Dresden gegen Arminia 3:1 – Mehr 2011 als 2010

Dresden gegen Arminia 4:0 – Daheimgebliebene Rundumbeobachtungen von Jan-Hendrik Grotevent

Dresden gegen Arminia los geht die Saison! Manchmal hat man sich in der Sommerpause, als der Kader zusammengestellt wurde, ja doch ein bisschen wie 2010 gefühlt. Als damals No Names zur klammen Arminia kamen. Als damals die Abelskis, Bölstlers, di Gregorios, Dennebooms und wie sie nicht alle hießen in schwarzweißblau aufliefen und in der Zweiten Liga zusammengeschossen wurden. Ohne viel Gegenwehr und ohne überhaupt viel Gegenwehr leisten zu können.

Dresden gegen Arminia

Nun, solche Gedanken konnte die Startelf der in rot spielenden Blauen im Rudolf-Harbig-Stadion relativ schnell zerstreuen. Wie übrigens auch Gedanken an die Vorsaison. Die Einstellung stimmte, die Körpersprache auch, der Elan, der Einsatz und der Wille passten. Die Truppe rannte, gab keinen Ball verloren und hielt auch in den Zweikämpfen robust mit. Und allein Shipnoski ist in seinen gut 60 Minuten auf dem Platz gefühlt öfter in den Sechzehner gestartet als Robin Hack in zwei Jahren.

Dass Kniats Spielidee das eine oder andere Herzinfarktpotenzial für ostwestfälische Fußballfreunde haben könnte, deutete sich ja schon in der Vorbereitung an und zeigte sich beim Spiel in Dresden. Als schwarzweißblaue Stunde Null mit einem hohen Pressing und viel Ballbesitz bei einer Mannschaft starten, die (durchaus mit Berechtigung) im oberen Drittel der Abschlusstabelle 2024 vermutet wird? Hm…warum nicht!? Zumal Angriff nicht nur der beste Angriff, sondern auch die beste Verteidigung zu sein scheint.

Dresden gegen Arminia

Offensiv war das nämlich gefällig bis gut, was Arminia im Elbflorenz ablieferte. Und zwar das ganze Spiel über, bis mit dem 3:1 und der roten Karte gegen Mizuta das Genick brach. Das Passspiel war ordentlich, das Stellungsspiel mit Übersicht. Und die Blauen gingen konsequent auf zweite Bälle, was auch das zwischenzeitliche 2:1 durch den starken Biankadi zur Folge hatte.

Defensiv allerdings wurde das Riskante am hohen Pressing offensichtlich. Gerade in der ersten Halbzeit brach die SGD ziemlich oft durch die hoch stehenden Ketten. Nachdem der Rundumbeobachter nach sechs Spielminuten schon das zweite Mal schnappatmen musste, hat er die gefährlichen Situationen mitgepinnt: 16., 20., 33., 35. Spielminute. Und dann die Gegentore, die, von den eben geschilderten Dynamo-Durchbrüchen abgesehen, in die Kategorie „Meine Fresse, was ein Abwehrverhalten“ gehören.

Man muss Arminias Defensive aber zugute halten, dass sie sich im Verlauf des Spiels festigte. Im ersten Drittel der zweiten Halbzeit wurden die Dresdner Umschaltsituationen durch kluges Stellungs- und Zweikampfspiel schon im Mittelfeld abgefangen. Es sei allerdings der Hinweis erlaubt, dass die Gastgeber bei einem verlorenen Zweikampf oder einem Stellungsfehler auch in dieser Spielphase durchgebrochen wären. Die geneigte Leserin, der geneigte Leser darf sich nun überlegen, inwieweit es für die Arbeit des DSC nach hinten spricht, dass genau das nicht passierte.

Dresden gegen Arminia

Arminias stärkste Phase war zwischen Wiederanpfiff und dem 3:1 für die SG Dynamo. Die Blauen war spielbestimmend. Dran am Ausgleich. Und hatten zumindest teilweise eine Antwort auf die Frage, ob man bei einer Taktik, die auf hohem Pressing und Ballgewinnen beruht, auch das Spiel machen kann. Die Antwort lautet: Kann durchaus möglich sein, dieser Kader könnte das leisten.

Okay, das 3:1 spielt Dresden richtig gut raus. Und mit dem, nennen wir es mal, diskussionswürdigen Platzverweis gegen Mizuta ist das Ding durch. Mit zwei Toren Rückstand und mit zehn gegen elf in einer kraftraubenden Spielweise ist das Schnitzel halt paniert. Trotz des weiterhin tapferen Einsatzes der Blauen.

Arminia Bielefelds Auftaktmatch in der Dritten Liga 2023 ging also verloren. Der Auftritt in Dresden war aber weitaus besser als das, was man in Erinnerung an 2010 befürchtete. Vielleicht ist diese Drittliga-Arminia von 2023 ja auch mehr wie die Drittliga-Arminia von 2011. Als damals No Names zur klammen Arminia kamen. Als damals die Hornigs, Burmeisters, Ortegas, Schütz’ und…moment…wie hieß der noch…

…ach ja, genau. Als diese No Names sich mit ehrlichem Einsatz und frischem Fußball in unsere Herzen spielten und uns angepisste Ostwestfalen wieder auf die Alm zurück holten. Auch die mussten am Anfang viel Lehrgeld zahlen, so wie die schwarzweißblaue Kapelle heute in Dresden. Damals war es sinnvoll investiertes Lehrgeld. Und der Eindruck, dass das Spiel bei der SGD ebenso sinnvoll investiertes Lehrgeld war, ist sogar stärker, als er es in 2011 in den ersten Saisonspielen war.

Die Chancen stehen also nicht schlecht, dass uns Arminia in der nun laufenden Spielzeit einen unterhaltsamen und ehrlichen Ballsport präsentiert, den wir gern mitfiebern, mitfühlen und anfeuern. „Unterhaltsam“ ist natürlich relativ- die Spielweise wird ordentlich Herzklabaster bieten. Das werden wir aber verschmerzen können, wenn sie denn erfolgreich ist.

Wenn. Wir werden sehen, ob.

Nette kleine Randrundumbeobachtung auf der Twitter-Auswechselbank:

Dresden gegen Arminia

Ob die „Oppi 1“ und „Oppi 2“ genannt werden?

Dritte Liga gibt es auch in der „Fußballfibel DSC Arminia Bielefeld“ behandelt. Muss ja. Obwohl…gab da schon ein paar nette Lagerfeuergeschichten. Das Buch gibt es bei Thalia. Oder bei amazon. Oder im Fanladen. „90 Minuten Arminia“ habt Ihr schon…?

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