Arminia gegen Verl 2:1 – Rundumbeobachtungen von Jan-Hendrik Grotevent
„Heute gewinnen wir und sehen ein schönes Spiel mit einem doofen Tor. Denn beim letzten Mal war es ja auch so, nur halt umgekehrt, verstehste?“ Ääh… nein. Egal. ♪♪ Heut’ ist der Tag, endlich wieder soweit… ♪♪
„Schön“ und „doof“ sind bei uns Arminen ja immer sehr relative Begriffe, die sich je nach Stimmungslage und/oder Spielstand gerne auch mal überschneiden. Beim Spiel gegen die Nachbarn aus Verl ist erstmal schön, dass Arminia lebendig und ballsicher nach vorne spielt. Doof ist, dass den Blauen gleich zu Beginn ein klarer Elfmeter verweigert wird. Noch doofer ist, dass Verl uns zeigt, wie Tore schießen geht: Ein schneller Schnittstellenpass und dann mit der zweiten Ballberührung in die Maschen.
Entsprechend ordnet Block 3 das aktuelle Spielgeschehen auch als doof ein. Und das, wie man es von Block 3 gewohnt ist, auf vielerlei Art und Weise. Von guttural („Maaaaaaaaann!“) über fatalistisch („Wieder viel zu einfach, wieder, ey!“) bis hin zu fast literarisch („Wie, zur Hölle, kann man nur…“).
„Voran Arminia Bielefeeeeld“, singt Block 1. Viel voran ist aber nicht. Verl ist durchaus lebendig unterwegs, während sich die Blauen durch den Rückstand knabbern. Ein Elfmeter hätte helfen können, doch den gibt es auch nicht, als Mika Schroers im Verler Strafraum weg gecheckt wird wie die Verkäuferin vor den Grabbeltischen beim Schlussverkauf. Auf den Unparteiischen kommen wir später noch zu sprechen, an ihm liegt es nicht. Vielmehr ist es das lebendige, aber brotlose Spiel Arminias. Block3 dazu: „Nach meinem Geschmack zu wenig.“.
Es ist der tapfere Jonas Kersken, der den DSC im Spiel hält. Mehr als einmal. Es ist Sonntag Abend, es ist dunkel, das Spiel ist deutlich mehr „doof“ als „schön“. All das färbt auch auf die Stimmung ab, wie ein „Steht auf, wenn Ihr Arminen seid“ rund um die 30. Minute beweist. Anstimmen und absingen bewegen sich irgendwo zwischen träge und traurig. „Schlimm, dass man die Verler hört“, jammert Block 3 (tut man aber nicht).
Und irgendwie können sie dann doch noch Fußball spielen. Kania auf Young, Young auf Kania und der macht es dann eiskalt. JAAAAAAAAAAAAAAA! Ausgleeeeich! Sollte man jetzt darauf hinweisen, dass dies das erste DSC- Stürmertor in der Liga ist? Am achten Spieltag? Ach nee, lass einfach freuen.
Eigentlich könnten wir schon zur Halbzeit übergehen, wenn da nicht noch eine nette Episode wäre: In der Nachspielzeit bekommt Arminia Ecke. Der SchiRi macht eine ellenlange Stellprobe, mit Ermahnen und Habt- Euch -lieb und Abstand- halten und Mein- Tanzbereich- dein- Tanzbereich. Alldieweil spielt Russo den Ball probeweise schonmal rein. Kania köpft ihn probeweise ins Netz. Die Süd jubelt probeweise. Die Folgeecke wird dann nicht mehr ausgeführt. Frage an die Regelexperten: Müssen ausschweifende Stellproben nicht auch nachgespielt werden? Fingerspitzengefühl und so?
Halbzeit. Es gibt Mit- Arminen, die beim Pizza- Holen an der groooßen Auswahl der verschiedenen Sorten scheitern. Und dass, wo selbst die gottlose Hawaii- Pizza mit dabei ist.
