MSV Duisburg gegen Arminia 1:1

Rundumbeobachtungen DSC14/15-5: MSV Duisburg gegen Arminia

Rundumbeobachter von 2022: Duisburg. Immer eine Reise wert, auch wenn es nicht immer die volle Ausbeute gibt. Der MSV darf gerne wieder in die Zweite Liga raufkommen. Nee, nicht Arminia runter.

Wie kann man denn mal so richtig die coole Sau raushängen lassen? Fußballfan? Beeindruckt wenig. Fußballfan von Arminia Bielefeld? Nein, ich will Eindruck schinden, nicht in den Arm genommen werden! Fußballfan von Arminia Bielefeld, auswärts auf’n Mittwoch? …Hey! Den Vogel kannste Dir selber zeigen! Ich sehe schon, ich muss das komplett anders aufziehen.

Nochmal von vorne, aaaalso: Ich habe eine echte Königspfalz besucht! Nein, die nicht. …Was!? Nein, die auch nicht. … Bitte!? Die sowieso nicht. Duisburg! Ja, ernsthaft. Duisburg war sogar schon Königspfalz, als wir noch Gestrüpp am Osning waren. Und außerdem: Steh‘ mal vor dem Duisburger Hauptbahnhof, da weht Dir das Königliche aber mal sowas von ins Gesicht…

Duisburg gegen Arminia

Einige Reste der alten Stadtmauer kann man heute noch bewundern. Die Stadt ist natürlich überprägt von der Ruhrpott-Industrialisierung, vom Bombenkrieg, nochmal von der Ruhrpott-Industrialisierung und vom Strukturwandel. Stichwort: Europas größter (und heute zu großen Teilen umgewidmeter) Binnenhafen. Trotz des eher kruden Charmes mag ich die Städte des Ruhrgebiets und bin jedes Mal gerne da. Nicht zuletzt wegen solcher Dialoge im Stehfress an der Untermauerstraße: „Kennste noch Hubert Kah? Den Sänger?“ – „Ja klar, Vöööllig losge-helöst von der Eeeeerde… Aber wie hieß nochmal die Duisburger Schauspielerin…die im Dschungelcamp war?“. Julia Roberts. Oder doch Julia von der Leyen?

Duisburg gegen Arminia

So, wie leite ich jetzt zum Spiel über… Duisburg fiel im Spätmittelalter an die Grafen von Kleve, in denen auch das Geschlecht derer von Ravensberg aufging, die ja nun ihrerseits für Bielefelds Existenz verantwortlich sind, womit wir schonmal eine Gemeinsamkeit gefunden hätten. Und von einem gescheiterten Potentaten zum nächsten: Zum ersten Mal treffen der MSV und Arminia, kentschseidank, in der Dritten Liga aufeinander. Und Nobby Nobbs trifft auf seinen Ex-Verein und seinen Ex-Cotrainer.

Riesenschlangen am Gästeeingang, hunderttausendmillionen Arminen stehen vor dem einzigen geöffneten Kassenhäuschen und warten auf ihre Passierscheine. Dann geht es durch eine erste Eingangskontrolle. Prüfung des Passierscheins, grimmige, schweigende Ordner, Abtasten, alle Taschen leeren, dann ein paar Meter Niemandsland, etwas Bauschutt, ein aufgelassenes Kassenhäuschen, ein Kanuclub, dann die nächste Passierscheinkontrolle, durch einen Tunnel und man ist im real existierenden Gästeblock…So stellt man sich als unbedarfter Ostwestfale Helmstedt 1976 vor.

Duisburg gegen Arminia

Der MSV hat ein Frauenteam, dessen Trainerin vor dem Spiel Werbung macht (the one and only Inka Grings) und eine U20-Weltmeistertorhüterin (Meike Kämper), die vor dem Spiel mit den Fans die Ola macht.

Der MSV hat auch den Zebra-Twist, diesen zeitlosen Ohrwurm, der zweifellos ganz nach vorne in die Fußballcharts gehört und den wir im Gästeblock gnadenlos kreativ mit „Scheiß-MSV“ kontern. Beide Seiten liefern einen ordentlichen Support, die Kulisse stimmt. Bei uns passt das Zusammenspiel zwischen Steh- und Sitzbereich mal richtig gut. Auf dem Platz nehmen die Zebras erstmal das Heft in die Hand und kommen zu einigen guten Abschlüssen. Erst so ab der 15.Minute fängt Arminia an, dagegen zu halten.

