehauen?

„Was hat Salger denn für Schuhe an?“ – „Fleischfarben.“. Nee, das passt nicht. „Beige? Hellbraun?…Nee…“. Einigen wir uns auf fleischbraunmint, das passt so ungefähr. Dann fragt noch jemand lautstark, ob irgendwer irgendwas zu Hause vergessen hat. „Ooouh…“- was? Ach ja, Spiel. Union setzt einen eisernen Kopfball an die Oberlatte. Sonst läuft der Ball schnell, aber nicht in Richtung Tor. Stimmung ist gut, wir stehen auf, wenn wir Arminen sind. Aber hier lädt gerade ein 0:0 hoch. Wie oft müssen wir Unentschieden spielen, um den eigenen Zweitligarekord zu brechen? So 23, 24mal? Die Richtung stimmt.

Kurz darauf revidieren sich diese Überlegungen. Arminia stochert im eigenen Fünfer um das Spielgerät herum, Brunner klärt zu kurz und Grischa Prömel feuert die Ablage in Tegos Hütte. Mist…MIST! Wenn heute Tore fallen, dann unglücklich. Und wer hat Unglück? Rüchtüch, wüüür. Wenigstens kann sich Block 3 kurz darauf am SchiRi abarbeiten. Nach einem Zweikampf im Mittelfeld geht Unions Gogia Salger an die Arme, Salger Gogia an die Wäsche. Beide sehen Gelb, und das bringt alle maximal in Rage. Der „kleine Giftzwerg“ (Block 3) von Union hat jawohl sofort weggerotet zu werden (dann aber auch die fleischbraunmint tragende Betonfrisur). Der verhinderte Selbst-Arschtreter mit der Pfeife sieht das anders. Rückstand zur Pause.

Halbzeit. Pommes Mayo, jawoll! Ostwestfalen an der Bude gucken. Bekanntlich haben die Eskimos 600 Wörter für Schnee. Wir haben ein Wort für 600 unterschiedliche Essensbestellungen, das geht ungefähr so: „Eey!“. Und es spricht mal wieder für die Effizienz der ostwestfälisch-lippischen Kommunikation, dass das auch verstanden wird. „Eey!“ – „Eine Mantaplatte, kommt sofort!“.

Weiter geht’s. Sowas von weiter. Genauso spannungsarm. „Junge, Junge“, schnauft Block 3, „dat is wieder’n Herzinfarkt-Spiel hier…“ – ähm, nee. Keanu Staude kommt für Patrick Weihrauch. Unverständnis auf Block 3. Nicht unbedingt, weil Weihrauch ordentlich unterwegs war (was stimmt und tatsächlich ein Stirnrunzeln wert ist), sondern weil Staude reinkommt. Nun ist der mal wieder Abarbeitungsobjekt und nicht der SchiRi.

Apropos SchiRi und Selbst-Arschtreten…damit fangen die Blauen jetzt endlich an. Das Spiel wird druckvoller, vor allem über links, wo Hartherz und – ja, Leute, isso – Staude mit mehr Elan unterwegs sind. Uuuund dann ist es soweit. Brunner, bester Armine bisher trotz Gegentor-Pech, wirft ein, kriegt den Ball zurück, flankt…und Vogi rammt dat Dingen im Netz. JAAAAA, wir jubeln! Alle in die Arme. Als Sebastian Wiese den Torschützen bekannt gibt, kommentiert Block 3: „Der Voglsammer spielt auch noch mit?“ – „Joa.“ – „Sicher?“ – „Nää.“. Ich setze, wenn es genehm ist, diesen Dialog mal fort: „Er hat doch gerade das Tor geschossen“ – „Nein, das kann nicht sein.“.

Nun ist das Spiel doch ein anderes. „Der Geist ist willig, doch das Fleisch ist schwach“, rezitiert Block 3, als Brunner von Krämpfen geschüttelt ausgewechselt wird. Jeden Zweikampf hat der Schweizer gewonnen und sich die Standing Ovations redlich verdient. Und Block 3 hat recht, wie so oft. Vorher war das Fleisch willig, doch der Geist schwach.

Hartherz haut drauf, das Netz wackelt. Die jubelnden Arme erfrieren auf halbem Weg in die Luft. Ein Tornetz kann auch von außen wackeln. Fabi rutscht drei Meter vorm Tor weg…aaaargh! Prince kommt für Vogi und bringt noch mehr Tempo rein. Doch Arminias Selbst-Arschtritt soll nicht mehr zum Sieg reichen. Auch der SchiRi lässt eine große Chance zum eigenen Schuh-trifft-Backe liegen und pfeift Prince, der nach einem langen Ball alleine durch war, aus irgendwelchen Gründen zurück. Ende, Aus, 1:1 statt 0:0.

Ziehen wir heute mal ein kurzes Fazit: Wer an Fußballspielen beteiligt ist, sollte sich nicht nur vor dem Spiel in den Hintern treten. Ich habe gesprochen.

Das Bielefelder Glückshormon hatte sich leider die falsche Landkarte zur Almreise eingepackt (aber Taucha bei Leipzig ist ganz nett, sagt es)

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