Arminia gegen VfR Warbeyen 2:1 – Weiße Weste, schmutzige Weste

Arminia gegen VfR Warbeyen 2:1 – Rundumbeobachtungen von Jan-Hendrik Grotevent

Die Pokalparty ist vorbei und die Blauinnen kehren in den grauen Liga- Alltag zurück. Wobei… so grau ist der gar nicht. Über der Postheide scheint die Sonne…

Arminia gegen VfR Warbeyen

…und zu Gast ist der komplizierteste Name der Regionalliga West, der VfR Schwarz-Weiß Warbeyen 1945 e.V. Mit drei Siegen aus drei Spielen kommen die Damen aus Kleve als Spitzenreiter nach Windflöte. Dort werden sie von Arminia Bielefeld empfangen, zwei Siege aus zwei Spielen (letzte Woche waren die Blauinnen, wie gesagt und erlebt, außerhalb der Regionalliga beschäftigt). Ein echtes Spitzenspiel also heute, bei dem mindestens eine weiße Weste am Ende schmutzig sein wird.

Beide Teams gehen engagiert ins Match. Die Blauinnen versuchen es links, rechts, durch die Mitte mit schnellem Passspiel, das allerdings meist an der Bande landet (außer in der Mitte, da ist meist ein Bein der aufmerksamen Warbeyener Abwehr dazwischen). Die Gäste versuchen es mit langen Bällen. Da die Blauinnen aber bekanntlich beim Pokalspiel gegen Bremen Gefallen an Raumdeckung und Abseitsfalle gefunden haben, gehen die langen Bälle ins Leer oder eben ins Abseits. Es gibt ein paar halbe Torschüsse, das war’s aber erstmal.

Irgendwann steigt dann auch Arminia auf langes Holz um- ähnlich erfolgreich wie Warbeyen. Rund um das Zelt von Postheide- Stimme Schöni wird es philosophisch. „Wie wäre es, wenn man das Tor erst ansagt und sie es dann schießen? Mit Torschützin?“. Was würde das für Möglichkeiten geben… endlich mal der mehr als verdienten Tor- Lisa ein paar Buden schenken…zweistellige Heimsiege, die nichts wert sind, weil sie auswärts trotzdem bei SpoHo Köln verlieren… Tor erst ansagen und dann schießen wäre… unglaublich langweilig…

…und sowieso eine grundsätzlich bescheuerte Idee. Macht am Spielfeldrand aber Spaß. Anyway, die Blauinnen müssen also auf althergebrachte Weise die weiße Weste behalten und Tore selber schießen- jetzt ist Jocy Hampel durch…Aaaaargh! Sie scheitert frei an der Torfrau. Jocy ärgert sich sichtlich, aber es gibt Ecke. Die kommt rein, Jocy nimmt sie direkt und REIN INS NETZ!

Bei dem Spielverlauf frisst das Phrasenschwein normalerweise sowas wie „Da muss ein Standard herhalten, damit ein Tor fällt.“. Ist eine Ecke „Standard“ genug für diese Phrase oder muss es ein Freistoß, gar ein lfmeter sein? Was wäre, hätte Jocy einen Einwurf veredelt? Darüber sollten die Spielfeldränder und Block 3s dieses Planeten mal nachdenken.

Das blaue Hemd mit Puddingemblem sieht also nach 21 Minuten ein bisschen nach weißer Weste aus. Und noch ein bisschen mehr nach breiter Weste. Denn die Führung gibt rminias Frauenteam ordentlich Schwung. Die Angriffe und Antritte werden forscher. Auch Warbeyen investiert jetzt mehr ins Spiel.

Vor allem investieren die weinrot gekleideten Spielerinnen mehr in das „physiche“ oder „körperbetonte“ oder „bissige“ Spiel- schaut im Bauch des Phrasenschweins nach, wie ihr die nun folgende Holzerei beschreiben wollt. Schon vor Jahresfrist beim letzten Auftritt der Ladies vom Niederrhein auf der Postheide wurde deutlich: Warbeyen hat begriffen, dass die Punkte in der Tabelle wichtiger sind als die in der Regionalliga eh nicht vorhandene Fair- Play- Wertung.

