Arminia gegen Wacker Mecklenbeck 4:0 – Rundumbeobachtungen von Jan-Hendrik Grotevent
Wenn der Rundumbeobachter mal durch seine Texte scrollt – das macht er manchmal, das bisschen Eitelkeit sei ihm gegönnt -, fällt ihm auf, dass oft vom Wetter die Rede ist. Vor zwei Tagen das letzte Mal. Und gerade, wenn es um die Blauinnen und die Postheide geht, ist im Opus der Rundumbeobachtungen oft vom Zustand der Atmosphäre am Spielort zur Spielzeit die Rede. Da gibt es Wolkenbrüche, eisige Kälte oder auch Brüllhitze.
Jetzt ist Smalltalk über das Wetter wohl das einzige, was noch irrelevanter ist als Smalltalk über Fußball. Eigentlich ist das Wetter ja egal, denn Arminia spielt. Und auch heute wird das eklige Herbstwetter natürlich in Kauf und der Bus nach Windflöte genommen (Es gibt kaum Orte, die an einem windigen, nasskalten Sonntag Mittag Ende Oktober weniger sexy sind als die Bushaltestelle Brackwede Kirche).

Und vor allem ist es egal, weil die Ergebnisse gar nichts mit dem Wetter zu tun haben. Heute ist das anders- zumindest aus einer gewissen lyrischen Sicht. Es folgt ein kleiner Wetter-/ Fußball- Smalltalk, verkleidet als Arminia Bielefeld gegen Wacker Mecklenbeck.

Die erste halbe Stunde dieses Spiels ist nämlich genauso wie das Herbstwetter auf der Postheide: Wechselhaft, leicht kühl und unangenehm. Die DJK aus Rundumbeobachter Ex- Kiez hat den ersten Torschuss, der weit daneben geht. Jocy Hampel hat den zweiten Torschuss, der etwas knapper daneben geht.

Wacker Mecklenbeck ist ein kleiner Angstgegner der Blauinnen- die Niederlage im Elfmeterschießen des Westfalenpokalfinals 2024, die fiese Niederlage im letzten Saisonspiel oder das nicht geknackte Bollwerk vor Jahresfrist. Auch heute stehen die Gäste tief, Lisa Lösch und Jocy Hampel bekommen, sobald sie die Mittellinie überqueren, Sonderbewachung. Damit haben Arminias Frauen so ihre liebe Mühe.

Die Blauinnen gehen wieder mit einer neuen Startelf auf den Platz, sie rotieren – Hannah Wehmeyer und Sophia Thiemann wechseln in der vorderen Reihe immer wieder mal die Seite – haben aber eine längere Findungsphase. Da Wacker Mecklenbeck demgegenüber kaum etwas tut, passt sich das Spiel dem Wetter an: Wechselhaft, leicht kühl und unangenehm, wie gesagt. Entsprechend ist die Laune des Spielfeldrands, der das alles mit „Nur Gepöhle“ zusammenfasst.

Gerade als die DJK ein bisschen mehr die Initiative übernimmt, haben die Blauinnen die erste richtige Torchance des Spiels – die Torfrau der Münsteranerinnen kratzt Jocys Kopfball über die Latte. Das war es dann erstmal. Die Blauinnen haben eine Reihe Ecken, die so viel einbringen wie der Hut eines Straßenmusikers an einem windigen, nasskalten Sonntag Mittag Ende Oktober an der Bushaltestelle Brackwede Kirche

Natürlich ist es an Jocy Hampel, der Herbsttristesse etwas Farbe zu geben. Kurz vor dem Pausenpfiff kommt Arminias Top- Torschützin rechts im Strafraum an den Ball und schiebt ihn ins lange Eck. 1:0 nach 45 Minuten.

Halbzeit. Jetzt kommt die Sonne durch’s Grau. Nach 45 Minuten, von denen man sich als Zuschauer 44 ½ hätte sparen können. Findet der Rundumbeobachter irgendwie zynisch.

Sonnenstrahlen auf der Postheide. Ob das wohl metaphorisch für mehr Licht, mehr Endorphine und damit auch bessere Übersicht und zwingendere Offensivaktionen steht? „Na klar“ sagt Jocy Hampel und haut den Ball, kaum rollt er wieder, in den Torwinkel der Gäste.

Sei es Bella (Wuckel: „Anna“) Jägers Pausenansprache oder sei es tatsächlich der Sonnenschein- das Spiel der Blauinnen ist jetzt deutlich lebendiger als in Halbzeit Eins. Die Murmel rollt durch die schwarzweißblauen Reihen, die Mädels spielen mutiger und fordernder.

Und wie oft haben wir es schon erlebt, dass die Blauinnen dann, wenn es läuft, gleich doppelt zuschlagen…. also raus mit der Sonne! Bei Jocy Hampel läuft es spätestens seit ihrem Fünferpack gegen Gladbach II, jetzt schnürt sie den Dreierpack mit einem eleganten Heber in die Maschen. Und kaum ist der Ball wieder angestoßen, findet er sich wieder im Netz der Mecklenbeckerinnen wieder. Nein, diesmal ist es Soffes Thiemann. Flach von links ins lange Eck.

Damit ist die Wolke abgeregnet. Die Blauinnen schalten ein wenig zurück, spielen aber durchaus ansehnlich weiter nach vorne. Und Wacker spielt… nun ja, wacker. Die Gäste starten ein paar gefährliche Angriffe, für eine Sensation ist der Spielstand aber zu aussichtslos und das Wetter zu trocken. Die Blauinnen haben dann noch eine dicke Chance, verfehlen aber das leere Tor. Na ja. Ein 5:0 wäre für den Oktober auch etwas zu golden gewesen. So bleibt es beim 4:0 für Arminia.

Der Rundumbeobachter dankt für das Lesen dieses kleinen Wetter-/ Fußball- Smalltalks. Der keinesfalls irrelevant ist. Sind Rundumbeobachtungen nie (das bisschen Eitelkeit sei ihm gegönnt).
Für zeitloses Lesevergnügen ist die „Fußballfibel DSC Arminia Bielefeld“ empfohlen. Da stehen viele Lagerfeuergeschichten drin, auch über die Blauinnen. Die Fibel gibt es bei Thalia. Oder bei amazon. Oder im Fanladen. „90 Minuten Arminia“ habt Ihr schon…?