„Mehr Energiiiie!“, fordert Block 1 nach Wiederanstoß. Das funktioniert so leidlich. Die Stimmung wird wieder energischer, das Spiel nicht so ganz. Mit 1:1 ist das Match statistisch eh am Limit. Wieso? Nun, nimmt man die jüngste Pflichspiel- Bilanz Arminias gegen Verl zur Hand (und das ist in diesem Jahrhundert nur die letzte Saison), geht das Spiel mit 1,33 zu 1,33 aus, mit vier Punkten für jeden und einem Pokal für Schwarzweißblau. Und da es keine Dritteltore gibt, ist das Match eben so, wie es ist,
Nämlich ähnlich zäh wie das letzte Aufeinandertreffen der ostwestfälischen Nachbarn auf Lohmanns Acker. Block 3 kommentiert das übersichtliche Treiben auf dem Rasen so: „Mini- Krise so mini- beendet“ (wenn man denn will…), „bisschen fade grade“ (oh, das reimt sich!), „3:1 geht das aus!“ – „Ich glaube nicht, mein Lieber“ (niemand im Moment).
Der Ball kommt hoch und weit Richtung Kersken. Der räumt Maxi Großer und einen Verler Angreifer ab. Für den Verler sieht es schlimm aus… mit der Trage muss er vom Platz und bekommt aufmunternden Applaus – gute Besserung gewünscht! Mit Blick auf die Fernsehbilder muss man feststellen, dass Kersken sich über einen Freistoß und auch einen Platzverweis nicht hätte beschweren dürfen. Na ja. Wer zwei Elfer übersieht, übersieht auch das. Ausgleichend ungerecht. Aber Stellprobe bei Ecke. Und ein so exzessiver Gebrauch des Freistoßsprays, dass man meinen könnte, der SchiRi müsste noch eine ganze Palette Spray wegpumpen, bevor das Verfallsdatum abläuft. Die Unparteiischen sind seit Stuttgart auch nicht besser geworden
Und das Spiel sonst so? Block 3 dazu: „Krampf“, „JungeJungeJunge“. „Schießt für uns das nächste Tor“, wünscht sich Block 1. Wie lange müssen wir wohl warten, bis der Wunsch erfüllt wird? Wenn es so weiter geht, bis uns das Tor unter den Tannenbaum gelegt wird. Oder ins Osternest. Macht man Pfingsten eigentlich Geschenke?
Oh Gott, und dann ist auch noch André Becker drin. Mit dem haben wir es ja zu haben. Umso erstaunlicher ein Statement auf Block 3: „Passt auf, der Becker macht’s“. Als wir uns alle in die Nachspielzeit gegähnt haben, wird die Aussage nochmal bekräftigt. „Jetzt Ecke, Becker macht’s.“. Der Ball fliegt rein, und… JAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA! Block 3 jubelt zweitligatauglich. „Mit Ansage!“, prahlt Block 3. War aber Joel Felix. Auf jeden Fall ist damit der Dreier eingetütet. Auf den Rängen Erleichterung, auf dem Rasen auch. Hoffentlich hält das an.
Acht Spiele sind durch, von 14 Punkten haben die Blauen zehn durch Tore in der Nachspielzeit geholt. Eigentlich ist es auch kaum anders möglich, mit bisher neun Saisontreffern überhaupt 14 Punkte zu holen. Spiele in der Nachspielzeit zu entscheiden, damit ist Arminia Bielefeld leverkusisch unterwegs. Was die Blauen allerdings vom fabelhaften Meister unterscheidet, ist: Leverkusen hat in den Spielen, die sie nicht Last Minute gewonnen haben, die Gegner einfach so ganz normal weggeballert. Daran muss Arminia noch hart arbeiten. Aber wie sagt nicht ein weises Wort? „Dat is nich vorbei, bevor die fette Olle gesungen hat.“. Und wenn die gerade nicht kann, tut es auch ein Defensiv- Däne.
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