Aufstieg 2025 -Rundumbeobachtungen von Jan-Hendrik Grotevent
Und Alle!
Der DSC, der DSC, der DSC ist wieder daaaaaa, der DSC ist wieder daahaaaa, der DSC ist wieder da!
Und da ist sie, die Rückkehr in die Zweite Liga! Arminia ist aufgestiegen! Irgendwo habe ich mal gelesen: „Was den Bayern ihre Meisterfeiern, ist den Bielefeldern ihre Aufstiegsfeiern“. Es liegt nahe, bei dem ständigen Auf und Nieder unserer ostwestfälischen Gloria eine gewisse Routine zu erwarten. In 13 Jahren Rundumbeobachtungen ist dies der vierte Aufstieg, zu dem ich etwas schreibe.

Dem Aufstieg in die Zweite Liga 2012/2013 ging ein Totalcrash voraus. Eine Bande No Names (Fabian Klos etwa) wuchs in zwei Jahren Dritte Liga zu einer starken Mannschaft zusammen. Stefan Krämer war Trainer der Stunde und der Zukunft, die Mannschaft hatte Perspektive. Wir feierten auf der Alm, vor dem Rathaus, in der Stadt nach dem Sieg gegen Osnabrück und Pele Wollitz.

Damals habe ich geschrieben: „Es entsteht etwas, das genau im Sinne der Tugenden ist, für die Arminia in unseren Augen immer stand, oder besser: stehen sollte: Ruhige Arbeit, ehrlicher Einsatz, besonnenes Handeln. Denken von Spiel zu Spiel, immer einen Schritt weiter in die richtige Richtung. Stur, hartnäckig, kämpferisch – aber nicht überhastet. Es entsteht eine Arminia, die nicht für riskante Ambitionen steht, sondern für sich selbst. Eine authentische Arminia, mit der wird uns gern identifizieren, unabhängig von Erfolg und Spielklasse. […] Es besteht die besteht die Chance, im eben beschriebenen Sinn etwas nachhaltiges aufzubauen.“
2015 kehrte man nach einer irren Saison zurück in das Fußball- Unterhaus. Meister in Liga Drei, Pokalhalbfinale, Gänsehautentzündung. Mit einer starken Mannschaft und Käsebrötchen- Norbert Meier, auf den wir bei seiner Ankunft erstmal wie die Wilden eingeteufelt haben, bestand die Chance auf eine kontinuierlich Entwicklung. Almparty, Rathausparty!

Damals äußerte ich mich wie folgt: „Wir haben in dieser Saison gelernt, dass man Arminia nicht mit irgendwelchen Erwartungen verbinden muss, sondern sie einfach dafür liebhaben kann, dass sie Arminia ist. Nun gilt es zu hoffen, dass wir die Fröhlichkeit tatsächlich bewahren können. Wer die Sau rauslassen kann, muss sie auch wieder einfangen können. […] Die gute Arbeit wird sich auszahlen, früher oder später, trotz Rückschlägen, die es weiterhin geben wird.“
Und 2020, bei der Rückkehr in die Bundesliga nach elf Jahren Abstinenz sind wir nicht nur wegen der Pandemie auf dem Sofa aufgestiegen. Heimspiel gegen Dresden, dann patzt die Konkurrenz, Arminia spielt eine Klasse höher. In fünf Zweitligajahren ist die Mannschaft zusammengewachsen, mit Trainer Uwe Neuhaus war ein passender Lenker und Denker gefunden. Rundumbeobachters Schlaumeierei dazu: „Beruhigend ist aber, dass zum Ersten die Zukunft eh immer ungewiss ist, und zum Zweiten Arminia wohl noch nie auf so sicheren Beinen stand wie gerade jetzt.“

Münchner Meisterfeiern kann ich nicht beurteilen, unterstellt wird aber immer, dass in der jährlichen Routine ein gewisser Abnutzungseffekt unterstellt wird. Ist ja nix Besonderes mehr, jedes Jahr über dasselbe freuen. Das ist bei Bielefelder Aufstiegen nicht so – die sind immer etwas Besonderes. Mit speziellen Erlebnissen.
Allerdings… schaut man auf den Aufstieg 2025, sind da doch gewisse Parallelen. Wie 2013 hat sich einem Totalabsturz eine Mannschaft von Unbekannten gefunden und sich in zwei Jahren Dritter Liga zu einem Spitzenteam der Spielklasse entwickelt (und bei Pele Wollitz brennen schon wieder die Sicherungen durch, das nur am Rande). Unter Trainer Mitch Kniat, der vom Arminia- Publikum mindestens genauso viel verbale Jauche über den Scheitel bekam wie Nobby Nobbs 2014/2015.

Ach ja, wie in 2015 wird eine starke Spielzeit in der Liga auch in diesem Jahr mit irgendwie DFB-Pokal gekrönt, wir nehmen viel Schwung und Euphorie mit die Zweitligasaison 2025/2026. Und wie in 2020 spielen wir erst gegen Dresden und werden dann auf dem Sofa zweitklassig, bzw. hinter Westtribüne der Alm, wo Schreihals Gerd im Nachgang des Blauinnen- Spiels gegen Recklinghausen „3:0 FÜR AACHEN!“ über die Hartalm brüllt.
Und bei allen drei Aufstiegen wünschte sich ein kleiner, dummer Rundumbeobachter Kontinuität und den Weg in kleinen Schritten voran. Und sah Perspektiven. Tja… und dann war Stefan Krämer mit der Zweiten Liga überfordert und es endete im „Darmstadt- Trauma“. Dann ließ Meier uns stehen und nur ein Herzinfarkt- Finale 2017 unter Jeff Saibene bewahrte Arminia vor dem nächsten Absturz in die Dritte Liga. Und dann kriselte es 2020/2021 zwischen Uwe Neuhaus und Geschäftsführung, Ex und Hopp mit Uwe, der ganze Stunt endete mit dem nächsten Totalcrash.

Kontinuität, in kleinen Schritten voran, Perspektiven… die kann/ sollte/ muss man sich natürlich weiterhin wünschen. Trotzdem wünsche ich mir diesmal besser nichts und formuliere auch keine Perspektiven. Denn die Vergangenheit zeigt, dass auch bei diesem Arminia- Aufstieg im Jahr 2025 die Zukunft eine völlig unbekannte ist. Zumal ja auch noch etwas völlig Unbekanntes hinzukommt: Das Erlebnis und das Ergebnis des Pokalfinales.

Wahrscheinlich ist es auch ganz gut, sich einfach mal nichts zu wünschen, nicht in der Gegend herum zu analysieren und zu prognostizieren. Wenn Arminia Meister der Dritten Liga wird, ist die Gänsehautentzündungs- Saison von 2014/2015 spätestens übertroffen. Wir erleben gerade die geilste Zeit, die es in Schwarzweißblau jemals gab. Aufstiege, Finals und die dmit verbundenen Eindrücke sind vergänglich und spätestens mit dem Anstoß zum ersten Zweitligaspiel in 2025/2026 werden wir in den Alltag zurückkehren. Es wird auf jeden Fall spannend (und schwierig!) wieder in den Trott zu müssen.
Genießen wir also diese Zeit, es ist nicht unwahrscheinlich, dass wir so etwas nie wieder erleben werden. Genießen wir den Moment und sagen wir zu allem, was da kommen soll, ganz ostwestfälisch: „Ma‘ gucken“.
Glückwunsch, Aufsteiger!
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