Also weg mit dem Fair Play. Und das bezieht sich heute nicht nur auf nicklige Fouls. Auch Äußerungen wie „Die sind asozial, lass die asoziale Dinge machen“ und Rufe in Richtung schwarzweißblauer Bank von ähnlicher Diktion haben mit Fair Play so viel zu tun wie ein Pantoffeltierchen mit Spielfeldrand- Philosophie. Schade, hat diese spielstarke Mannschaft eigentlich nicht nötig.

Letztes Jahr hatten die Blauinnen noch Jupi, um dagegen zu halten (was diese auch tat). Heute ist es Emmi Klingen, die ihren Gegenspielerinnen in Sachen Körperbetonung in nichts nachsteht. Sie wird mit Gelb verwarnt… und kurz darauf von Warbeyen aus dem Spiel und hoffentlich nicht aus der Hinrunde getreten. Auf einem Stuhl aus der Cafeteria, mit vereinten Kräften muss sie in die Kabine getragen werden. Alles Gute, Emmi!

Das Spiel fühlt sich jetzt an wie ein Keller, in dem es verdächtig nach Gas riecht. Wenn jetzt einer den Lichtschalter drückt, dannn… glücklicherweise verhindert der Halbzeitpfiff eventuelle Eskalationen auf dem Feld.

Halbzeit. „Nimmst Du Milch in Dein Bier?“ – „Nee, bin auf vegan umgestiegen.“

Hannah Wehmeyer ersetzt Emmi Klingen im zweiten Durchgang. Kurz darauf kommt Urgestein Grit Bender für Pia Schmidt in die Partie- Defensive verstärkt zu einem frühen Zeitpunkt, Hoffentlich geht das gut…

Jedenfalls verlagert sich das Spiel in Richtung Tor- Lisa. Die Blauinnen werden ganz schön eingeschnürt. Warbeyen frei vorm Tor, wenn die jetzt schießt… aber sie legt quer und da ist nichts und niemand. Puuuuh… die eben erwähnte Torhüterin muss einen Kopfball über das Aluminium kratzen, Huaaaargh… Warbeyen macht Druck. „Alle nach vorne, Alle oder keine!“, brüllt die Torfrau. Dürfen wir darüber abstimmen? Ich bin für „Keine“.

Spannung, zittern! Noch zwanzig Minuten… „Ganz schön viel Kommissar Zufall auf dem Platz“, stellt der Spielfeldrand fest. Auf der Linie gerettet… fußballgottseidank spielt Kommissar Zufall für Arminia. Und jetzt tun die Blauinnen das, was sie am besten können: Sich reinwerfen und rennen. Das schafft dann doch ein bisschen Entlastung. Das Spiel ist übrigens nicht mehr ganz so „körperlich“ oder „physisch“ oder „Holzerei“- dafür fängt sich Arminias Bank gleich zwei gelbe Karten. Jetzt ist Jocy Hampel durch… ins lange Eck… JAWOOOOOOLL! 2:0, was eine Erleichterung!

…aber ist es damit durch? Auf der Linie gerettet… „Eine Bude, macht eine Bude“, fordert Warbeyens Coach. Und sofort müssen die Blauinnen gleich noch dreimal auf der Linie retten. Holt das Ding nach Hause, Mädels! Vier Minuten Nachspielzeit… und Warbeyen schafft tatsächlich den Anschlusstreffer! Jetzt noch endlose Sekunden Herzrasen? Nein, sie bringen es nach Hause.

Tja… Arminia behält die weiße Weste. Warbeyen bleibt ein gemeinsamer Mantaplatten- Verzehr vor der Grillbude. Und weil sie da so schön friedlich sitzen und ohne die Hitze des Spiels auch sehr nett sind, erspart sich der Rundumbeobachter Bemerkungen wie: Mit der schmutzigen Weste nach Hause, mit der sie gekommen sind. Oder: „Asozial?“ Lernt, Euch zu benehmen…

Mehr Fotos

Für zeitloses Lesevergnügen ist die „Fußballfibel DSC Arminia Bielefeld“ empfohlen. Da stehen viele Lagerfeuergeschichten drin, auch über die Blauinnen. Die Fibel gibt es bei Thalia. Oder bei amazon. Oder im Fanladen. „90 Minuten Arminia“ habt Ihr schon…?

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