Arminia gegen Wolfsburg 2:2 – Double Feature: Nachmittagsvorstellung naiv

Arminia gegen Wolfsburg – Rundumbeobachtungen von Jan-Hendrik Grotevent

Anruf auf Arminias Geschäftsstelle. Frage: Stimmt es, dass Augsburg gewinnt und niemand sagt „Das war der Abstieg“? Antwort: Im Prinzip ja, nur war es der HSV, der HSV hat verloren und alle haben gesagt „Das ist der Aufstieg“. Sonst ist das korrekt. (inspiriert von HaJo F.)

Arminia gegen Wolfsburg

Tatsächlich hat der Sieg in Stuttgart die ostwestfälische Gemütslage ein Stück repariert. Die Länderspielpause hat die Gemüter beruhigt und ja, auch der Augsburger Sieg gegen die Münchner Glamourboys hat uns nur begrenzt in Alpträume gestürzt. Mehr noch: Vor dem Spiel gegen Wolfsburg kribbelt und knistert es rund um Lohmanns heilige Hybridwiese vor freudiger Erwartungen. Die Alm lässt gleich nach dem Anstoß mal ein donnerndes „Immer dabei“ hören. Auf dass die Gölfe drüben denken: „Och nee, nicht der Gesang schon wieder“. Die haben die Flaggen der Nationalitäten ihrer Kicker dabei. Das haben sie bei ihrem Frauenteam abgeguckt, das es bei Turbine Potsdam abgeguckt hat.

Die Blauen legen flott los und auf Block 3 steigt die freudige Erwartung. Stimmen überschlagen sich, Mittelfinger werden ebenso überheblich wie desorientiert in den grauen Himmel gereckt. „Wem zeigst Du das jetzt?“ – „Die Wolfsburger! (sic!)“ – „Die stehen aber da…“ – „Oh…“.

Wimmer macht optisch heute einen auf Fabi 2013. Und spielerisch einen auf Wimmer 2021. Wir sehen ihn losrennen, an ein paar Wolfsburgern vorbei gehen…dann sehen wir die Kirsche einschlagen. „Wie geil der Wimmer ist“, sagt Block 3 unisono, als er nach dem Torjubel wieder zu sich kommt. Wie geil auch Torschütze Okugawa war, haben wir gar nicht mitgekriegt.

Sowieso hat Block 3 heute gewisse Orientierungsprobleme, nicht nur, was Mittelfinger betrifft. Gut, dass auf einmal jemand mit fünf Pilsetten in der Hand vor Dir steht und fragt: „Wohin will ich?“ ist normal. Aber „Wann wird Klos eingewechselt?“ und „Auf welches Tor spielt Arminia eigentlich? [in der 15. Minute und beim Stand von 1:0]“…mmmmmmmm….

Festzuhalten ist, dass die Blauen heute eins ihrer besseren Spiele abliefern. Das und die frühe Führung beflügelt die Alm. Es ist verdammt laut, Kribbeln, Knistern, Wechselgesang. „Setz Dich duuuurch!“ und der Angesprochene setzt sich durch. Macht Freude! Schöpf hat die nächste Chance.

Und der Gegner? Von den grünen VfL-Kickern ist kaum etwas zu sehen. Sie fallen nur durch extensive Freistoß-Rituale auf. Vom Foul bis zum sterbenden Schwan bis zum Ball zurechtlegen, alles hochdramatisch zelebriert. So wie ihr Hauptsponsor ein neues Fahrzeugmodell präsentiert. Fehlt nur noch, dass Maxi Arnold und Co. ihren Freistößen auch so dämliche Namen wie Taigo oder Arteon geben und in einen Abgasskandal schlittern.

Halbzeit. „Ich muss pissen!“ – „Ich auch!“. Na, was machen wir denn da???

Nein, DA N I C H T !!!

Heute brauchen wir uns nicht die bange Frage stellen, ob Arminia nach dem Pausenpils ein anderes Gesicht zeigt, denn obwohl Wolfsburg stärker aufkommt, bleibt der DSC bei seinem Dr. Jekyll. Oder Mr. Hyde? Ich weiß nie, wer von den beiden die Stuttgart-Arminia und wer die Mainz-Arminia ist.

Wir sehen, wie Schöpf durch den Strafraum rollt. Wir sehen die entschlossene Geste des SchiRis in Richtung Elfmeterpunkt. Wir juuubeln. Wir erleben die angespannten Momente bis zur Ausführung, wir sehen Fabi anlaufen und…wir fallen übereinander her. JAAAAA! „Die spielen sooo guuut!“, jauchzt Block 3.

Man sollte das auf der Alm nicht allzu laut jauchzen. Was dann passiert, hat nichts mit Frank Kramer, Samir Arabi oder unseren üblichen Strohpuppen zu tun. Es hat auch nichts mit DSC Jekyll oder DSC Hyde zu tun. Aber mit der Erfüllung eines unserer schlimmeren Klischees (komisch, dass das keiner auf Block 3 angesprochen hat). Denn nur der DSC Arminia Bielefeld schafft es, binnen eines 60-Sekunden-Schlafs ein 2:0 komplett aus der Hand zu geben. Wie das passiert, wissen die Aktiven nicht, weiß Block 3 nicht, weiß die Alm nicht, selbst die Wolfsburger wissen es nicht.

Diese eine Minute rasiert die gute Stimmung fürs Erste. „Deutscher Sportclub Alleeeez – Du wirst nie untergeeeehn“, singt die Süd. „Nein, das ist ein Verlierer-Lied“, moniert Block 3. Und ein Verlierer-Lied muss trotz des doppelten Nackenschlags nicht sein. Denn die Blauen brechen nicht ein, obwohl Wolfsburg jetzt deutlich Oberwasser hat- Tego muss zweimal sein Bestes zeigen.

Und gegen Ende der Partie kommt Arminia nochmal auf „Schick ihn“, fordert Block 3 und es wird geschickt. „Flex ihn“, fordert Block 3 und die Jungs gehen in die Zweikämpfe. Leider kommen sie nicht mehr ernsthaft in Tornähe. Gegen Ende haben wir es noch ein bisschen mit dem SchiRi, dem einfällt, dass er in die Familie Dankert einheiraten will. Ist aber nicht mehr wesentlich.

„Da hat nicht viel gefehlt!“, sagt Arminias Homepage. Stimmt. Nur eine Minute hat gefehlt. Soll man jetzt lachen oder weinen? Block 3 diskutiert noch lange nach Schlusspfiff und wird sich nicht einig. In der Saison-Endabrechnung können wir den Punkt gegen den Champions League- Teilnehmer wohl als Bonuspunkt verbuchen. Und die Spielweise, das erste Mal in dieser Saison zwei Tore in einem Spiel sowie die Tatsache, dass nach den Gegentoren die Köpfe oben blieben und weiter geackert wurde, sind ein paar richtig gute Argumente, Hoffnung und Vorfreude auf mehr zu haben.

Das Wort des Tages ist: „Double Feature“. Soweit zur Nachmittagsvorstellung. Zur Abendvorstellung hier entlang, bitte.

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