1.FC Köln U20 gegen Arminia 1:0 – Bahnfahren mit Blauinnens

1.FC Köln U20 gegen Arminia 1:0 – Rundumbeobachtungen von Jan-Hendrik Grotevent

Wenn man eine Reise zum Trainingsgelände des 1.FC Köln plant, schickt einen jede erdenkliche Reiseplaner- App nicht etwas direkt zu den Kunstrasenplätzen am Geißbockheim, sondern zur DJK Südwest Köln. Was sagt das über die Prioritäten der Fußballvereine in der (laut Selbsteinschätzung) tollsten Stadt am Rhein aus?

FC Köln U20 gegen Arminia

DJK Südwest Köln… da waren wir schon und da wollen wir heute nicht hin. Zur Ehrenrettung der Reiseplaner- Apps sei angemerkt, dass beide Sportstätten nur etwa zwanzig Fußweg- Minuten auseinander liegen und über die Haltestelle Klettenbergpark am besten zu erreichen sind. Und der Fußmarsch ist noch der unspektakuläre Teil sowohl von Anreise als auch Abreise des Rundumbeobachters in (laut Selbsteinschätzung) weltweit tollste Stadt mit großer Kirche in der Mitte. Der Rest war Schiene… und steht in tragischer Analogie zum Auftritt der Blauinnen bei der U20 des 1.FC Köln.

Warum? Beispielsweise waren im Intercity aus Hamm nach Köln sämtliche Sitzplätze des Schienenfahrzeugs mit „ggf. reserviert“ ausgezeichnet. Da der Rundumbeobachter nicht reserviert hat, ist er „ggf.“ und kommt so an einen Sitzplatz. Bei den Blauinnen ist es ähnlich. Die sind „ggf. Spitzenteam“. Und dabei entweder Spitzenteam wie jüngst in Recklinghausen oder eben „ggf.“ wie in Rhade. Mal schauen, welcher Fall heute gegeben ist.

Der Nachwuchs der EffZeh- Frauen präsentiert sich ausgesprochen spielfreudig. Das Passspiel hinten raus ist flüssig, vorne erlaufen sie sich die andere oder andere Überzahl. Aber leider (oder besser: zum Glück) fehlt die Courage, die Schnittstellen zu nutzen. Arminias Offensivspiel ist so wie der erste Bahnreise- Abschnitt des Rundumbeobachters: Fällt erstmal aus und der ICE wird durch eine Regionalbahn ersetzt.

Nun kommt natürlich auch eine Regionalbahn ans Ziel, allerdings deutlich umständlicher. So dauert es bis Mitte der ersten Halbzeit, bis sich die Blauinnen vorne ein paar zweite Bälle erkämpfen. Sonst ist das Spiel zwar engagiert, aber dadurch, dass Arminia bei den Angriffsversuchen wie die Regionalbahn an jeder Milchkanne hält und die Kölnerinnen weiterhin kein Vertrauen in die freie Strecke haben, neutralisieren sich beide Teams. Tore verspäten sich auf unbestimmte Zeit. Mindestens hinter den Zwischenhalt an der Bude zwischen den Kunstrasenplätzen.

Halbzeit. Natürlich fragt Ihr Euch seit mindestens einem Jahr: Wie sehen sie denn aus, diese sensationellen Frikadellen aus der Bude? … Okay, wahrscheinlich habt Ihr es Euch nicht gefragt. Aber die Frikos sind immer noch sensationell. Und sie sehen so aus:

Zurück aufs Gleis. Letzte Woche gegen Mecklenbeck fehlte bei Blauinnens die zündende Idee, ein defensiv spielendes Team zu knacken. Heute fehlt die zündende Idee, ein offensiv spielendes Team zu knacken. Es riecht nach torlosem Unentschieden. Oder nach einer unglücklich- doofen Niederlage.

