SVS 1916 perfekt – Das Beste, Traditionellste, Stärkste, Unbesiegbarste, Geilste überhaupt!

Liebe Leserinnen und Leser,

die folgenden Ausführungen sind völlig ernst gemeint, bar jeglicher ironischen Überspitzung und entstammen dem Erfolgsneid eines Arminen auf jede andere Fußballmannschaft.

SVS…Vereins- und Fanhymnen sollen in etwa so identifikationsstiftend sein wie die Vereinsfarben oder das Vereinslogo. Nur unterscheiden sie sich von diesen beiden dadurch, dass sie das in einem Text rüberbringen müssen. Meist beschwören sie in ziemlich hohlen Phrasen die vermeintlichen Tugenden des Fußballs, die sich selbstversäumlich im besungenen Club manifestieren. Und zwar nur im besungenen Club. Auch, wenn es der SV Sandhausen ist.

SVS-Lied

Das beste hier in dem Revier [Irgendwo hinter der Autobahnraststätte]

Ist Sandhausen, und das sind Wir [Hallo, Ihr!]

Der SVS im ganzen Land [Definiere „ganzes Land“]

In jedem Stadion wohl bekannt [Definiere „jedes“]

Unsere Farben sind SchwarzWeiß [Da fehlt eine]

Darauf sind wir alle heiß [Definiere „Alle“]

Es sind die Farben der Nation [Waren sie in Württemberg noch nie]

Sie sind bei uns schon Tradition [„Tradition“ musste rein, daher wahrscheinlich auch „Nation“ in der Vorzeile]

Bei den Amateuren war’n wir schon Deutscher Meister [Glückwunsch. Wie auch dem SC Jülich 1910 und Bremen II. Die war’n auch schon bei den Amateuren Deutscher Meister]

Und fast jedes Jahr ganz vorne mit dabei [Definiere „jedes Jahr“, definiere „fast“]

Heut‘ beschwören wir am Hardtwald alle Geister [Rübezahl! Casper!! Slimer!!! *beschwörbeschwör*]

Denn mit Platz 1 ist der Weg nach oben frei [Definiere „MSV Duisburg“]

Jede Mannschaft ist am Hardtwald stets Willkommen [Dankeschön! Nette Autobahnraststätte!]

Alle Gegner immer wieder gern gesehn [Immer wieder…gibt es einen Willkommenstee?]

Doch die Punkte werden von uns eingenommen [Reim Dich!]

Bevor sie wieder nach Hause gehen [Reim Dich immer noch!]

Die Kameradschaft ist hier unsre große Stärke [Das musste rein, oder?]

Weil wir alle uns besonders gut verstehn [ebenso wie das]

Mit vereinten Kräften gehen wir hier zu Werke [hat was von Tauziehen, die Strophe]

Den Erfolg kann man bei allen Spielen sehn [Definiere „bei allen“]

Vor jeder Runde stellen wir jetzt schon die Weichen [Erinnert an eine Märklin Eisenbahn. Weichen stellen, immer in die Runde]

Dann werden alle Karten wieder neu gemischt [Texas Hold’em]

Wir wollen immer das gesteckte Ziel erreichen [auch, wenn die neu gemischten Karten mies sind, gell?]

Der erste Platz- Was anderes zählt am Hardtwald nicht [Realität an Vereinslied…bitte melden…]

Jetzt ist es beim SV Sandhausen so, dass einige der im „SVS-Lied“ besungenen Tugenden (alle zusammen, Kameradschaft) auf den „kleinen“ Club aus dem württembergischen Niemandsland durchaus zutreffen. Schließlich schaffen es die Hint…Hardtwälder, mit intensiver gemeinsamer Arbeit und gesunden, wenn auch überschaubaren Finanzen schon seit vielen Jahren mehr oder weniger solide die Zweitklassigkeit.

svs

Warum jedoch müssen die Zeilen, die zurecht die gute Vereinsarbeit loben, auch hier wieder durch dieses ständige „Wir sind das beste, was Mittelerde zu bieten hat.“ zugemüllt werden? Wenn Du ein provinzieller Club bist, bist Du nicht im ganzen Land, nicht in jedem Stadion wohlbekannt. Du bist dem Land und jedem Stadion kreuzwurscht, auch wenn Du selber etwas anderes glaubst. Glaubt mir, ein Armine weiß, wovon er redet. „Mit Platz 1 ist der Weg nach oben frei“ und „was anderes zählt am Hardtwald“ nicht. Was wäre wohl passiert, wenn die schlauen Zebras aus dem West-Ruhrpott damals den Lebenslauf von Roland Kentsch genau gelesen hätten? Die hätten ihre Zweitligalizenz behalten und für den SVS wäre der Weg nach unten frei gewesen.

Schade eigentlich, dass hier nicht wenigstens ein bisschen von der Ironie der Stadion-Spruchbänder aufgegriffen wurde. Schade, dass hier nicht mehr auf das Vereinsleben eingegangen wurde. So bleibt ein Song über das Beste, was Mittelerde zu bieten hat. So wie es auch BVB, der FCB, Buntekuh Lübeck oder XYZ in ihren Ballsporthits von sich geben. Mehr oder weniger glaubwürdig.

Hier gibt’s das Lied zum Anhören.

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