Arminia gegen VfL Osnabrück 3:1 – Rundumbeobachtungen von Jan-Hendrik Grotevent
Man schaue sich das an:

…und das!

Die Alm ist voll. Gästeblock ist voll und brüllt. Süd ist voll und brüllt. Rest ist der Alm ist voll und geht mit. „Das hat wenigstens Derby-Charakter“, stellt Block 3 mit ostwestfälischer Sachlichkeit fest. Und ist natürlich voll dabei. „Steht aaaauf, wenn Ihr Armiiiinen seid!“, wird angestimmt. „Ich stehe aber schon“, ist Block 3 ratlos. Dann steh’ nochmal auf! Alles für Arminia!

Die Stimmung ist also Bombe und das ist gut so. Die Ränge sind so mit sich selbst beschäftigt, dass kaum einer merkt, dass unten auf dem Feld nicht das allerdollste Spiel läuft- ein herzhaftes „Zwick’ ihn!“ ist da noch das am meisten Spielbezogene. Beide Teams rennen nach vorne (Arminia ein bisschen mehr), rund um die Strafräume passiert aber wenig bis nix.

Aber klar, irgendwann fällt dem kollektiven Scharfsinn des Block 3 auf, dass etwas zur perfekten Laune fehlt. „Ein Tor muss noch her!“, ist der folgerichtige Wunsch. Und kaum ist es ausgesprochen, ist Serenren Bazee da drüben vor der Nord frei und…NEEEEIN! „Hat der den gehalten?“. Ja. Dreck.

Die Spielminuten gehen ins Land. Sowohl der Kick unten als auch die Stimmung oben fühlen sich mehr und mehr an wie das Ende einer Spielplatzrutsche: Schwung ist hin und man sitzt unten in nassem Sand. „Der Ball will nicht rein“, resigniert Block 3. Na ja, eigentlich will er schon. Es will ihn nur niemand dahin transportieren. Ich bin mir ziemlich sicher: Als Oppie rund um die 35. Minute einen Freistoß in der eigenen Hälfte quer über den Platz ins Seitenaus kickt, hat der Ball geweint. „Pässe aus der Hölle“, meint Block 3 nicht nur zu dieser Aktion. Und kennt natürlich den weiteren Spielverlauf: „Osnabrück geht unverdient in Führung.“. Nee, du. Lieber Arminia. Unverdient wär’s genauso.

Nur der Schluss von Halbzeit Eins hat es wieder in sich. Erst wird ein Schuss übers Tor des VfL abgefälscht. UII!- „Der hätte gepasst, oder!?“ – „Er hätte.“. Dann macht Becker einen Sprung à la Rhythmische Sportgymnastik, kann die Kirsche vor dem leeren Tor aber nicht mehr entscheiden berühren. „Heilige Mutter Gottes!“, hechelt Block 3. Das haben 12 Jahre Rundumbeobachtungen bisher auch noch nicht aufgeschnappt. „Heilige Mutter Gottes“. Dabei ist doch heute St.Wendelin. „Sankt Wendelin, verlass uns nie, schirm’ unsern Stall, schütz’ unser Vieh“. Passt irgendwie auch auf die Alm. Pfiffe zur Pause.

Halbzeit. Belauschtes Telefonat im Niemandsland vor den Wurstbuden. „Komm rüber. Ich bin hier. Neben Block 3“. Neben Block 3. Präzise. Block J ist neben Block 3. Block 4 ist neben Block 3. Die Eckfahne ist neben Block 3. Und von der Sonne aus gesehen ist der Mond neben Block 3. Ob das trotzdem gefunden wurde? Natürlich!

Block 3 geht die zweite Halbzeit an. „Jetzt starten wir wieder neutral. Wieder bei Null.“ – „[Gegenrede mit wichtigem Tonfall] Das geht nicht 0:0 aus!“ – „[abermalige Gegenrede mit noch wichtigerem Tonfall] Wir erinnern uns an letzte Saison“. Hä? Ach so, die Tore, die nicht vor der Süd fallen. Immerhin hat das die letzte Saison selbst kurz vor Toreschluss noch korrigieren können.

Isi Young kommt auf uns zugerast. Spielt rein. Serenren Bazee hat den Ball, dreht sich… JAAAAAAAAAAAAAAA! Die Befürchtung gleich nochmal korrigiert. „Hach, unsere Flügelzange“, frohlockt Block 3, nachdem die letzten umarmt und/oder abgeklatscht sind. „[Rede mit allerwichtigstem Tonfall] Mit Ansage!“.

Ball Richtung langer Pfosten, BAZEE… AAAARGH! Und das war es erstmal vor der Süd. Arminia zieht sich zurück. Osnabrück rennt Richtung Nord, manchmal sogar mit Ball. Die Blauen sind zwar nicht ernsthaft in Gefahr, aber Lila- Weiß übernimmt nach dem 1:0 doch mehr und mehr die Initiative. „Stören!“, fordert Block 3. Arminia versucht sich mit langen Bällen herauszuspielen, aber „Den hätte nicht mal Mbappé erlaufen“ – „Der sowieso nicht.“. Mizuta, den Block 3 am liebsten schon zehn Minuten vorher eingewechselt hätte, schon…

Und dann macht der VfL das spielerisch recht ordentlich mit dem Ausgleich. Muss man ihnen lassen. Block 3 hatte das 1:1 schon länger befürchtet, und jetzt „Kackdrecksscheiße wieder“. Jetzt starten wir wieder neutral. Wieder bei Eins. Mit Vorteilen beim Gegner.

Jetzt braucht es etwas „Krankes“ (O-Ton Louis Oppie). Es gibt Freistoß vor Block 3. Und der sagt: „Der Oppie ist so irre…, der…“. Der läuft an, feuert ab, JAAAAAAAAAAAAAAAAAA! Das war „krank“ (O-Ton Louis Oppie). Block 3 frohlockt wieder. „[Rede mit allerhöchstwichtigstem Tonfall] Ich hab’s gespürt“

2:1 und noch zehn Minuten zu gehen. „Jetzt durchhalten!“, jappst Block 3. Und da tankt sich Mika Schroers durch und JAAAAAAAAAAAAAAAAA! Das war’s! Alle Befürchtungen im Keim erstickt! Deckel drauf, Straßenbahntür zu, Schnitzel gelutscht, Drops paniert, Spiel gewonnen!

Es war vielleicht nicht über die ganze Spielzeit überzeugend. Aber Arminia hat Mut gezeigt. Mut zum „Kranken“ (O-Ton Louis Oppie), als es darauf ankam. Drei Tore. Und die, die nicht krank waren, waren ordentlich herausgespielt. Uuuund alle vor der Süd. Ob das Lerneffekte waren oder ob das Lerneffekte haben wird, sehen wir in Hannover. Wie sagte nich der Weise Dave Snowden? „Wir wissen nur, was wir wissn, wenn wir es wissen müssen.“

Empfehlung: Die „Fußballfibel DSC Arminia Bielefeld“ mit jeder Menge schwarzweißblauer Lagerfeuergeschichten. Das Buch gibt es bei Thalia. Oder bei amazon. Oder im Fanladen. „90 Minuten Arminia“ habt Ihr schon…?