Energie Cottbus gegen Arminia 1:2 – Daheimgebliebene Rundumbeobachtungen von Jan-Hendrik Grotevent
Als Fußballfan im Allgemeinen und Arminia- Fan im Besonderen neigt man ja dazu, die Beurteilung des ersten Spiels einer noch neuen Saison an die Vergangenheit anzuknüpfen. Möglichst nahtlos und selbstverständlich möglichst schlecht.
Nicht sensationell neu: Bei unseren Blauen ist die Vergangenheit nicht besonders rosig, sei es die auf eine ganze Spielzeit ausgedehnte Orientierungsphase im letzten Fußballjahr, der ganze unmotivierte Rotz in erster und zweiter Liga in den Jahren zuvor oder sowieso die letzten 119 Jahre Auf und Nieder immer wieder.
So kann man natürlich die gesamte erste Halbzeit des Gastspiels in Cottbus mit dem angeborenen „Typisch Arminia“- Gejaule zusammenfassen: „Überlegen, mehr Ballbesitz, technisch besser, spielerisch wie immer nix nach vorne, irgendwann schießt aber hinten einer eine Fahrkarte“. Und jawoll, war auch so. Wobei der wenig ansprechende erste Durchgang tatsächlich eine Phase des Reinfindens in die Saison war – bei Arminia und Energie Cottbus gleichermaßen. Mit allen Stock- und Abspielfehlern, die eben so dazugehören.
Und genau wie in vielen Spielen der letzten Saison fand Arminia auch in der zweiten Dreiviertelstunde erstmal kein Mittel, um etwas Konstruktives gegen den Rückstand zu tun. Die bekannten Kleinigkeiten wie Am- Ball- vorbei- rutschen oder intensives Testen des gegnerischen Aluminiums passten da auch ins Bild. Und hätte die alte Bolzplatzregel „Drei Ecken, ein Elfer“ auch im Profifußball Gültigkeit- Arminia hätte das ganze Team zum Training der in der letzten Saison so defizitären Strafstöße antreten lassen können. Einschließlich Schonzi und Hausi. Die Regel gilt aber nicht, und so blieben die Standards allerdings harmlos.
Aaaaaaaber…
…diese eine letzte Ecke hat es dann gebracht. Diese Ecke, die Maxi Großer versenkte, hat den Dreier eingefahren. Einen verdienten Dreier. Denn nachdem Oppie sich erst ein Herz fasste und den Ausglich erzielte, spielte Arminia beherzt nach vorne und verdiente sich die Lorbeeren. Und das ist eben nicht so wie letzte Saison. War es in 2023/2024 oft so, dass Arminia in vielen finalen Spielphasen keinen Kopf fand, um etwas am Ergebnis zu schrauben, biss Oppie die Zähne zusammen und tankte sich durch. Und die Mannschaft nahm kollektiv die Klinge zwischen die Zähne und spielte auf Sieg. Und GANZ anders als letzte Saison war Arminia nicht der Last- Minute- Depp, sondern der Last- Minute- Sieger.
Natürlich lässt sich daraus noch kein schwarzweißblauer Faden für die gerade angebrochene Spielzeit stricken. Und natürlich haben die Blauen „noch Luft nach oben gelassen“, wie der Stream- Kommentator rhetorisch gelungen feststellte. Aber so kann es doch mal weitergehen. Nicht genau wie letzte Saison. Ungenau wie letzte Saison, wie der Rundumbeobachter rhetorisch nicht ganz so gelungen feststellt.
Ach doch, eins ist auf jeden Fall noch wie früher: Die Umgangsformen des Pelé Wollitz sind immer noch nicht über den Primatenstatus hinaus.
Dritte Liga gibt es auch in der Fußballfibel DSC Arminia Bielefeld“. Muss ja. Obwohl…gab da schon ein paar nette Lagerfeuergeschichten. Das Buch gibt es bei Thalia. Oder bei amazon. Oder im Fanladen. „90 Minuten Arminia“ habt Ihr schon…?