Bolzen, Bäbbeln, Pöhlen
Fußball ist ein wunderbarer Sport. Er ist einfach zu verstehen, hat diese einzigartige „Wann-fällt-ein-Tor“-Spannung…und er ist auch einfach zum selber spielen. Man braucht keine Körbe, keine Schläger, man braucht noch nicht mal einen Ball. Es reichen zwei Personen und eine rostige Bierhülse und man hat ein Fußballmatch.


Natürlich macht es in der Gruppe mit einem Ball am meisten Spaß. Für wildes, spaßhaftes Fußballspielen gibt es viele Bezeichnungen. „Tschutten“ sagt man in der Schweiz, „Bäbbeln“ in Sachsen, in Hannover nennt mant es „Booken“, im Ruhrgebiet „Pöhlen“. Gemeinhin am geläufigsten sind wohl „Kicken“ und „Bolzen“.



Bolzen kann in unendlich vielen Varianten ausgeführt werden. Zwei Teams gegeneinander, zwei Teams gegeneinander auf ein Tor, je nach dem, was die Gegebenheiten sagen. Ebenso hat Bolzen kreative Regeln hervorgebracht- „Torwartwechsel!“ um bei Gefahr vor der eigenen Kiste den Ball spontan mit der Hand spielen zu können, „Wer zuletzt berührt hat, holt“ – das sind nur zwei von vielen mehr oder weniger geläufigen Regeln.



Für den Beobachter sind die räumlichen Gegebenheiten spannend. Man kann auf Wäschestangen bolzen, zwei Jacken zu Torpfosten ernennen. Man kann auf dem Schulhof in der Pause spielen, auf der Wiese beim Grillplatz, im eigenen Garten…auch hier gibt es unendlich viele Möglichkeiten.



Die populärste ist natürlich der Bolzplatz. In Nordrhein-Westfalen gehört die Bolzplatzkultur seit 2018 zum immateriellen Kulturerbe aufgrund der „jugendkulturelle Form der gesellschaftlichen Selbstorganisation, die ihren Ursprung in den städtischen Milieus der 1920iger [!] Jahre hat“.



Zweifellos ist die gesellschaftliche Bedeutung des Fußballs – aktiv und passiv – kulturell sehr prägend. Das ist auch das immer wieder andere Erscheinungsbild der Bolzplätze. Man spielt auf Asche, auf Sand, auf Dreck, auf Rasen. Oder was vom Rasen noch übrig ist…vor dem Tor wird er am meisten strapaziert, wir kennen das. „Wer zuletzt berührt hat, holt“ – ab ins Gebüsch!



Bolzen auf Holztore, rostige Stahltore. Bolzen auf einem eingezäunten Gelände bis hin zu gepflegten städtischen Anlagen, die manchmal sogar Seitenlinien und Tornetzen zu bieten haben.







Um es mit Beckenbauer zu sagen: „Gehts raus und spielt Fußball!“ und kommt verschwitzt, mit Schrammen und glücklich wieder nach Hause. Genießt die Sommerpause mit aktivem, anarchischem Fußball. Über unsere Vereinsmannschaften ärgern wir uns früh genug wieder.





