Rundumbeobachtungen DSC14/15-21- BVB II gegen Arminia 1:1
Rundumbeobachter von 2023: Der Pokalkater schlug auch nach dem 3:1 gegen Werder zu….wenigstens an kultiger Stätte.
Soweit zum Hochgefühl. Zurück in den schnöden Liga-Alltag. Zu Gast bei der Zwoten von Borussia Dortmund, im Stadion Rote Erde. Das Stadion ist eine historische Stätte für uns Arminen, schließlich fand dort Arminias erstes Bundesligaspiel überhaupt statt und nebenan im Westfalenstadion das bis dato letzte Bundesliga-Auswärtsspiel. Ergebnisse: 0:3, 0:6. … Eigentlich empfiehlt es sich bei Arminia immer, nur in der Gegenwart zu leben.
Die Gegenwart heißt: BVB II gegen Arminia. Die Rote Erde liegt im Schatten des Westfalenstadions. Für den Drittligabetrieb sind 9.999 Zuschauer zugelassen. Der 10.000. Besucher darf nicht rein. Is‘ zu voll dann. Das Stadion wurde in den 1920er Jahren gebaut, den Baustil von damals erkennt man gut an der „Wuchtigkeit“ der erhaltenen Anlagen. Immerhin, die „Dortmunder Kampfbahn Rote Erde“ hat es zum Baudenkmal gebracht. Hat die Alm nicht. Die ist nur in Teilen ein Kentschdenkmal….Gegenwart, Rundumbeobachter, Gegenwart!
„Bie-le-feld! Bie-le-feld!“ – Man hört es schon, wenn man von der Bahnhaltestelle kommt. Die Ordnungstracht lässt uns einen Umweg über Bahnstationen und Parkplätze laufen, irgendwann sind wir dann am Eingang vor dem Gästesteher, der sich über zwei Drittel der Gegengerade erstreckt. Kurze Irritation herrscht in der Schlange vor dem Eingang, wie denn jetzt der Block heißt. 3? K? Hugo?
Die Sonne scheint, und bei den wohl 3.000 Arminen unter den 4.600 Zuschauern herrscht gute Laune. Bei der „Krabbelgruppe“ des BVB spielt der Perspektiv-Internationale Erik Durm von Anfang an, in Arminias Startelf spielen offiziell nur zehn Spieler, da der Stadionsprecher UlmUlmUlm in der Aufstellung vergisst. Nobbs Meier hat im Vergleich zur jüngsten Vergangenheit fünf neue Leute gebracht. Jarno Peters steht für den verletzten Schwolow in der Kiste. Die Schwarzgelben haben die ersten Halbchancen. „Das wird Arbeiterfußball heute“, stellt man auf Block Hugo fest.
Im Vergleich zur jüngsten Vergangenheit – die ist jetzt endgültig vorbei – wirken die Blauen ein bisschen uninspiriert und auch etwas müde. Nach einer Viertelstunde die erste wirklich gefährliche Situation durch einen abgefälschten UlmUlmUlm-Schuss. Gute Stimmung bei den Arminen. Die Gegengesänge zwischen Block Hugo auf der Gegengeraden und den Sitzplätzen auf der Haupttribüne – „ARMINIAHAAA! – BIELEFÄHÄÄÄLD!“, „Steht auf, wenn Ihr Arminen seid!“ – geben einen schönen Stereoeffekt. Wäre die Kurve mit dem Marathontor auf gewesen, hätten wir Dolby Surround gehabt.
Und UlmUlmUlm steckt in der 21.Minute durch. Fabi hat von halbrechts freie Bahn und…nun, was der dann macht, muss nicht zum neunzehnten Mal erklärt werden. Der Sehr-Nett-„Hi“-Sager-in-EinsLive-Interviews war wieder zur Stelle. Arminia hat jetzt das Heft etwas mehr in der Hand. Der kleine BVB setzt aber immer wieder gefährliche Konter. „Ist das da Odonkor?…hähähö…“, fragt man auf Block Hugo. Zeit hat er. Der TuS Dornberg spielt erst morgen.
Gegenwart in der Roten Erde: Das Spiel ist total zerfahren. In der 37. Minute jagen zwei Dortmunder zwei Bielefelder Verteidiger vor sich her, Ioannidis schließt zum 1:1 ab. Auf Arminenseite bricht Marc Lorenz durch, schließt aber etwas unüberlegt ab. Dat wär’s gewesen.