„Ein Tor muss her, dann platzt der Knoten“, stellt der Spielfeldrand fest. Und die Blauinnen zeigen jetzt auch deutlich mehr Biss. Der Rundumbeobachter ist versucht, „…na!?“ zu sagen. Hat beim Weg mit der Straßenbahn vom Kölner Hauptbahnhof zur DJK Südwest auch geklappt. Immer, wenn die einfach so anhielt, ein „…na!?“ und es ging voran. Arminia spielt immer fordernder und Zack! da liegt – „…na!?“ – der Ball im Kölner Tor. Wird aber zurückgepfiffen. Mist…

Irgendwann verpufft der Schwung, ohne dass die Blauinnen das erlösende 1:0 erzielen. Beide Teams neutralisieren sich. Rund um das Geißbockheim wird es kalt und finster. So wie der Bahnhof von Solingen um 19:00 Uhr im November. Owoher der Rundumbeobachter das schon wieder weiß? In Solingen verhungert der ICE zurück nach Bielefeld. Oberleitungsbrand in Wuppertal.

Der wirklich freundliche und aufopferungsvolle Zugchef hält die bescheiden gelaunten Fahrgäste per Durchsagen auf dem Laufenden. Was man plant, was man machen könnte, was die Fahrdienstleitung so vorschlägt… zurück Richtung Köln, in Leichlingen die Richtung wechseln, über Düsseldorf durch’s Ruhrgebiet? Erstmal Ratlosigkeit überall, man steckt fest. So sieht es jetzt auch bei den Blauinnen aus. In der Mitte durchtanken? Über außen spielen? Erstmal hintenrum und gucken, wo die Strecke frei ist? Erstmal Ratlosigkeit überall, man steckt fest.

Es riecht nach torlosem Unentschieden. Oder nach einer unglücklich- doofen Niederlage. Beide Filme haben wir mit den Blauinnen schon gesehen. Heute wird es der unglücklich- doofe Film. Ähnlich wie bei der Niederlage bei Fortuna Köln (deutlich mehr Fußmarsch vom Klettenbergpark) bringt ein schlimmer Fehlpass die Jung- Geißen in Ballbesitz, Tor- Lisa kann dem Heber in die Maschen nur hinterher gucken. Dieser elende „Trömmelsche“- Song dröhnt über den Platz (dieses Jahr aus zwei Boxen).

Okay, ein Gegentor 17 Minuten vor Spielende ist kein Oberleitungsbrand. Der Bahn ist bei ihrer Wuppertaler Malässe immerhin zugute zu halten, dass sie die Herausforderung gelöst kriegen- es wird die Variante über Leichlingen durchs Ruhrgebiet. So kommt der Rundumbeobachter zwar verspätet an, aber wenigstens kommt er an. Und darf sich sogar eine Cola auf Kosten des Hauses (oder besser: Des Zuges) gönnen. Hier ist die Bude zu, die Blauinnen bleiben sportlich im Bahnhof von Solingen stehen.

Tja, und so endet das Match wie viele Bahnfahrten zum Ballsport enden… verloren in Finsternis und Kälte.

Jetzt ist der Rundumbeobachter kein Fußballkunde sondern Fußballfan und weiß, dass man immer das Risiko eines mauen Spiels mit einkalkulieren muss, wenn man eine Ballsportreise startet. Aber unglaublich viel Geld für eine Fahrkarte ausgeben, die Hinreise improvisieren, bei der Rückreise zwei Stunden Verspätungen haben – da hätte man doch gerne einen gewissen Ausgleich gehabt. Ja, Kuchen… Hoffen wir, dass es im Westfalenpokal unter der Woche keinen Oberleitungsbrand gibt. Und nächste Woche kommt die eingangs erwähnte DJK Südwest Köln auf die Postheide, dann sind zumindest An- und Abreise ohne große Abenteuer.

Heißt fürs Spiel …!?

Mehr Fotos zum Spiel

Für zeitloses Lesevergnügen ist die „Fußballfibel DSC Arminia Bielefeld“ empfohlen. Da stehen viele Lagerfeuergeschichten drin, auch über die Blauinnen. Die Fibel gibt es bei Thalia. Oder bei amazon. Oder im Fanladen. „90 Minuten Arminia“ habt Ihr schon…?

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