Saufen, bis…- Arminia gegen Wehen Wiesbaden 1:0

Arminia gegen Wehen Wiesbaden 1:0 – Rundumbeobachtungen von Jan-Hendrik Grotevent

Arminia gegen Wehen Wiesbaden. Es ist die 86. Minute. Ein Freistoß segelt in den Wehener Strafraum. Er steht frei. Er köpft UND…Glanzparade von Lindner. Sven Schipplock, vor 20 Minuten eingewechselt und ebenso lange von Block 3 gefeiert, bleibt sein erstes Ligator für Arminia Bielefeld verwehrt. Wir müssen weiter saufen, bis der Schipplock trifft.

Arminia gegen Wehen Wiesbaden

Ach kommt, beruhigt Euch. Was haben wir nicht alles Hämisches in den letzten Monaten über Schippo rausgehauen. Da sind Rundumbeobachtungen doch eine gute Gelegenheit, das alles mal zu beenden. Denn: Schippo hat sehr ordentlich gespielt und irgendwie habe ich das Gefühl, dass wir an ihm noch (mehr) Freude haben werden.

Außerdem hat das Spiel bis zu Schippos Einwechslung eher wenig zu bieten. Arminia ist erstmal wie erwartet feldüberlegen, Wehen wie erwartet defensiv. Bei den Blauen fehlt etwas das Glück (oder wie es bei sky immer heißt: „das Fortühn“) beim finalen Pass. Sowas wie Torchancen gibt es erstmal nicht, und die erste witzige Szene hat Jonathan Clauss. Ein eleganter Hackentrick mit folgendem Antritt, den die Holzfäller in Wehens Abwehr aber locker klären. Fußball wie diese Else von diesem Schlagerbarden: Sieht gut aus, ist aber zu nichts nütze.

Auch die zweite witzige Szene des Spiels geht auf das Konto unseres erblondeten Franzosen. Er gewinnt fast einen Zweikampf. Das ist deswegen witzig, weil die Alm schon applaudiert und bei Jos Ballverlust ganz abrupt damit aufhört. Schön, dass Ihr alle aufpasst! Block 3 hat sich natürlich längst eine Meinung zum bisherigen Spielverlauf gebildet: „MannMannMann, dat is so scheiße wie in der Hinrunde.“ – „Neeeeee, so schlimm isses nich“. Hinrunde…das war das mit dieser Herbstmeisterschaft, oder?

Die dritte witzige Szene ist der zweite Ball auf dem Spielfeld,der sich weigert, selbiges auf dem Flugweg zu verlassen, obwohl Hartherz mehrfach auf ihn eindrischt. Dann hat Wehen die erste dicke Torszene: Dittgen stochert eine flache Hereingabe knapp an Tegos Kiste vorbei. Im Nachhinein ist festzustellen, dass Wehen einen ordentlichen taktischen Stiefel gespielt hat (und die haben immerhin Mr. Tom-Schütz-ist-Innenverteidiger an der Seitenlinie).

Besonders nett anzusehen ist die Taktik allerdings nicht. Rüdi Rehms Rabauken spielen im 3-3-3-1, bauen den Taunusstein vor dem eigenen Strafraum auf und machen ein auf Dritte Liga: Versteckte Fouls und langes Liegenbleiben. Block 3 meint: „Ey, sowat musste doch schlagen!“. Ja. Das ist die ziemlich große Herausforderung. Immerhin haben jetzt auch die Blauen so ein paar Chancen. Komm, lass Pause machen.

Halbzeit. Heute hat der DFB in seiner unendlichen Weisheit die Postheide vor die Alm gesetzt (also zeitlich, für räumlich war die Weisheit dann doch nicht unendlich genug). Die Blauinnen empfingen den FC Ingolstadt, und die erste Halbzeit hat der Rundumbeobachter mitgenommen. Ein, sagen wir mal, höhepunktarmes Spiel. Pausenstand: 0:0. Danach wurde der Liveticker bemüht. Auf Block 3 angekommen, stand es in der 134. Spielminute immer noch 0:0. Was leider nicht der Realität entsprach, denn durch ein Tor in der 89. Minute verloren die Blauinnen mit 0:1. Tausche Wertmarken gegen Punkte.

Wenn es überhaupt etwas unendlich Weises in diesem westlichen Spiralarm der Galaxis gibt, dann ist es – keine Ironie! – Block 3. „Sieht viiiieeeel besser aus“, stellt jener fest, als Arminia nach Wiederbeginn etwas mehr Kohlen ins Feuer wirft. Gut, dass die Hinrunde vorbei ist. Die fetten Chancen hat Wehen. Erst der Pfosten, dann eine Flugeinlage von Tego. Uiuiuiui, allesgutgegangenallesgutgegangenallesgutgegangen…sonst bleiben die Gäste bei ihrer Felsformation-Spielweise.

„Haut denen einen rein, den Wi*****n!“, röhrt Block 3. Ja. Das ist die ziemlich große Herausforderung. Wir werden Geduld brauchen. Gleich zwei Gruppen Wehener Auswechselspieler machen sich vor der Süd warm. Eine in roten, eine in gelben Leibchen. Was man wohl denkt, wenn man sich als Auswechselspieler beim SV Wehen Wiesbaden warmläuft? „Mann, ich habe es sowas von nach oben geschafft“ eher nicht, oder?

Und dann ist es soweit. Das spektakulärste Verletzungscomeback seit Giustina Ronzetti zweieinhalb Stunden zuvor bei den Blauinnen. Sven Schipplock kommt auf den Hybridrasen. Und bringt den Schwung rein, der dem DSC bisher gefehlt hat. Und dann ist der Ball tatsächlich durch den Taunusstein hindurch in Wehens Netz…doch beim Jubeln fällt der Blick auf Dr.Brych, der die Hand am Ohr hat und die Bude zurück nimmt. Wut auf Block 3. Das Tor war tatsächlich irregulär, aber nachdem der Champions League-Referee vorher ein klares Unterlaufen nicht unterband, aber falsche Einwürfe sanktionierte, hätte er da auch gern inkonsequent bleiben können.

Tja, wie kommt man am besten durch eine Felswand? Rüchtüch, mit brachialer Wucht. Und fußballgottseidank ist eben diese Mannschaftskapitän bei Arminia. Hartherz flankt rein, und vor Fabis Gewaltkopfball hätte jemand „Achtung Sprengung“ tröten müssen. Nicht nur das Netz wird gesprengt, sondern auch Block 3, dem wie schon gegen Hannover der Taunusstein vom Herzen fällt.

Als Schippo ins Spiel kam, war sich Block 3 noch uneins. Saufen, bis der Schipplock trifft? Arminiamäßiges Meckern über Schippo? Ironisch feiern? Ehrlich feiern? Das Führungstor macht das alles etwas einfacher: Freudiges Anstimmen von „Schipplock, Schipplock!“-Sprechchören. Und er hat die bereits beschriebene letzte Chance des Spiels.

Dreckig gewonnen im erwartbar schweren Spiel. Weiter nach vorne davon gezogen. Und was Schipplock betrifft…

VAR (Visuell aufmerksamer Rundumbeobachter):

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