In der Halbzeit ist festzustellen, dass sich das kulinarische Angebot bei der BVB-U23 im Vergleich zum letzten DSC-Gastspiel vor 2 ½ Jahren verbessert hat. Nicht, dass es damals schlecht war – Bockwurst aus’m Glühweintopf schmeckt auch gut. Aber heute reichen sie eine wirklich gute Bratwurst. Entsprechend groß ist der Andrang. Wir Arminen sind durch die Ketchup-Engpässe in Köln offenbar traumatisiert, alle Anstehenden verfallen kurz in Schockstarre, als es von vorne heißt: „Sämpf! Wo is‘ Sämpf!?“.
Und das gelbe Gold scheint tatsächlich zur Neige zu gehen (toller Spruch in Dortmund!). „Kommt gleich!“, versichert das Mädel hinter der Theke, „notfalls stellt Ihr Euch einfach nochmal…an…“. Unbezahlbar ist der Gesichtsausdruck einer menschlichen Existenz, wenn sie Unsinn redet und während sie spricht merkt, dass sie Unsinn redet. Ihr Kollege greift unter die Theke und holt eine volle Sämpfflasche hervor. Aufatmen. Gruppentherapie am Wurststand.
In der zweiten Halbzeit ist erstmal gar nichts los. Block Hugo amüsiert sich über einen Auswechselspieler der Schwarzgelben. „Pumuckl!“. Dabei erinnert der Herr mit roten Locken und Bauchansatz eher an das Sams. Oder an Tresen-Ella aus der Bar zum glitschigen Lumpen. Das Spiel ist oft unterbrochen. „Geh unter Tage!“, brüllt es durchaus bildhaft von Block Hugo, als mal wieder ein Dortmunder am Boden liegt. Und das kommt öfter vor.
Umfallen genügt völlig, um einen Freistoß zu kriegen, zumindest, wenn man in Schwarzgelb unterwegs ist. Braucht es auch nicht immer ein Foul für. „Ich sach: ‚Hau den um!‘…und der haut den um!…der hat mich gehört…War aber gar nix, EY SCHIRIIII!“. Wenigstens scheint die Sonne, da schmeckt das Bier in rauhen Mengen: „Liä-Lä-Wäll“ (Lallefeld?). „Mamma Toa jezz hia!“.
Macht Arminia aber nicht. Die Einwechslung von Mast und Mü37, „der mit den bunten Sandalen“ bringt noch etwas Schwung, es kommen auch mehr Bälle in den Dortmunder Strafraum und ein Ball kullert nahe am leeren Gehäuse vorbei. Das war’s aber auch. Fabi kommt zweimal im Strafraum zu Fall. Sah zweimal grenzwertig aus, ob es das war, kann ich nicht beurteilen. Die erste Szene war schon ein ziemlicher Klammergriff. Die empörten Kids neben mir demonstrieren sich die Aktion gegenseitig und schmeißen sich in den Tribünenzaun- Wenn das einer der Sicherheitsparanoiker mitgekriegt hat, wird wohl demnächst bei jeder Sportschau-Zeitlupe „Don’t try this at home“ eingeblendet.
1:1 auf Roter Erde. Ein Spiel, bei dem Arminia offensichtlich noch müde vom Pokalspiel war. Der kleine BVB hat vorher achtmal zu Hause unentschieden gespielt und unter der Woche frei, daher konnte man so ein Ergebnis durchaus einplanen. Noch ein Punkt mehr zum A…Wort. Zu Beginn des Jahres hatten wir fünf Punkte Vorsprung auf die Konkurrenz. Jetzt sind es sieben Punkte Vorsprung bei sechs Spielen mehr. Das ist die Gegenwart, in der wir uns befinden und die nächste Woche gegen Rostock weitergeht. Beklagen sollte man sich über andere Dinge. Zum Beispiel, dass man den „Waffeln am Stiel“-Stand im Dortmunder Hauptbahnhof abgeschafft hat. Oder…
…darüber, dass Lohmann keine eigene Hymne hat. Nicht nur ein Lied, eine Hymne. Oder darüber, dass in Gästeblöcken keine Mettbrötchen gereicht werden. Das wäre wirklich genial !