Allerdings fehlt die Dynamik. Die in rot spielenden Blauen gehen den Anspielen oft sehr zögerlich entgegen. Und die Anspiele selbst sind ungenau. „Maaaaan, Hemlein laaaauf!“ brüllt jemand unserer 17 zu. Motiviert isser, der Hemlein. Bis in die Haarspitzen und weit darüber hinaus. Genau wie Fabi. Beide rennen völlig ohne Not ihre Gegenspieler um und kassieren den Karton. Hat der SchiRi direkt gesehen. Auf das eine oder andere Foul und die eine oder andere Abseitsstellung müssen ihn die Winkemänner hinweisen. „Viel zu wenig gepfiffen, sowatt!“.

Gerade, als Arminia begonnen hat, für ein bisschen Ausgeglichenheit zu sorgen, kombinieren sich die Duisburger durch die Schnittstellen in der Defensive und Kingsley Onuegbu schiebt zum 1:0 ein. Zebra-Twist. Kurz darauf hat Ex-Armine Janjic eine dicke Chance. Kein Zebra-Twist. Wir stellen fest, dass die MSV-Defensive auch nicht unbedingt sattelfest ist. Leider nur auf den Rängen, denn das Spiel der Blauen ist dasselbe wie am Anfang der Partie. „Maaaann, diese Ballverluste – Ich geh pissen!“. Ein Duisburger Verteidiger haut über einen Querpass im Strafraum. Der freistehende Burmeister auch. Es braucht einen Standard und den nächsten Dick-Assist für den Ausgleich. Julian Börner köpft die Ecke ein. Halbzeitstand 1:1.

Mampfen ist in der Wedau nicht unbedingt eine Option für die Halbzeitpause. Die Versorgungsstation ist zu klein. Das Personal ist überfordert. Einer der Herrschaften versucht, seiner Kollegin einen Stapel Pfandbecher elegant zuzuwerfen, es macht *krach*…Entscheidend aber ist, dass hier der mit Abstand mieseste Schnellfress von ganz Duisburg ist. Fassen wir es mit den Worten einen Nebenmannes zusammen: „Ich habe gerade die ekligste Currywurst meines Lebens gegessen.“.

Auf dem Feld wird unterdessen gespendet. An die MSV-Cheerleader. Für neue Outfits, die eine der Jubeldamen gleich präsentiert. Das Stadion unterlässt das anzügliche Pfeifen, als man merkt, dass das Cheergirl vor einer Woche in der Schule die zweite Fremdsprache gewählt hat. Major Third League Soccer. Mit PomPoms und Mädchenpyramide. Die Cheerleader marschieren übrigens nicht zum Zebra-Twist auf, sondern zu einer grauenhaften Fan-Coverversion von „Blitzkrieg Bop“. „Hey-Ho, let’s go!“ wird zu „MSV, MSV!“. Das macht man nicht!

Die zweite Halbzeit. Ja, die findet statt, zumindest tickt die Zeit runter. Es ist eine Menge Spielkultur unterwegs. Gestocher, Ballverluste, Fehlpässe auf beiden Seiten. Es ist eine Menge Spielkultur unterwegs. Rund um das Stadion unterwegs. Sucht den Eingang. Und fragt überall nach „the beautiful game“. Das hat sich aber unter der Grasnarbe verkrochen und weint. „Boah, den Ball zum Torwart zurück köpfen, findste dat cool, oder was?“. Während einer Verletzungsunterbrechung: „Eeey, der Sonderzug fährt, komm‘ inne Puschen!“.

Die Stimmung ist weiterhin gut. Block Q, eng und schwitzig, macht Stimmung und reißt die ganze Südostecke mit. Hier sieht man übrigens sehr schön, warum sich Fanclubs und aktive Gruppen so selten nach Gästeblöcken benennen. „Inferno Südostecke“ und „Tifosi Block Q“ klingt nicht gerade respekteinflössend. In Kiel hat die Gästekurve mal „Böklunder-Kurve“ geheißen. „Kommando Wurstwasser“. Gegen Ende der Partie machen die Duisburger Fans nochmal Alarm. Wir machen mit. Dennis Mast haut den Ball an die Latte, so sind zum Schlusspfiff alle wieder wach. „Ich hau ab, das Feiern spare ich mir, ey!“.

Auswärtspunkt. Auswärts ungeschlagen. Nicht mehr, nicht weniger. Duisburg immer wieder gerne, bis zum nächsten Mal!

Im übrigen bin ich der Meinung, dass Lohmann mehr als nur einen eigenen Stier-Twist bekommen sollte! Hymne!

Alle Texte 2014/2015

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